Karibische Affaire
Blutdruck! Einer redete es dem anderen nach.«
»Wäre es nicht einfacher gewesen, ihn bloß zu vergiften, ohne das andere Theater?«
»Nein – das hätte eine Untersuchung, vielleicht sogar eine Autopsie nach sich gezogen. Aber wie der Fall lag, musste der Arzt alles unbedenklich finden und den Schein ausstellen. Das ist ja auch geschehen!«
»Aber was erwartest du jetzt von mir! Soll ich zum C.I.D. gehen? Auf Exhumierung bestehen? Das würde eine Menge Staub aufwirbeln.«
»So etwas ließe sich ganz im Stillen abmachen.«
»So? Auf St. Honoré? Überleg doch mal! Die Luft würde vor Gerüchten schwirren, noch ehe der erste Spatenstich getan wäre! Immerhin« – Daventry seufzte – »ich hab’ das Gefühl, dass etwas geschehen muss. Aber wenn du mich fragst – das Ganze ist eine Ente!«
»Ich hoffe es selbst«, sagte Dr. Graham.
11
M olly korrigierte einige Gedecke im Speisesaal, nahm da ein Messer weg, legte dort eine Gabel zurecht, rückte ein, zwei Gläser an ihren Platz, trat zurück, um das Ganze zu überschauen, und begab sich danach auf die Terrasse hinaus. Noch war alles leer. Sie schlenderte ans hintere Ende und lehnte sich an die Balustrade. Wieder stand ein Abend bevor, ein Abend voll Geschwätz, voll Unterhaltung, voll Trinkfreudigkeit, alles so fröhlich und unbeschwert, wie sie sich das Leben immer gewünscht hatte. Jetzt aber schien sogar Tim sich Sorgen zu machen. Vielleicht war das nur natürlich – es war ja so wichtig, dass ihr Unternehmen hier gut ausging! Schließlich hatte Tim all seine Mittel hineingesteckt! ›Aber das ist’s ja gar nicht‹, dachte Molly. ›Was ihm Sorgen macht, bin einzig und allein ich!‹ Und sie fragte sich nach dem Grund. Weshalb stellte er ihr diese Fragen, warum warf er ihr immer wieder diese raschen nervösen Blicke zu? ›Dabei war ich doch so vorsichtig‹, dachte sie. Nein, sie konnte es wirklich nicht verstehen! Sie wusste nicht, wann es begonnen hatte, ja, nicht einmal, was es war! Irgendwie hatte sie angefangen, sich vor den Leuten zu fürchten. Aber warum nur? Was konnten sie ihr schon anhaben? Was wollten sie ihr schon anhaben?
nickte vor sich hin – und zuckte heftig zusammen, als jemand ihren Arm berührte! Herum wirbelnd fand sie sich Gregory Dyson gegenüber, der sie erschrocken und Entschuldigung heischend ansah.
»Oh, das tut mir aber leid! Habe ich Sie so erschreckt, kleines Fräulein?«
Molly konnte diese Anrede nicht leiden, gab aber munter zur Antwort: »Ich habe Sie gar nicht kommen hören, Mr Dyson, deshalb hat es mich so gerissen.«
»›Mister Dyson‹? So förmlich heute Abend? Sind wir denn hier nicht eine einzige frohe Familie? Ed und ich, Lucky und Evelyn, Sie und Tim, Esther Walters und der alte Rafiel? Alles eine große Familie!«
›Der hat ganz schön gebechert‹, dachte Molly, während sie ihm ganz freundlich zulächelte. »Oh, irgendwann werde ich die schwerfällige Hausfrau in mir schon noch überwinden«, sagte sie leichthin. »Aber Tim und ich, wir glauben, es ist höflicher, nicht gleich die Gäste beim Vornamen zu nennen.«
»Ach, wir wollen doch nicht so steif sein! Also, meine bezaubernde Molly, wie wär’s, wenn wir jetzt was trinken gingen?«
»Später gern«, sagte Molly. »Ich muss nur noch ein paar Sachen erledigen.«
»Laufen Sie jetzt nicht weg!« Sein Arm presste sich um den ihren. »Molly, Sie sind einfach reizend! Hoffentlich weiß Tim sein Glück zu schätzen!«
»Oh, ich sorge schon dafür, dass er’s tut!«
»Wissen Sie, Sie sind einfach mein Typ!« Er sah sie begehrlich an. »Meine Frau braucht das natürlich nicht zu hören, ja?«
»War’s nett heute Nachmittag? Ein hübscher Ausflug?«
»Na ja, unter uns gesagt, hängt mir das Ganze schon zum Hals heraus – immer nur Vögel und Schmetterlinge… Was meinen Sie, könnten wir nicht gelegentlich allein zu einem kleinen Picknick losziehn?«
»Darüber ließe sich reden«, sagte Molly fröhlich. »Ich will mich inzwischen darauf freuen.« Lachend machte sie sich los und lief zurück in die Bar.
»Hallo, Molly«, sagte Tim. »Du hast’s aber eilig! Wer war denn bei dir draußen?«
Er spähte hinaus.
»Gregory Dyson.«
»Was will er?«
»Er wollte deutlich werden«, sagte Molly.
»Dann lass ihn abblitzen«, meinte Tim.
»Keine Sorge«, sagte Molly, »ich weiß schon, was ich zu tun habe!«
Tim wollte ihr antworten, bemerkte aber Fernando und ging, um ihm einige Anweisungen zu geben. Molly schritt durch die Küche ins Freie
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