Karparthianer 01 Mein dunkler Prinz
deine Gedanken beherrscht, doch ich zeige dir den wahren Mikhail Dubrinsky. Er hat schon hunderte, ja tausende Angehörige seines Volkes gejagt und nie-dergemetzelt. Er wird auch uns töten und darin seine Befriedigung finden.
André hatte seinen Geist vollkommen mit Ravens verschmolzen, sodass sie mit seinen Augen sah, seinen Hass 401
empfand und den Schmerz spürte, den Mikhail dem Vampir zugefügt hatte. Raven kämpfte darum, die Verbindung zu lösen, doch André wusste, dass er sterben würde, und war zum Äußersten entschlossen. Raven würde ihm seine Vergeltung verschaffen. Mit jeder Verletzung, die Mikhail ihm beibrachte, würde sie seinen Schmerz teilen. Wenigstens darin würde André eine letzte Befriedigung finden.
Raven erkannte genau, was der Vampir im Schilde führte, und wusste, dass Mikhail ihre schrecklichen Schmerzen gefühlt hatte. Um ihn zu schonen, versuchte sie, sich von ihm abzuschirmen, doch er war viel zu mächtig, um das zuzulassen. Sie spürte seine rasende Wut, seine Gnadenlo-sigkeit, seinen Wunsch, den Abtrünnigen Karpatianer auszulöschen, aber auch die plötzliche Unentschlossenheit, als er bemerkte, was André getan hatte.
Raven, höre mir zu. Gregor! Seine Stimme klang melodisch und beruhigend. Vertraue dich mir an. Du wirst jetzt schlafen.
Gregori ließ ihr zwar keine andere Wahl, doch Raven gab sich bereitwillig und dankbar in seine Hände. Er versetzte sie in tiefen Schlaf und entzog André so die letzte Chance, Rache an Mikhail zu nehmen.
Zischend atmete Mikhail aus. Er bewegte sich so schnell, dass seine Umrisse verschwammen, und André wurde von der Wucht seines Schlages zurückgeschleudert. Der Vampir kämpfte sich mühsam auf die Beine und blickte sich hektisch nach seinem Gegner um.
»Ich habe gesiegt.« Er spuckte Blut und presste sich die Hand an die Brust. »Sie hat dein wahres Gesicht gesehen, Mikhail. Auch wenn du mich tötest, wird sich daran nichts ändern.« Er wandte den Blick nicht von Mikhail, wagte nicht einmal zu blinzeln. Etwas Schreckliches spiegelte sich in den Tiefen der dunklen Augen des Karpatianers. Da Raven nun nicht mehr bei ihm war, hatte er kein Mitleid mehr.
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André trat einen Schritt zurück und konzentrierte sich. Ein Blitz zuckte über den Himmel und schlug dann an der Stelle ein, an der Mikhail eben noch gestanden hatte. Die Erde bebte, und der Blitz hinterließ ein Stück schwarze, verkohlte Erde. André stieß einen Schrei aus, als sein Kopf plötzlich zurückgerissen wurde. Eine tiefe Wunde klaffte in seiner Kehle, aus der sofort Blut drang.
Der nächste Streich riss die Brust des Vampirs auf. Mikhail betrachtete André voller Verachtung, dann machte er ihn für alle Zeit unschädlich. Nun konnte er sicher sein, dass der Vampir nie wieder auferstehen würde. Er stand neben der Leiche seines Widersachers und rang mit seinen animalischen Instinkten, dem wilden Triumph und dem Gefühl unendlicher Macht, das von ihm Besitz ergriff. Nicht einmal seine Verletzungen spürte er in diesem Moment, sondern nur noch den berauschenden Siegestaumel.
Mikhails Wildheit wuchs und nahm gefährliche Ausmaße an. Doch plötzlich drehte sich der Wind und trug ihm einen vertrauten Duft zu. Raven. Mikhails Blut schien zu kochen, und sein Hunger drohte ihn zu überwältigen. Er witterte die Sterblichen, von denen einer seine Gefährtin angegriffen hatte. Die Rachelust jagte eisige Schauer durch seinen Körper, und die anderen Karpatianer wichen vor ihm zurück. Doch der Wind umgab ihn noch immer mit ihrem schwachen, flüchtigen Duft. Raven. Die Nacht schien ihren Namen zu flüstern, und Mikhails alles verschlingender Zorn begann zu versiegen.
Er suchte nach dem Licht, nach dem Weg, der ihn aus dieser Welt der Zerstörung führen würde. »Vernichtet ihn«, befahl er knapp. Dann sammelte er die Energie des nächtlichen Himmels und badete seine Hände darin, um sie von dem Blut des Vampirs zu reinigen. Gleich darauf erschien er in der Ruine von Andres Haus und stand vor Monique, die Ravens Kopf sanft in ihrem Schoß hielt.
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Kapitel 16
Nur langsam wurde sich Raven ihrer Umgebung bewusst.
Sie saß unbekleidet auf einem Bett, und Mikhail saß hinter ihr, die Hände in ihrem feuchten Haar. Sie erkannte ihn an den ruhigen, sicheren Bewegungen, mit denen er ihre dunklen Locken in einem geflochtenen Zopf bändigte - sanft und gelassen, damit sie sich trotz ihrer schemenhaften Erinnerungen an die vergangene Nacht entspannte.
Offenbar befanden sie sich
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