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Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition)

Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition)

Titel: Karl der Große: Gewalt und Glaube (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Fried
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die Brotmenge und Brotverteilung pro Tag; und geschätzt werden sollte, was die Mindest-, die Durchschnitts- und die Höchstmenge an Brot sei, um zu kontrollieren, wieviel an die Knechte, wieviel an die Brüder, an die Vasallen, an die Gäste, an die Schüler, an die Pfründner gehe. Der Zehnt soll für jede Frucht und jedes Feld eigens abgeliefert werden, da ja die Qualität der einzelnen Felder nicht identisch sei[ 46 ]; auch der Tierzehnt wurde genau beschrieben.
    Adalhard kümmerte sich somit um die Umverteilung der Erträge, um die Sicherung der Versorgung für die Hörigen, um Gäste, Kranke und Arme und nicht zuletzt um Steigerung der Erträge und Leistungen. Letzteres betonte er ausdrücklich: Von jedem Ertrag wünsche man, «daß er wachse und nicht schwinde»[ 47 ]. Dieser Abt kalkulierte stets Reserven ein. Geld war nicht fremd; auch Hörige konnten mit Geld entlohnt werden. Des Königs Grundherrschaft dürfte prinzipiell nach denselben Regeln verwaltet worden sein, wobei freilich die Abgabenregelung durch die Größe der Grundherrschaften, die Vielzahl der Pfalzen, die Ordnung der Tafelgüter und den wandernden Königshof erschwert gewesen sein muß.
    Ertragssteigerung war hier und da das Ziel. Verbesserte Anbaumethoden konnten dazu führen; nicht zuletzt aber ausgedehnte Rodungen. Sie wurden in großem Umfang durchgeführt oder begonnen. Weite Urwälder – etwa Ardennen, Eifel, Taunus, Odenwald, Westerwald oder Alpen – wurden seit damals, nicht erst in den folgenden Jahrhunderten dem Landesausbau durch König, Kirchen und die Großen preisgegeben. Gerade Klöster widmeten sich dieser Aufgabe. Lorsch etwa, um nur dieses Beispiel zu nennen, das dem König bald nach seiner Gründung übertragen worden war, kann zum Exempel dienen. Sein reicher Besitz verpflichtete das Kloster bald auch zum Kriegsdienst.
    Die Heppenheimer Mark, die Karl dem eben an ihn tradierten Lorsch zuwies und die – wie eine im Jahr 795 auf Befehl des Königs durchgeführte Grenzbeschreibung zu erkennen gibt – bis zur Grenze an den Maingau und damit von der heutigen Bergstraße bis tief in den Odenwald hinein reichte, diese Mark läßt nicht nur damalige Ansätze zur Landesbeschreibung, sondern vor allem dieAnmutung an die Klöster zur Landeserschließung erkennen. Der halbe Odenwald bis nach Michelstadt, damals ein weithin unberührter Urwald, lag zur Kolonisation vor den Mönchen[ 48 ]. Hinzu kommt die Grenzbeschreibung des Kirchspiels der Heppenheimer Pfarrkirche St. Peter. Auch sie weist auf Karl zurück: «Dies ist die Umgrenzung (
terminatio
) dieser Kirche»: Nun folgt über 26 Orte die Beschreibung einer etwa 40 km langen Grenze, von Ort zu Ort, von hier nach dort. «Diese Grenzbeschreibung (
terminatio
) wurde durchgeführt im Jahr 805 von dem großen Karl, dem Römerkaiser». So steht es auf der steinernen Tafel des 12. Jahrhunderts, die sich heute im Untergeschoß des Kirchturms befindet, deren Lautstand der althochdeutschen Ortsnamen textlich tatsächlich in die Karlszeit verweisen dürfte[ 49 ]. Auch dieses Kirchspiel reichte in den Odenwald hinein und dokumentiert eben gerade die frühe Kolonisationsleistung der Mönche.
    Im Gegenzug entstanden neue Forsten, was hieß: gehegte Waldgebiete wie etwa in den – nahe an Aachen gelegenen – Ardennen. Karl selbst hatte seinen Gutsverwaltern entsprechende Anweisungen erteilt: «Daß unsere Wälder und Forsten gut geschützt werden. Wo sich ein geeigneter Ort zum Roden findet, sollen sie roden, und die Felder sollen nicht mehr vom Wald überwuchert werden. Wo Wald sein soll, sollen sie ihn nicht schlagen oder schädigen. Das Wild in unseren Forsten sollen sie hegen»[ 50 ]. Der König wollte jagen können.
    Vor allem aber schuf die Rodung neue Ackerflächen, die unter den Pflug genommen werden konnten. Sie verbesserte die Ernährungslage. Immer mehr Menschen fanden Nahrung. Damit einher ging die Zunahme des Getreideanbaus; auch die Dreifelderwirtschaft mit ihrem Flurzwang scheint eingeführt worden zu sein, wenn auch nicht überall und gewiß nicht in den Gebieten mit extensiver Weidewirtschaft. Die jetzt erschlossenen fetten Böden ließen sich nur mit dem schweren schollewendenden Pflug bearbeiten, erbrachten aber einen höheren Ertrag. Dieser Räderpflug verlangte ein Zuggespann von mindesten zwei Ochsen, eine Größe, die sich keiner der kleinen ‹Bauern› leisten konnte, wohl aber in den Grundherrschaften möglich wurde. Karl profitierte hier von einer technischen

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