Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
befahl zu gehen. Wie sehr sie mich hasst!
Ich bin so glücklich! Ich bin schwanger. Er weiß es noch nicht.
Ich habe ihn seit zwei Nächten nicht gesehen, aber ich hin mir sicher, dass er mich nie im Stich lassen würde. Wahrscheinlich versucht seine Frau zu verhindern, dass er sie verlässt. Ich hoffe, das Kind ist ein Mädchen. Ich weiß, wie verzweifelt er sich eine Tochter wünscht. Ich werde ihm geben, was er immer gewollt hat, und Noelle wird für ihn Vergangenheit sein. Ich weiß, dass ich Schuldgefühle haben sollte, doch das kann ich nicht, wenn es für uns beide so offensichtlich ist, dass er zu mir gehört.
Wo ist er? Warum kommt er nicht zu mir, wenn ich ihn so sehr brauche? Warum hat ersieh aus meinem Bewusstsein zurückgezogen ?
Shea schreit ständig. Die Arzte sind beunruhigt wegen ihrer eigenartigen Blutwerte. Sie braucht täglich Transfusionen.
Gott, ich hasse sie! Sie hält mich in dieser leeren Welt fest. Ich weiß, dass er tot ist. An dem Tag, als Noelle bei mir war, kam er für ein paar wundervolle Stunden allein zu mir zurück. Er sagte mir, dass er sie verlassen würde. Ich glaube, er hat es versucht. Er ist einfach verschwunden, aus meinem Inneren, 37
aus meinem Leben. Meine Eltern glauben, er hätte mich verlassen, weil ich schwanger war. Sie meinen, er hätte mir übel mitgespielt, aber ich weiß, er ist tot. Ich spüre seine furchtbaren Qualen, sein
Leid. Er würde zu mir kommen, wenn er könnte. Und er wusste nichts von dem Kind. Ich würde ihm folgen, aber ich muss mich um seine Tochter kümmern. Wenn seine Frau ihn ermordet hat - und ich bin sicher, dass sie dazu imstande wäre!
- wird er durch mich und unser Kind weiterleben.
Ich habe Shea nach Irland gebracht. Meine Eltern sind tot, und ich habe ihren Besitz geerbt. Ich hätte ihnen das Kind überlassen, aber jetzt ist es zu spät. Ich kann Rand nicht folgen. Ich kann Shea nicht allein lassen, wenn so viele Leute ihretwegen Fragen stellen. Ich habe Angst, dass man versuchen wird, sie umzubringen. Sie ist wie er. Sie bekommt leicht einen Sonnen-brand. Sie braucht Blut wie er. Die Ärzte haben so viel über sie getuschelt und mich so merkwürdig angeschaut, dass ich Angst bekam. Ich wusste, dass ich mit ihr verschwinden musste. Ich werde niemandem erlauben, deiner Tochter auch nur ein Haar zu krümmen, Rand. Gott steh mir bei, ich habe keine Empfindungen mehr. Ohne dich bin ich innerlich tot.
Wo bist du ? Hat Noelle dich ermordet? Wie soll ich ohne dich leben? Nur deine Tochter hält mich davon ab, dir zu folgen.
Bald, mein Liebling, sehr bald werde ich bei dir sein.
Shea atmete langsam aus. Natürlich. Es war da, direkt vor ihrer Nase. Sie braucht Blut wie er. Sie hatte die Blutkrankheit von ihrem Vater geerbt. Ihre Mutter hatte geschrieben, dass Rand tatsächlich ihr Blut getrunken hatte, wenn sie miteinander geschlafen hatten. Wie viele 38
Leute waren verfolgt worden und hatten einen Pfahl durchs Herz gejagt bekommen, nur weil niemand ein Heilmittel für ihre schreckliche Krankheit gefunden hatte? Sie wusste, was für ein Gefühl es war, an etwas Derartigem zu leiden, sich selbst zu verabscheuen und in ständiger
Furcht vor Entdeckung zu leben. Sie musste ein Mittel finden, auch wenn es für sie selbst schon zu spät war.
Jacques schlief lange Zeit, entschlossen, seine Kräfte neu erstehen zu lassen. Er wachte nur auf, um rasch etwas Nahrung zu sich zu nehmen und sich zu vergewissern, dass die Frau am Leben und in der Nähe war. Er unterdrückte sein Hochgefühl, um nicht noch mehr Blut zu verlieren. Jetzt brauchte er seine ganze Kraft. Sie war so nahe, dass er sie spüren konnte. Sie war nur wenige Meilen von ihm entfernt. Zweimal »sah« er ihre Hütte durch ihre Augen. Sie richtete sich darin ein, indem sie all das tat, was Frauen für erforderlich hielten, um eine heruntergekommene Unterkunft in ein Heim zu verwandeln.
Später begann Jacques in regelmäßigen Zeitabständen zu erwachen, um seine Stärke zu testen und Tiere anzulocken, um sich mit dringend benötigtem Blut zu versorgen. Er verfolgte die Frau bis in ihre Träume, rief unablässig nach ihr und hielt sie wach, obwohl ihr Körper dringend Schlaf brauchte. Sie war sehr zerbrechlich, halb verhungert und geschwächt durch den Nahrungsmangel. Sie arbeitete Tag und Nacht, und ihr Denken wurde beherrscht von Problemen und möglichen 39
Lösungen. Er ignorierte all das, um sich nur auf sie zu konzentrieren, damit sie so müde wurde, dass er sie leicht
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