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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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sie stets behindert. Der Gedanke machte sie zornig. Sie war begabt, sogar brillant; sie hätte die Geheimnisse dieser Sache schon längst enträtseln müssen. Wie viele andere hatten sterben müssen, weil sie bei ihrer Suche nach Fakten nicht entschlossen genug vorgegangen war?
    Ihre Schuldgefühle und ihre Angst waren es jetzt, die sie zu exzessiven Studien antrieben. Sie sammelte alles, was sie über diese Gegend, die Menschen und die Legenden in Erfahrung bringen konnte - Gerüchte, angebliche Beweise, alte Übersetzungen und die neuesten Zeitungsartikel. Sie aß kaum noch, vergaß immer wieder, sich selbst Transfusionen zu verabreichen, und schlief nur wenig, weil sie ständig auf der Suche nach dem einen Stück des Puzzles war, das ihr eine Spur zeigen würde, die sie verfolgen konnte. Immer wieder untersuchte sie ihren Speichel und ihr Blut nach der Transfusion von menschlichem ebenso wie tierischem Blut.
    Shea hatte das Tagebuch ihrer Mutter nur zögernd verbrannt; sie würde zwar nie auch nur ein einziges Wort 48

    vergessen, aber dennoch ging ihr der Verlust sehr nah.
    Zum Glück war ihr Bankguthaben beträchtlich. Sie hatte von ihrer Mutter Geld geerbt, und sie hatte in ihrem Beruf sehr gut verdient. Sie hatte sogar Grundbesitz in Irland, der für einen ansehnlichen Betrag verpachtet wurde. Sie lebte bescheiden und investierte klug. Es war leicht gewesen, ihr Geld in die Schweiz zu transferieren und auf dem Kontinent einige falsche Spuren zu legen.
    Sowie sie die Karpaten erreichte, fühlte Shea sich verändert, lebendiger und ausgeglichener. Die innere Unruhe und der Zwang zu handeln wurden stärker, aber sie hatte das Gefühl, zum ersten Mal in ihrem Leben eine Heimat gefunden zu haben. Die Pflanzen und Bäume, die Tierwelt und das Erdreich selbst schienen ein Teil von ihr zu sein, als wäre sie irgendwie mit allem hier verwandt.
    Sie liebte es, die Luft einzuatmen, im Wasser zu waten, die Erde zu berühren.
    Shea fing die Witterung eines Hasen auf, und ihr Körper verharrte. Sie konnte den Herzschlag des Tieres hören und seine Angst spüren. Das Tier witterte Gefahr, das Raubtier, das es verfolgte. Es war ein Fuchs - Shea nahm das leise Rascheln von Fell im Unterholz wahr. Es war herrlich, alles Mögliche zu hören und zu fühlen und keine Angst zu haben, weil sie Dinge wahrnahm, die anderen entgingen. Fledermäuse schössen auf der Jagd nach Insekten durch die Luft, und Shea hob den Kopf, um ihre Flugkunststücke zu beobachten und sich einfach an diesem Bild zu freuen.
    Sie ging weiter. Sie brauchte die Bewegung, brauchte es, die Last der Verantwortung eine Zeit lang von ihren Schultern zu streifen.
    Shea hatte eine Hütte gefunden, praktisch das nackte 49

    Skelett einer Behausung, und sie im Lauf der letzten Monate zu einer sicheren Zuflucht ausgebaut.
    Fensterläden schlossen tagsüber das Sonnenlicht aus. Ein Generator lieferte den Strom für die Beleuchtung und ihren Computer. Ein modernes Bad und eine gut ausgestattete Küche waren als Nächstes eingebaut worden. Allmählich hatte Shea Bücher und Vorräte und alles, was für die Versorgung von Patienten erforderlich war, angeschafft. Obwohl sie hoffte, ihre Kenntnisse hier nie nutzen zu müssen - je weniger Leute von ihrer Existenz wussten, desto besser war es für sie und desto mehr Zeit konnte sie ihren wertvollen Forschungsarbeiten widmen -, war sie in erster Linie immer noch Ärztin.
    Shea betrat den dichten Wald und berührte ehrfürchtig die Baumstämme. Sie hatte immer genügend Blut für ihre Transfusionen zur Hand, indem sie ihre Fähigkeiten als Hacker nutzte, um sich auf eine Art und Weise an Blutbanken zu wenden, die zwar eine Zahlung zuließ, dabei aber ihre Anonymität wahrte.
    Das erforderte allerdings, ein Mal im Monat eines der drei Dörfer aufzusuchen, die sich einen Nachtmarsch von ihrer Hütte entfernt befanden.
    In letzter Zeit war sie so viel schwächer geworden, dass Erschöpfung zu ihrem Hauptproblem wurde und Verletzungen schlechter heilten. In ihrem Inneren wuchs eine unbestimmte Sehnsucht, eine Leere, die darum flehte, ausgefüllt zu werden. Ihr Leben näherte sich dem Ende.
    Shea gähnte. Sie musste zurückgehen und schlafen.
    Normalerweise schlief sie nie nachts, sondern hob sich 50

    ihre Ruhepausen für den frühen Nachmittag auf, wenn die Sonne ihrem Körper am ärgsten zusetzte. Sie war meilenweit von daheim entfernt, im tiefen Wald, hoch oben im abgelegensten Teil der Berge. Shea kam häufig hierher, weil diese

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