Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
Raum für Schmerzen, Hass und Hunger blieb. Zart, fast liebevoll strich sie mit dem Daumen über das verzerrte Gesicht. Ihre Berührung war wie eine Liebkosung, aber der Schmerz und der Hass in ihm wurden nur noch stärker, und der Hunger schien alles andere zu verzehren. Die Empfindungen waren so stark und ihrem 26
Wesen so fremd, dass sie das seltsame Gefühl hatte, irgendetwas oder -je-mandwürde ihr Bewusstsein teilen.
Verwirrt legte Shea die Fotos auf den Schreibtisch zurück.
»Sie beide waren es, die vor einigen Jahren in Europa diese
>Vampirmorde< begangen haben, nicht wahr? Sie haben alldiese unschuldigen Menschen getötet.« Shea sprach ganz ruhig.
Don Wallace leugnete es nicht. »Undjetzt habe ich Sie erwischt. «
»Wenn Vampire so mächtig sind, wie ist es Ihnen dann gelungen, so viele von ihnen umzubringen ?« Ihr Tonfall war bewusst sarkastisch, um ihn zum Weiterreden zu provozieren.
» Unter ihren Männern besteht eine große Rivalität.«
Wallace lachte kurz. »Sie haben nichts füreinander übrig. Sie brauchen Frauen, und sie teilen nicht gern. Sie arbeiten gegeneinander und liefern manchmal einen ihrer eigenen Leute aus. Stark sind sie trotzdem. Und wenn sie noch so viel leiden, sie reden nicht. Was in mancher Hinsicht ganz gut ist, weil sie Menschen mit ihren Stimmen praktisch hypnotisieren können.
Aber Sie werden reden, Doc. Ich habe alle Zeit der Welt für Sie. Wussten Sie, dass ein Vampir Blut schwitzt, wenn er Schmerzen leidet?«
»Das würde ich mit Sicherheit wissen, wenn ich ein Vampir wäre. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht Blut ge-schwitzt. Mal sehen, ob ich das richtig mitbekommen habe.
Vampire greifen nicht nur Menschen, sondern auch andere Vampire an. Die Männer unter ihnen verraten einander an Schlächter wie Sie, weil sie Frauen brauchen. Ich dachte, sie müssten eine Frau einfach nur beißen, um sie in einen Vampir zu verwandeln.« Shea zählte spöttisch einen Funkt nach dem anderen an den Fingern ab. »Sie wollen mir einreden, dass ich eines dieser Fantasiewesen bin und so mächtig, dass ich allein mit meiner Stimme einen starken Mann wie ihn hier 27
versklaven kann.« Sie zeigte bewusst auf Jeff Smith und schenkte ihm ein liebenswürdiges Lächeln. »Gentlemen, ich bin Ärztin. Ich rette jeden Tag Leben. Ich schlafe in einem Bett, nicht in einem Sarg. Ich bin ganz und gar nicht stark, und ich habe noch nie in meinem Leben Blut gesaugt.« Sie sah Don Wallace an. » Sie hingegen geben zu, Männer gefoltert und verstümmelt und sogar ermordet zu haben. Und offensichtlich hat Ihnen das noch dazu sehr viel Spaß gemacht. Ich glaube nicht, dass Sie beide von der Polizei oder irgendeiner anderen offiziellen Behörde sind. Ich denke vielmehr, Sie sind die Monster.« Sie heftete ihre smaragdgrünen Augen wieder auf Jeff Smith und fragte leise: »Glauben Sie wirklich, dass ich eine Gefahr für Sie bin ?«
Er schien von ihrem lockenden Blick magisch angezogen zu werden. Noch nie hatte er eine Frau so sehr begehrt. Er blinzelte, räusperte sich und warf einen verstohlenen Blick aufWal-lace. Smith war dieser gierige, kalte Ausdruck auf dem Gesicht seines Partners noch nie aufgefallen. »Nein, nein, natürlich sind Sie keine Gefahr, weder für mich noch für sonst jemanden.«
»Verdammt, Jeff, schnappen wir sie uns und verschwinden von hier!«, knurrte Wallace, überwältigt von dem Drang, Shea zu zeigen, wer hier das Sagen hatte.
Grüne Augen glitten über Smith und verharrten auf seinem gebannten Blick. Sie konnte sein Verlangen spüren und fachte es an; sie schürte es mit Fantasiebildern, dass sie seine Annähe-rungsversuche begrüßen würde. Sie hatte schon in sehr jungen Jahren gelernt, dass sie in das Bewusstsein anderer eindringen und ihr Denken manipulieren konnte. Anfangs hatte es sie ge-
ängstigt, eine solche Macht auszuüben, aber es war ihr im OP
von Nutzen und auch jetzt, da sie bedroht wurde.
»Warum verwandeln sie nicht einfach menschliche Frauen in Vampire, Don ? Das wäre doch sinnvoll. Und warum hat 28
uns der Vampir auf einmal nicht mehr geholfen? Wir haben die Gegend ziemlich hastig verlassen, und du hast mir immer noch nicht gesagt, was schiefgegangen ist«, bemerkte Smith misstrauisch.
»Wollen Sie damit sagen, dass einer dieser männlichen Vampire Sie tatsächlich bei Ihrem Vorhaben, andere Vampire zu töten, unterstützt hat und Sie deshalb so erfolgreich waren?«, hakte Shea ungläubig nach.
»Der Typ war bösartig und
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