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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Gegend sie auf unerklärliche Weise anzog. Sie fühlte sich ruhelos, fast wie gehetzt. Sie musste irgendwohin, hatte aber keine Ahnung, wo dieser Ort sein könnte.
    Als sie ihre Gefühle analysierte, stellte sie fest, dass die Kraft, die sie weitertrieb, beinahe schon in einen Zwang ausartete.
    Sie war fest entschlossen, umzukehren und nach Hause zu gehen, aber ihre Füße marschierten weiter den Hügel hinauf. Hier oben in den Bergen lebten Wölfe; sie konnte sie in der Nacht oft singen hören. In ihren Stimmen lag so viel Freude, in ihrem Gesang so viel Schönheit. Shea konnte an das Bewusstsein von Tieren rühren, wenn sie wollte, hatte es aber noch nie bei einem derart wilden und unberechenbaren Geschöpf wie einem Wolf versucht. Dennoch erweckten ihre nächtlichen Gesänge in ihr fast den Wunsch, jetzt einem von ihnen zu begegnen.
    Sie ging immer noch weiter, wie magisch angezogen von einem unbekannten Ziel. Nichts schien zu zählen außer der Tatsache, dass sie weiter bergauf ging, immer höher, in das wildeste und abgeschiedenste Gebiet, das sie je betreten hatte. Sie hätte sich fürchten müssen, aber je weiter sie sich von ihrer Hütte entfernte, desto wichtiger schien es ihr zu sein, dem Weg weiter zu folgen.
    Ihre Hände hoben sich und strichen geistesabwesend über ihre Schläfen und ihre Stirn. In ihrem Kopf war ein 51

    eigenartiges Summen. Seltsam, wie sehr der Hunger an ihrem Inneren nagte! Das war kein normaler Hunger; es war anders. Wieder hatte sie das merkwürdige Gefühl, dass sie ihr Bewusstsein mit einem anderen Lebewesen teilte und der Hunger eigentlich nicht von ihr kam. In manchen Augenblicken schien es, als bewegte sie sich in einer Traumwelt. Nebelschleier wanden sich um die Bäume und schwebten über dem Boden. Der Nebel wurde allmählich dichter, und die Temperatur fiel um einige Grad.
    Shea fröstelte und rieb sich die Arme. Ihre Füße fanden den Weg wie von selbst und umgingen dabei geschickt verrottendes Holz. Es erstaunte sie immer wieder, wie geräuschlos sie sich im Wald bewegen konnte und dabei instinktiv herabgefallene Zweige und loses Geröll mied.
    Irgendetwas regte sich in ihrem Bewusstsein . Wo bist du? Warum kommst du nicht zu mir? Die Stimme war ein hasserfülltes Zischen. Shea blieb erschrocken stehen und presste beide Hände an ihre Schläfen. Es war wie in ihrem Albtraum, dieselbe Stimme, die nach ihr rief und in ihrem Inneren widerhallte. Die Albträume kamen immer öfter, quälten sie im Schlaf, verfolgten sie, wenn sie wach war, und ließen sie nie los. Manchmal glaubte sie, den Verstand zu verlieren.
    Shea näherte sich einem munter plätschernden Bach.
    Indem sie auf Steine trat, die in lebhaften Farben erstrahlten, flach und bequem waren, bahnte sie sich einen Weg durch das kristallklare Wasser. Der Bach war eiskalt, als sie sich bückte, um träge ihre Finger hineinzutauchen. Es war ein beruhigendes Gefühl.
    Irgendetwas trieb sie zum Weitergehen an, erst einen Fuß zu setzen, dann den anderen. Es war Wahnsinn, sich 52

    so weit von ihrer Hütte zu entfernen. Sie hatte zu viele schlaflose Stunden hinter sich. Shea hielt es sogar für möglich, dass sie schlafwandelte, so seltsam fühlte sie sich.
    Auf einer kleinen Lichtung blieb sie stehen und starrte in den sternenhellen Himmel empor. Ihr war nicht einmal bewusst, dass sie sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, bis sie die Lichtung überquert hatte und in einem dichten Wäldchen stand. Ein Zweig, der sich in ihrem Haar verfing, zwang sie, erneut stehen zu bleiben.
    Ihr Kopf fühlte sich schwer an, und ihre Gedanken waren wie vernebelt. Sie musste unbedingt irgendwohin, aber sie wusste nicht, wohin. Lauschen half ihr nicht weiter.
    Mit ihrem scharfen Gehör hätte sie bemerkt, wenn irgendein Mensch oder Tier verletzt wäre oder Schwierigkeiten hätte. Shea schnupperte in die Nachtluft.
    Wahrscheinlich würde sie sich verirren, irgendwann ins Freie kommen und von der Sonne gebraten werden. Das hätte sie für ihre Dummheit wirklich verdient.
    Obwohl sie über sich lachte, war der Zwang so stark, dass Shea weiterging, indem sie ihren Körper einfach dorthin wandern ließ, wohin er wollte, auf einen fast nicht mehr erkennbaren Pfad, der dicht überwuchert war und sich durch Bäume und Buschwerk zog. Sie folgte dem Weg jetzt voller Vertrauen, fasziniert und verwundert, was stark genug sein könnte, sie von ihrer Arbeit abzuhalten.
    Irgendwann wichen die Wälder hochgelegenem Grasland. Als Shea das offene Feld

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