Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
den Kopf gestoßen.« Seine Stimme klang warm und hypnotisch.
Wahrer Gefährte. Mikhail. Als die Schmerzen kamen, akzeptierte Raven sie und ließ sie durch ihren Körper flie-
ßen. Sorgfältig achtete sie darauf, dass sie sich weder durch ihre Gedanken noch durch ihren Gesichtsausdruck verriet.
Dann nahm sie all ihre Willenskraft zusammen und konzentrierte sich. Mikhail ? Wo bist du ? Gibt es dich wirklich ? Ich habe Angst. Raven entdeckte, dass es offenbar einen telepathischen Pfad gab, den sie mühelos benutzen konnte, als hätte sie nie etwas anderes getan.
Kleines. Die Stimme wisperte in ihrem Geist, schwach und weit entfernt, aber dennoch real genug, um sich in all dem Wahnsinn an ihr festzuhalten.
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Wer ist der Mann bei mir? Was ist geschehen ? Sie stützte sich schwer auf André und achtete darauf, ihn nur Furcht und große Verwirrung in ihren Gedanken lesen zu lassen.
André ist ein Vampir. Er hat dich entführt, aber ich komme bald zu dir.
Irgendetwas stimmte nicht. Die Wahrheit schien in greifbarer Nähe zu sein, und Raven schenkte der Stimme Glauben. Sie spürte die Wärme und Liebe, die darin lagen, und doch gab es da noch etwas anderes. Du bist verletzt. Wie ist das geschehen ?
Mikhail sandte ihr die Bilder der Ereignisse, und Raven schien es, als erhielte sie einen Faustschlag in den Magen.
Mikhail!
Gregori nimmt regelrecht tyrannische Züge an, Kleines. Ich würde es nicht wagen, unter seinen Händen zu sterben.
Die Erinnerungen stürmten auf sie ein und jagten ihr schreckliche Angst ein. Doch wieder achtete sie darauf, André nichts davon merken zu lassen. Sie blieb die zitternde, verwirrte Frau, mit der er rechnete.
Mikhails Verletzungen sahen gefährlich aus. Er lag in einer Höhle, umgeben von seinen Freunden, während Gre-gori die Wunden versorgte. Raven befürchtete, dass sie Mikhail in die Erde versenken würden, sodass sie ohne die rettende Verbindung zu ihm zurückblieb. Raven hob den Kopf.
Mochte die Droge sie auch stärker als erwartet verwirrt haben, sie würde es schaffen. Ich werde schon mit André fertig, mach dir keine Sorgen um mich, sagte sie mit mehr Zuversicht, als sie tatsächlich empfand.
Nun musste sie auch ihre Erleichterung vor André verbergen. Mit der Verbindung zu Mikhail kehrte ihre Erinnerung zurück, und die Mosaiksteine fügten sich zusammen.
Mikhail und Gregori würden kommen, um sie zu retten, was 387
auch geschehen mochte. Mikhail würde seine Wunden verbinden und auf allen vieren zu ihr kriechen, wenn es sein musste.
»Du bist ja so still.« André schreckte sie aus ihren Gedanken auf.
»Ich versuche, mich zu erinnern, aber das verschlimmert die Kopfschmerzen.«
Sie befanden sich auf einem Bergkamm. Zuerst konnte Raven das Haus nicht sehen, das sich an die Felswand vor ihr schmiegte. Es schimmerte silbrig im Mondlicht und schien zunächst nichts als ein Trugbild zu sein. Raven blinzelte und versuchte, alle Einzelheiten aufzunehmen, um sie an Mikhail weitergeben zu können. Sie musste es nur fertig bringen, André nicht merken zu lassen, dass sie an Mikhail dachte. Wenn er sie dabei ertappte, bestrafte er sie mit den heftigen Kopfschmerzen. Die Wirkung der Droge hatte sie für kurze Zeit in seinem Bann stehen lassen, doch jetzt widerte er sie nur noch an. Baven fühlte sich schwach und erschöpft. Und sehr, sehr ängstlich.
»Ist dies unser Zuhause?«, fragte sie arglos und lehnte sich an ihn.
»Wir werden nur zum Abendessen hier bleiben, meine Liebe.« Wieder hatte seine Stimme diesen triumphierenden Klang, den Baven so verabscheute. »Länger dürfen wir uns nicht in diesem Haus aufhalten, denn die anderen verfolgen uns vielleicht. Aber du musst etwas zu dir nehmen, um wieder zu Kräften zu kommen.«
Vertrauensvoll drückte sie seine Hand. »Ich werde es versuchen, André, doch es geht mir wirklich nicht gut.«
Baven machte einen Schritt auf die Türschwelle zu und spürte plötzlich Mikhails instinktiven Protest. Sie stolperte und brach vor der Tür zusammen. Fluchend versuchte André, sie aufzurichten, doch Baven war zu schwach zum Gehen, sodass er sie schließlich auf seine Arme hob und ins 388
Haus trug.
Das in die Felswand gehauene Haus bestand aus einem großen Baum und einem Loch in der hinteren Wand, von dem aus eine Leiter in eine tiefer liegende Kammer führte.
Die Luft war feucht und kühl, und in den Wänden wuchs Moos. Baven sah einen Tisch und eine lange Kirchenbank.
Als André mit einer Handbewegung einige Kerzen
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