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Karibische Affaire

Karibische Affaire

Titel: Karibische Affaire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bestmöglich informiert sein müssen für den Fall, dass – «
    »Für den Fall dass?«
    »Dass Sie in dieser Sache irgendetwas unternehmen wollten.«

10
     
    I m Büro des Administrators in Jamestown saß Dr. Graham seinem Freund Daventry gegenüber, einem ernsten jungen Mann von fünfunddreißig.
    »Ich bin aus deinem Anruf nicht klug geworden, Graham«, sagte Daventry eben. »Ist was Besonders vorgefallen?«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Dr. Graham, »aber ich mache mir Sorgen.«
    Daventry blickte sein Gegenüber an. Als die Drinks gebracht wurden, nickte er und begann, unverfänglich von einem Fischerausflug zu erzählen, den er vor Kurzem unternommen hatte. Nachdem der Diener das Zimmer wieder verlassen hatte, lehnte er sich zurück. »Also«, sagte er, »fangen wir an!«
    Dr. Graham berichtete nun von all dem, worüber er sich Sorgen machte. Daventry stieß einen langen Pfiff aus. »Ich bin im Bild! Da wäre also der alte Palgrave keines natürlichen Todes gestorben! Wer hat den Totenschein ausgestellt? Wahrscheinlich Robertson, nicht? Ihm ist nichts aufgefallen?«
    »Nein, aber er dürfte durch die Serenit-Tabletten im Badezimmer getäuscht worden sein. Als er mich fragte, ob Palgrave an übermäßigem Blutdruck gelitten habe, sagte ich, ich hätte ihn zwar nie behandelt, aber dem Vernehmen nach habe er mit anderen Hotelgästen darüber gesprochen. Insgesamt passte alles zusammen, und es gab keinerlei Grund, etwas anderes zu vermuten. Ich selbst hätte den Totenschein auch so ausgestellt, die Todesursache schien ja klar zu sein. Und heute würde ich keinen Gedanken mehr daran verschwenden, wäre nicht dieses Foto verschwunden…«
    »Aber erlaube mal, Graham«, sagte Daventry, »legst du diesen kuriosen Geschichten nicht zu viel bei? Du weißt doch, wie diese alten Damen sind, die machen aus jeder Maus gleich einen Elefanten!«
    »Ja, ja«, meinte Dr. Graham behaglich, »das weiß ich schon! Das hab’ ich mir auch selbst gesagt. Trotzdem, ich bin nicht sicher – die alte Dame wusste zu genau, was sie wollte.«
    »Also, für mich klingt das Ganze reichlich unwahrscheinlich«, sagte Daventry. »Da erzählt so eine alte Lady eine Geschichte von einem Foto, das nicht da sein sollte – oder nein, umgekehrt –, aber das einzig Konkrete daran ist die Aussage des Zimmermädchens. Aber auch für diese Tabletten gibt es hunderterlei Erklärungen. Vielleicht hat er sie früher immer bei sich getragen!«
    »Das wäre denkbar.«
    »Oder das Zimmermädchen hat sich doch geirrt und sie vorher einfach nicht bemerkt!«
    »Auch das ist möglich.«
    »Na also!«
    Aber Graham sagte: »Das Mädchen war aber sehr sicher!«
    »Ach, diese Eingeborenen bilden sich so leicht was ein! Sie sind so emotional, engagieren sich so leicht. Oder hast du das Gefühl, dass sie mehr weiß, als sie gesagt hat?«
    »Das könnte sehr gut sein«, sagte Dr. Graham langsam.
    »Wenn das so ist, dann sieh doch zu, dass du es aus ihr herauskriegst! Wir wollen doch kein Aufhebens machen, ohne uns auf was Bestimmtes stützen zu können! Und wenn der Major wirklich nicht an Blutdruck gestorben ist, an was dann?«
    »Ach, da gibt es heutzutage zu viele Dinge«, sagte Dr. Graham.
    »Du meinst Gifte, die keine erkennbaren Spuren hinterlassen?«
    »Nicht jeder ist so entgegenkommend, Arsenik zu verwenden«, erwiderte Dr. Graham trocken.
    »Sehen wir den Fall doch ganz nüchtern: Was würdest du sagen? Dass das Fläschchen ausgetauscht und der Major auf diese Weise vergiftet wurde?«
    »Nein. Das glaubt nur diese Victoria Dingsda, aber das ist ein Irrtum. Falls jemand den Major beseitigen wollte – rasch beseitigen wollte –, dann hat er ihm schon etwas verabreicht, am ehesten wohl in einem Getränk. Und erst dann stellte er die Medikamentenflasche in das Zimmer des Toten. Und dann ließ er gerüchtweise verlauten, der Major habe an zu hohem Blutdruck gelitten.«
    »Wer hat dieses Gerücht in Umlauf gesetzt?«
    »Ich bin der Sache nachgegangen, aber ohne Erfolg – es war zu raffiniert gemacht worden. A sagt ›Ich glaube, das hab’ ich von B‹, wenn man aber B fragt, dann heißt es ›Nein, ich war’s nicht, aber ich erinnere mich, dass C einmal was gesagt hat‹. Und C sagt dann ›Es haben mehrere davon gesprochen – ich glaube, A war auch dabei!‹ Und damit sind wir wieder, wo wir waren.«
    »Das hat dieser Jemand sehr geschickt eingefädelt!«
    »Jawohl. Sobald man den Toten aufgefunden hatte, sprach alle Welt schon von seinem hohen

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