Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
zerstören und beabsichtigte, diese vorteilhafte Position in vollen Zügen auszukosten.
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»Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Ivan«, begann Alexandria leise. Ihre sanfte Stimme wirkte auf Thomas wie eine zärtliche Liebkosung.
»Ganz meinerseits.« Er hielt Alexandrias Hand ein wenig länger als nötig fest. Der unschuldige Ausdruck in ihren Augen machte ihre sinnliche Ausstrahlung noch reizvoller. Thomas begehrte sie und nahm sich fest vor, sie zu erobern.
Alexandria faltete die Hände und hielt sie auf ihrem Schoß versteckt, damit ihr Zittern nicht verriet, wie nervös sie war. Sie konnte es kaum fassen, dass sie tatsächlich einem so brillanten Mann wie Thomas Ivan gegenübersaß und dass er sie auch noch als Grafikerin für sein nächstes Projekt in Betracht zog. Dies war die Chance ihres Lebens. Als er schwieg und sie nur eingehend betrachtete, suchte Alexandria verzweifelt nach einer höflichen und halbwegs intelligenten Bemerkung. »Dies ist ein sehr schönes Restaurant. Kommen Sie oft hierher?«
Thomas' Herz klopfte schneller. Sie interessierte sich für ihn!
Warum hätte sie ihm sonst diese Frage stellen sollen? Alexandria mochte zwar kühl und unschuldig, ja selbst ein wenig unnahbar wirken, doch sie versuchte zweifellos, etwas über seine persönlichen Beziehungen in Erfahrung zu bringen. Thomas hob eine Augenbraue und schenkte ihr sein sorgfältig eingeübtes strahlendes Lächeln, das allen Frauen den Atem raubte. »Es ist mein Lieblingsrestaurant.«
Sein selbstzufriedener Gesichtsausdruck beunruhigte Alexandria, doch sie lächelte trotzdem. »Ich habe einige Skizzen mitgebracht, Zeichnungen, die zu den Plänen für Ihr nächstes Computerspiel passen. Als Sie mir die Idee beschrieben, konnte ich alles ganz deutlich vor mir sehen. Ich weiß, dass Don Michaels NightHawks für Sie entworfen hat. Er ist sehr gut, aber ich glaube nicht, dass er Ihre Vision optimal umsetzt. Es müsste viel mehr Details geben, mehr Tempo und Kraft.« Unter dem Tisch rang Alexandria ängstlich die Hände, bemühte sich jedoch, äußerlich ruhig zu wirken.
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Thomas war überrascht. Sie hatte vollkommen Recht. Michaels verfügte über einen großen Namen und ein noch größeres Ego, aber er hatte die Idee der Spiele nie richtig verstanden. Dennoch störte ihn Alexandrias sachliche Art. Sie wirkte kühl und unnahbar und wollte offenbar nur über Geschäftliches reden. Normalerweise warfen sich ihm die Frauen schier an den Hals.
Alexandria sah, dass sich ein verärgerter Ausdruck auf Thomas'
Zügen ausbreitete. Sie ballte die Fäuste. Was hatte sie nur falsch gemacht? Wahrscheinlich ging sie zu aggressiv vor. Ein Mann, der immerhin den Ruf eines Abenteurers und Frauenhelden hatte, zog vermutlich bei einer Frau eine femininere Ausstrahlung vor. Sie brauchte diesen Job und konnte es sich nicht leisten, Thomas Ivan zu verärgern. Außerdem würde ein kleiner Flirt nichts schaden. Ivan war ein wohlhabender, gut aussehender Junggeselle, also sollte sie sich eigentlich sowieso zu ihm hingezogen fühlen. Alexandria unterdrückte ein Seufzen. Noch nie hatte ein Mann ernsthaft ihr Interesse erregt. Zuerst hatte sie es auf die zweifelhaften Männer in ihrer Umgebung geschoben und auf ihre Verantwortung für Joshua.
Doch in letzter Zeit kam ihr immer wieder der Gedanke, dass sie vielleicht einfach nur gefühlskalt war. Das würde sie jedoch nicht daran hindern, Thomas Ivan etwas vorzuspielen, wenn es sein musste.
Seine nächste Bemerkung bestätigte ihre Vermutung. »Wir sollten uns das Abendessen nicht vom Geschäft verderben lassen, finden Sie nicht auch?«, sagte er mit einem charmanten Lächeln.
Alexandria blinzelte, um den Eindruck loszuwerden, dass Ivans Gesichtsausdruck plötzlich dem eines Barra-kudas glich. Dann ließ sie ein sanftes, verführerisches Lächeln um ihre Lippen spielen. Es versprach ein langer Abend zu werden. Sie schüttelte den Kopf, als Ivan ihr ein Glas Wein einschenken wollte, und konzentrierte sich auf ihren Shrimps-Salat, während sie gleichzeitig versuchte, eine belanglose Plauderei in Gang zu halten. Ivan beugte sich immer wieder zu ihr vor und berührte wie zufällig ihre Hand.
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Während des Essens gelang es Alexandria immerhin einmal, sich hinauszuschleichen, um nach Joshua zu sehen. Im Licht des Sonnenuntergangs saßen Henry und Joshua unter den Bäumen und spielten Black-Jack mit einem abgenutzten Kartenspiel.
Henry grinste sie fröhlich an, nahm dankbar das Essen entgegen,
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