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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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auch nur zu atmen. Hatte sie die Antwort auf ihre Fragen in ihrer ganzen schonungslosen Grausamkeit gefunden? War dieses gefolterte und verstümmelte Wesen hier ihre Zukunft, die Zukunft aller Menschen, die wie sie waren? Sie schloss kurz die Augen, als könnte sie so die Realität und die Brutalität jener Menschen ausschließen, die zu so etwas imstande waren. Tränen stiegen ihr in die Augen, Tränen des Mitgefühls für die Leiden und Qualen, die dieses Geschöpf vor seinem Tod hatte erdulden müssen.
    Sie fühlte sich verantwortlich. Sie war mit besonderen Gaben gesegnet, und trotzdem war sie nicht in der Lage gewesen, die Geheimnisse der Krankheit zu enträtseln, die jene, die ebenso daran litten wie sie selbst, zu einem grausamen Geschick verdammte.
    Sie holte tief Luft und zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. Dieser Mann hier war noch am Leben gewesen, als seine Angrei-ferden Sarg verschlossen hatten. Er hatte am Holz gescharrt und allmählich eine kleine Öffnung in die Seite gekratzt. Shea, die sich diesem armen Ermordeten sehr nahe fühlte, unterdrückte ein Schluchzen. Sein Körper war mit unzähligen Schnittwunden übersät. Ein Holzpfahl, so dick wie die Faust eines Mannes, war in der Nähe seines Herzens durch den Körper getrieben worden. Wer auch immer das getan hatte, er verstand nicht allzu viel von Anatomie. Fassungslos vor Entsetzen zog sie den Atem 57

    ein. Wie sehr musste er gelitten haben!
    Seine Hände und Füße waren mit Ketten gefesselt, und seine Brust war mit schmutzigen Stoffstreifen umwickelt wie eine Mumie. Die Ärztin in ihr ermöglichte es ihr, einen näheren medizinischen Blick zu wagen. Es ließ sich unmöglich sagen, wie lange er schon tot war.
    Aufgrund des Zustands der Gruft und des Sargs hätte sie auf einige Jahre getippt, aber der Körper hatte noch nicht begonnen zu verwesen. In das Gesicht des Mannes hatten die Schmerzen tiefe Furchen eingegraben, und seine Haut war grau und spannte sich straff über die Knochen. Die Zeichen von Leid hatten sich tief und gnadenlos in seine Züge eingeprägt.
    Und sie kannte ihn. Er war der Mann aus ihren Träumen.
    Obwohl es unmöglich schien, war ein Irrtum ausgeschlossen; sie hatte ihn oft genug gesehen. Und er war der Mann auf dem Foto, das Don Wallace ihr gezeigt hatte. Das alles schien nicht im Bereich des Möglichen zu liegen, aber sie hatte das Gefühl, mit diesem Mann verbunden zu sein, das Gefühl, sie hätte ihn retten müssen. Kummer regte sich in ihr, echter, tiefer Kummer.
    Shea fühlte sich, als läge ein Teil von ihr selbst in diesem Sarg.
    Sanft berührte sie mit den Fingern sein verschmutztes rabenschwarzes Haar. Er musste an derselben Blutkrankheit gelitten haben wie sie. Wie viele andere waren für etwas, mit dem sie geboren worden waren, gejagt, aufgespürt, gefoltert und ermordet worden? »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich habe bei uns allen versagt.«
    Ein langsames Zischen von Luft war die einzige 58

    Warnung, die sie erhielt. Lider hoben sich, und sie starrte in Augen, die vor Hass glühten. Ein jäher Kraftausbruch ließ eine der rostigen Ketten zerspringen, und eine Hand schloss sich mit eisernem Griff um ihre Kehle. Er war so stark, dass er ihr die Luftzufuhr abschnitt und sie nicht einmal schreien konnte. Um sie herum schien sich alles zu drehen, und die Farben verschwam-uien zu Schwarz und Weiß. Ihr blieb gerade noch genug Zeit, Urn zu bedauern, dass sie ihm nun nicht mehr würde helfen können, und gleich darauf, als sich spitze Zähne in ihre entblößte Kehle bohrten, einen scharfen, brennenden Schmerz zu spüren.
    Lass es schnell geschehen. Shea wehrte sich nicht, sie wusste, dass es sinnlos war. Außerdem war irgendjemand diesem gequälten Wesen etwas schuldig, und sie hatte den Tod schon vor langer Zeit akzeptiert.
    Sie war natürlich entsetzt, aber gleichzeitig seltsam ruhig.
    Wenn sie ihm irgendwie ein gewisses Maß an Frieden schenken konnte, war sie dazu bereit. Das Schuldgefühl, kein Mittel gegen die Krankheit gefunden zu haben, überwog alles andere. Und noch etwas kam hinzu, etwas Elementares, so alt wie die Zeit selbst. Das Verlangen, ihn zu retten. Das Wissen, dass er leben musste und sie bereit war, ihr Leben für seines zu geben.
    Als Shea wiederzu sich kam,war ihr schwindligvor Schwäche. In ihrem Kopf hämmerte es, und ihre Kehle tat so weh, dass sie Angst hatte, sich zu rühren. Verwirrt runzelte sie die Stirn, außerstande, ihre Umgebung zu erkennen. Sie hörte, wie ein

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