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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Papier vor ihr verwischten sich und liefen ineinander. Wie lange war es her, seit sie richtig geschlafen hatte? Sie seufzte, fuhr sich mit einer Hand durch ihr dichtes, taillenlanges, seidiges Haar und schob 42

    es zurück, um es dann auf gut Glück zu packen und mit dem erstbesten Band, das ihr in die Finger kam, zusammenzuhalten.
    Wieder einmal machte sie sich daran, im Geist sämtliche Symptome ihrer rätselhaften Blutkrankheit durchzugehen, sich selbst zu katalogisieren. Sie war klein und sehr zierlich, fast zerbrechlich. Sie sah jung aus, wie ein Teenager, und alterte wesentlich langsamer als andere Menschen. Ihre Augen waren auffallend groß und strahlend grün. Ihre Stimme war weich, samtig und wurde häufig als faszinierend bezeichnet. Wenn sie Vorlesungen hielt, waren die meisten Studenten so gebannt von ihrer Stimme, dass sie sich später an jedes Wort erinnern konnten, das sie gesagt hatte. Ihre Sinne waren denen anderer Menschen weit überlegen; ihr Gehör und ihr Geruchssinn waren ungeheuer scharf. Sie sah Farben lebhafter und registrierte Details, die den meisten Leuten entgingen. Sie konnte mit Tieren kommunizieren, höher springen und schneller laufen als viele Athleten. In sehr jungem Alter hatte sie jedoch gelernt, ihre Fähigkeiten zu verbergen.
    Shea stand auf und streckte sich. Sie rückte dem Tod unaufhaltsam näher. Jede Minute, die verstrich, war ein Herzschlag weniger in der Zeit, die ihr blieb, um ein Mittel zu finden. Irgendwo in all den Schachteln und Papierstößen musste die Lösung sein. Selbst wenn sie die Antwort für sich selbst zu spät fand, konnte sie diejenigen, die so wie sie waren, vor der schrecklichen Isolation bewahren, in der sie selbst ihr ganzes Leben verbracht hatte.
    Sie mochte langsam altern und ungewöhnliche Fähigkeiten haben, aber dafür zahlte sie einen hohen 43

    Preis. Die Sonne versengte ihr die Haut. Obwohl sie in der finstersten Nacht klar und deutlich sehen konnte, hatte sie bei Tageslicht große Probleme mit den Augen.
    Ihr Körper vertrug die meisten Nahrungsmittel nicht, und was am schlimmsten von allem war: Sie brauchte jeden Tag Blut, egal, von wem. Es gab kein Blut, das mit ihrem nicht kompatibel war. Tierisches Blut hielt sie am Leben -knapp. Sie brauchte dringend menschliches Blut, aber erst wenn sie zu kollabieren drohte, nahm sie es zu sich, und zwar mittels einer Transfusion. Leider schien diese spezielle Krankheit orale Einnahmen zu erfordern.
    Shea riss die Tür auf, atmete die Nachtluft ein und lauschte der Brise, die das Raunen von Füchsen und Murmeltieren, von Hasen und Rehen mit sich brachte.
    Der Schrei einer Eule, die ihre Beute verfehlte, und das Quieken einer Fledermaus ließ das Blut in ihren Adern rauschen. Hier gehörte sie hin. Zum ersten Mal in ihrem einsamen Dasein empfand sie so etwas wie Frieden.
    Sie schlenderte auf ihre Veranda hinaus. Ihre eng anliegenden Jeans und Wanderschuhe waren in Ordnung, aber das dünne T-Shirt würde sie nicht vor der Kälte in den Bergen schützen. Nachdem sie in ein Sweatshirt geschlüpft war und ihren Rucksack geschultert hatte, lief Shea in das verlockende Land hinaus. Wenn sie diesen Ort nur schon früher entdeckt hätte! Sie hatte so viel Zeit verschwendet. Erst vor einem Monat hatte sie die heilenden Eigenschaften der Erde hier entdeckt. Dass ihr Speichel ein Heilmittel enthielt, war ihr bereits bekannt.
    Shea hatte einen Garten mit Kräutern und Gemüse angelegt. Sie liebte es, in der Erde zu arbeiten. Rein 44

    zufällig hatte sie sich geschnitten. Der Schnitt war ziemlich tief und hässlich gewesen. Die Erde schien den Schmerz zu lindern, und die Wunde war schon beinahe verheilt, als sie zu arbeiten aufhörte.
    Ziellos folgte sie dem Pfad, wobei sie wünschte, ihre Mutter hätte diesen Ort des Friedens kennenlernen können. Arme Maggie. Ein junges Mädchen aus Irland, das zum ersten Mal im Leben Urlaub gemacht und dabei einen dunklen, geheimnisvollen Fremden getroffen hatte, einen Mann, der sie benutzt und dann weggeworfen hatte.
    Shea schüttelte den Kopf, als ihr Tränen in die Augen stiegen; sie wollte nicht weinen. Ihre Mutter hatte ihre Wahl getroffen. Sie hatte sich für diesen einen Mann entschieden. Er war ihr Leben geworden, so ausschließlich, das für nichts anderes mehr Platz geblieben war, nicht einmal für ihr eigenes Fleisch und Blut, ihre Tochter. Shea war es nicht wert gewesen, den Versuch zu machen weiterzuleben. Nur Rand, ein Mann, der sie ohne Vorwarnung und ohne

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