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Karneval der Toten

Titel: Karneval der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Grimes
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wobei sie ihren Wischmopp ein paar Mal auf dem Fußboden aufschlug, als wäre es ein Trommelklöppel oder eine Wünschelrute: »Gin! Oder vielleicht Brandy oder sonst den zwölfjährigen Whiskey, den Dick da hat.« Sie stützte sich auf ihren Wischmopp.
    »Was auch immer«, sagte Trueblood. »Da brauchen wir aber Regeln. Eingrenzen müssen wir es schon, sonst verschwenden wir mit blöden Namen wie Bubbles oder Yellow Teeth bloß Zeit.«
    »Komisch«, sagte Jury, »aber ich glaube, auf Bubbles wäre ich nie gekommen. Auf Yellow Teeth vielleicht, aber nie auf Bubbles.« Er saß auf dem Platz in der Fensternische neben Vivian. Inzwischen hatte er sich wieder das Kaugummikauen angewöhnt, und manchmal leistete sein Unterkiefer Überstunden.
    »Okay«, sagte Melrose, »nachdem das Pferd Aggrieved heißt, beschränken wir uns doch auf einen dazu passenden Namen. Wie Agitated oder so etwas. Wir könnten es doch wirklich einschränken, indem wir darauf achten, dass die beiden ersten Buchstaben unbedingt ein ›A‹ und ein ›G‹ sein müssen. Wie ich gerade sagte – ›Agitated.‹«
    »Aggravated«, sagte Vivian.
    »Ist das Ihr offizieller Vorschlag?«, wollte Theo wissen.
    »Na los, alle miteinander, strengt mal euer Oberstübchen an!«, sagte Trueblood.
    Diane, die ihr Oberstübchen im Getränkemarkt gelassen hatte, stieß einen Seufzer aus.
    »Es sollte auch die Regel geben, dass man bei seiner ersten Wahl bleibt«, meinte Theo Wrenn Browne und bedachte die anderen mit seinem verkniffenen Lächeln.
    »Wir sollten es aufschreiben«, sagte Jury zwischen Malmgeräuschen von Juicy Fruit.
    »Guter Vorschlag«, lobte Trueblood und stand auf, um sich ein halbes Dutzend Bierdeckel mit Reklame für Adnam’s zu schnappen und sie auszuteilen. »Sie können den Namen auf die Rückseite schreiben. Auf die Art erfährt keiner, wessen Name es ist.«
    Vivian sah ihn entgeistert an. »Wofür um alles in der Welt soll das denn gut sein?«
    »So macht man das eben.«
    Theo Wrenn Browne meinte: »Es sollte ein Zeitlimit geben.«
    Mrs. Withersby ließ ihr gackerndes Lachen ertönen. »Zeit für’n Schlückchen, das is Ihr Zeitlimit.«
    »Ich würde sagen, fünf Minuten?«, kam Vivians Vorschlag. »Wer nimmt die Zeit?«
    »Ich«, sagte Theo Wrenn Browne.
    Sie saßen still da, nippten an ihren Getränken und betrachteten ihre Bierdeckel. Vivian kaute an ihrer Unterlippe.
    »Drei Minuten haben Sie. Drei Minuten.« Theo schrieb etwas auf seinen Bierdeckel.
    Jury war als Erster fertig und warf seinen Bierdeckel schwungvoll auf den Tisch. Nun schrieben auch die anderen ihre Wahl nieder, und Theo Wrenn Browne senkte die Hand. »Zeit ist um!«
    Trueblood sammelte die Bierdeckel ein, mischte sie durch und überreichte sie Melrose. »Sie haben die ehrenvolle Aufgabe. Es ist schließlich Ihr Ziegenbock.«
    Melrose stellte sein Bierglas ab. »Richtig. Ich lese sie einfach vor, aber alles, was nicht den Regeln entspricht, läuft außer Konkurrenz.«
    »Was für Regeln?«, fragte Diane bedächtig rauchend.
    Melrose seufzte. »Meine Güte. Dass der Name die beiden Anfangsbuchstaben von Aggrieveds Namen haben muss: ›A‹ und ›G‹.«
    »Ach so«, sagte Diane.
    Melrose räusperte sich: »Der erste – Agatha... ha, ha, sehr witzig!«
    »Aber bitte ohne Kommentar«, sagte Trueblood. »Lesen Sie einfach vor.«
    »Okay. Agatha.«
    »Agro.
    »Agape.«
    »AGA-peee, nicht A- Gape «, sagte Theo gereizt.
    Trueblood seufzte. »Sie halten bitte den Mund und lassen ihn weitermachen! Fangen Sie noch mal an.«
    »Gut: Agatha.
    »Agro.
    »Agape.
    »Aglow.
    »Agoat...«
    Melrose verstummte und blickte sich mit zusammengekniffenen Augen am Tisch um. » A goat – ein Geißbock? Okay, von wem ist das?«
    Jury kaute angelegentlich seinen Kaugummi.
    »He, wenn Sie die Sache nicht ernst nehmen, hat es doch gar keinen Sinn!«, meinte Theo noch gereizter.
    »Ich kann euch sagen, wer es nicht ernst nimmt«, sagte Jury, »euer verdammter Ziegenbock nämlich.«
    Und so blieb der Ziegenbock namenlos, während Agatha ihr Scone mit Marmelade belud.
    Melrose gefiel das seelenruhige Gemüt des Tieres. Das einzige Wesen, das er je so seelenruhig gesehen hatte, war eine Rundschwanzseekuh. Wenn Ziegenböcke und Rundschwanzseekühe die Welt übernähmen, würde diese glatt in wohligen Schlummer versinken. Welch ein geruhsames Leben, wenn man sich zu nichts Größerem als zu einem Kohlstrunk oder Salatblatt aufraffen musste.
    »Ich verstehe eigentlich nicht«, sagte Agatha, »wieso

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