Karibik Träume... und zwei Leichen
meine Reisen auch immer falsch organisiert.
Nun ja, beim Anflug auf den internationalen Flughafen von Venezuela, Caracas-Maiquetia , bekommt man jedenfalls einen ersten Vorgeschmack auf die Karibik und die Klischees. Funkelndes Wasser, kleine Boote und wenn man Glück hat, schwebt man über Los Roques , den kleinen vorgelagerten Badeinseln mit den weißen Stränden. Türkisfarbenes Wasser und sich kräuselnde Wellen mit weißen Spitzen. Dann dreht die Maschine ein, um parallel zur Küstenlinie auf den Flughafen zuzusteuern. Die Berge, die die Küste bilden, sehen aus, als ob sie mit Moos überwachsen sind. Sattes Grün. Zum Flughafen wird der Bewuchs karger und die nimmt die Farbe von verdorrtem Gestrüpp und Sand an. Es sind die letzten Ausläufer der Anden. Zum Landesinneren bildet der Gebirgszug eine natürliche Sperre. Aus genau diesem Grunde liegt die Stadt Caracas in den Bergen und nicht hier unten am Hafen. Waren in alten Zeiten mal wieder Piraten oder die Spanier im Anmarsch, haben sich die Bewohner zurückziehen können und waren einigermaßen sicher. Heute sind viele dieser Gebirgszüge Naturschutzgebiete. Was hier unten wolkenverhangen aussieht, ist oben wie Nebel, der durch die Wälder wabbert. Daher der Name: Nebelwälder.
Wir setzten auf. Hinten in der Economy-Klasse klatschten ein paar. Einige Touries, die sonst nur Charter fliegen sind immer dabei. Die klatschen bestimmt auch, wenn ihr Zahnarzt einen guten Job gemacht hat. Wir rollten auf das Flughafengebäude, einen etwas düster wirkenden Klotz aus Beton zu. Vorbei am militärischen Teil mit grüngestrichenen Hubschraubern. Dann kam eine uralte DC3. Es folgten Boeings und MDs aus den Siebzigern mit den Markierungen der nationalen Fluggesellschaften Santa Barbara und Aeropostal .
Neun Stunden im Flugzeug ohne Zigarette waren vorbei. Ich hatte nicht immer das Glück mit den Franzosen zu fliegen, die damals noch einer Raucherecke hatten. Als ich den Flieger verließ und in den Schnorchel trat, brach feuchtwarme, schwüle Hitze über mich herein. Ich beeilte mich in das klimatisierte Gebäude zu kommen und erst mal eine zu rauchen.
„Vergiss es,“ keuchte Willi hinter mir. Willi war von Krupp und verantwortlich für einen anderen Teil der neuen Anlage. Er war schon einmal hier gewesen und kannte den Flughafen. „Wir müssen an der Immigration sein, bevor alle anderen kommen. Sonst stehen wir ewig.“ Wir hasteten im Zick-Zack, immer irgendwelchen Menschen ausweichend, durch die lange Halle. Ich war trotz Klimaanlage klatschnass. Das kurze Stück im Schnorchel und der Sprint hatten gereicht. Wer kam mir denn da entgegen? Signalgelbes, enges, tiefausgeschnittenes Top mit Spaghettiträgern, dass über dem Bauchnabel endete. Darunter ein BH mit durchsichtigen Trägern. Ob das alles echt war, was die Dame darunter trug? Knallenge, verdammt knapp und tief sitzende, Jeans. Geschnürte, flache Sandalen. Helllackierten Finger- und Fußnägel im Kontrast zur gebräunten Haut. Sie war in Begleitung einer gepflegten älteren Dame mit bläulichen Haaren. Plaudernd schlenderten sie uns entgegen. Die ältere Dame sah uns auf sie zukommen und sagte etwas. Die Gelbe sah in meine Richtung und warf lachend den Kopf mit den dunklen Locken in den Nacken. Ich musste ziemlich hemmungslos auf ihren Busen gestarrt haben. Sie sagte irgendwas in meine Richtung. Verstand ich natürlich nicht. Schneeweiße Zähne und bernsteinfarbene Augen strahlten. Da war sich aber jemand seiner Weiblichkeit vollstens bewusst. Die beiden lachten und gingen weiter.
„Scheiße!“ Vor den Schaltern der Einwanderung zwei lange Schlangen, eine von links, eine von rechts, die sich irgendwo, irgendwie vereinten und dann in Mäandern vor die kleinen Häuschen mit den Beamten kanalisiert wurden.
„Die Lufthansa und die Iberia sind vor uns `reingekommen.“ Willi ließ resigniert den Pilotenkoffer fallen. „Komm. Wir stellen uns hier an.“
Ich setzte meinen Koffer ab und zog die Jeansjacke aus.
„Die Flieger aus Europa kommen alle mehr oder weniger gleichzeitig an. Ist eine Sache von Minuten. Pech gehabt, diesmal.“ Willi schob die Hände in die Taschen und besah sich die Schlange vor uns. „Warten wir halt.“
„Larsen! Hey Herr Larsen!“ Suchend drehte ich mich um. Winkend und grinsend kam Bernd Hoffmann auf mich zu. Er war unser Repräsentant. Ich hatte ihn vor zwei Monaten in Deutschland kennengelernt. Schlank, die Haare braun, glatt und gescheitelt,
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