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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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kenne niemanden mit enzyklopädischem Wissen über dieses Thema.«
    Das jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. »Enzyklopädisch? Ja, gibt es da denn so viel zu wissen?«
    »Du meine Güte, ja. Um sich derartige Sachkenntnisse zu erwerben, muss man auf eine Schule gehen.« Sie ließ ihr leises Lachen ertönen, während sie sich mit der Gartenschere an irgend so einem buschigen Strauch zu schaffen machte, der einen Strohkragen trug, durch den er vermutlich vor Frost geschützt werden sollte.
    In »irgend so einem« erschöpfte sich Melrose’ Kenntnis über Büsche und Sträucher, obwohl er erst im vergangenen Dezember einige Zeit als Hilfsgärtner in Tynedale Lodge zugebracht hatte. Einen rechten Dreck genützt hatte es ihm. Sein Hirn war wie ein Sieb. »Vielleicht hat die Bücherei...?«
    »Dort würde ich es an Ihrer Stelle mal versuchen. Und dann gibt es ja auch noch die Royal Horticultural Society. Dort könnten Sie es auch mal probieren.«
    Melrose stand noch eine Weile unschlüssig herum und betrachtete das Katzenvieh, das alle viere von sich gestreckt auf der steinernen Säulenplatte lag. »Desperado scheint ja noch einiger Teile seiner selbst verlustig gegangen zu sein.«
    »O, wenn Sie das Stückchen von seinem Ohr meinen... Er legt sich eben dauernd mit Ada Crisps Hundchen an. Und wie geht es Ihrem Ziegenbock, Mr. Plant? Gedeiht er denn gut?«
    »Gut, sehr gut.« Wollte er wirklich einer von denen sein, die man fragte: »Wie geht es Ihrem Ziegenbock?«
    »Das sind doch ganz wunderbare Geschöpfe, finden Sie nicht?«, sagte sie. »Und so intelligent.«
    »Glauben Sie, der weiß vielleicht was über Rasenplaggen?«
    Miss Broadstairs lachte sich beinahe schief und krumm, und als sie endlich aufhörte, musste sie sich die Tränen von den Wangen wischen. »Nun, wie ich höre, sind es wundervolle Gefährten für Pferde. Wie geht es Ihrem Pferd?«
    Das war schon besser. Die Frage: Wie geht es Ihrem Pferd?, beschwor alle möglichen wundervollen Dinge über den Besitzer herauf: An einem dunstigen Morgen durch die Wälder reiten, beim Schauturnier vier oder fünf Hürden überspringen, über die Felder galoppieren – lauter solche Sachen. »Aggrieved könnte es gar nicht besser gehen. Es scheint ihm überhaupt nichts auszumachen, dass er keine Rennen mehr läuft. Sie wissen ja, er ist ein Rennpferd.«
    »Aber nein, das wusste ich nicht.« Miss Broadstairs schob sich wieder aufgelöste Haarsträhnen aus dem schlichten, freundlichen Gesicht, einem Gesicht wie ein Pfannkuchen. »Und werden Sie ihn einmal in einem Rennen laufen lassen?«
    Melrose war jedes Mal stolzgeschwellt, wenn er über sein Pferd und über Pferderennen redete. Er stellte sich die Szene vor, diesmal mit sich selbst auf Aggrieved in Newmarket oder Newbury, den anderen um Längen voraus, ein Bild, das allerdings dadurch einen kleinen Makel hatte, dass Melrose knapp über einsachtzig maß. »Nein, ich glaube nicht, zumindest vorläufig nicht. Aggrieved scheint ganz zufrieden damit, dass ich ihn ein bisschen umherreite, oder er grast einfach.«
    »Wie nett. Also, dieser Freund von Ihnen -«
    Welcher Freund?
    »Sagen Sie ihm, er muss aber zuerst die alkalischen Eigenschaften des Bodens bestimmen. Die Alkalinität ist wichtig und -«
    Ach, der Freund.
    Unablässig schoss ihr Wortschwall direkt auf ihn zu, zzzzzzz-OOOOOOOOOMMM - ! Volltreffer!
    »Vielen Dank auch, Miss Broadstairs. Ich muss los. In die Bücherei.«

14
    Miss Twinney, die hilfsbereite Bibliothekarin, schlug ihm diverse Gartenbaubücher vor, wenngleich dort das Thema Gartenbau an sich viel zu allgemein angelegt war. Was Grassoden betreffe, meinte Miss Twinney, könne sie ihm leider nicht sehr weiterhelfen. Das sei nun wiederum vielleicht ein zu speziell angelegtes Thema. Erde, Grassoden und Lehmboden. »Lehm« war eines seiner Lieblingswörter, und Melrose formte das Wort unhörbar mit den Lippen, während er über dessen reiche Eigenschaften las.
    Da kam ihm plötzlich der Gedanke, dass sich Grundkenntnisse über Bodenverhältnisse vielleicht in der Kinderbuchabteilung finden ließen. Denn eines wusste Melrose schon: Wenn man etwas über Grundlagen erfahren wollte, musste man in Kinderbüchern suchen.
    In der entsprechenden Abteilung ganz hinten in der Bücherei zog er das Buch mit dem Titel Die dreckige Debbie aus dem Regal und vertiefte sich in das Buch, auf dessen Umschlag ein kleines, schwarzhaariges Mädchen mit einem Spaten abgebildet war, von einer Schar Bauernhoftiere auf

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