Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
nach Joshua rufen, aber eine seltsame Eingebung riet ihr, sich ruhig zu verhalten. Das Ungeheuer genoss es, den Schmerz und die Angst seiner Opfer zu spüren. Sie würde seinen makaberen Gelüsten nicht nachgeben.
Vorsichtig ertastete sich Alexandria den Weg zwischen den Bäumen hindurch und stolperte über etwas. Über jemanden. »O
Gott«, flüsterte sie und betete, dass es sich nicht um ihren Bruder handelte. Als sie sich hinunterbeugte, bemerkte sie, dass die Leiche zu groß war. Kalt und reglos lag er da, als hätte ihn jemand einfach achtlos beiseite geworfen. »Henry.« Alexandria umfasste seine Schulter, um ihn umzudrehen, während Trauer ihr das Herz zu zerreißen schien.
Die Trauer verwandelte sich in blankes Entsetzen, als sie Henrys Verletzung sah. Sein Herz war buchstäblich herausgerissen worden.
Alexandria ging schnell einige Schritte zur Seite und übergab sich.
An Henrys Hals waren Bisswunden zu sehen, die von einem Tier stammen mussten.
Höhnisches Gelächter erfüllte plötzlich Alexandras Kopf. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Dieser wahnsinnige Mörder würde Joshua nichts zuleide tun. Fest entschlossen und einem Instinkt folgend, lief Alexandria auf die Klippen zu. Die Wellen schlugen krachend gegen die gezackten Felsen, und der Wind heulte so laut, dass Alexandria nichts hören konnte.
Ohne im Nebel etwas erkennen zu können, lief sie weiter, dem Mörder entgegen. Sie hatte das Gefühl, dass er wusste, wie nahe sie 19
ihm war, dass er auf sie wartete. Außerdem schien er zu glauben, dass er ihren Willen kontrollierte und ihr absichtlich befahl, ihn zu suchen.
Trotz des stürmischen Windes trieben die Nebelschwaden nicht auseinander, aber Alexandria konnte dennoch erkennen, dass der Albtraum noch lange nicht vorbei war. Die drei Frauen aus dem Restaurant stolperten auf die Klippen zu. Sie hatten das Restaurant kurz vor Alexandria verlassen, und sie sah, dass sich die drei in einer Art Trancezustand befanden. Entzückt blickten sie auf einen Mann, dessen Silhouette sich gegen den Nachthimmel abzeichnete.
Er war hoch gewachsen und schlank, strahlte jedoch große Macht und Stärke aus. Sein Gesicht war von makelloser Schönheit, umrahmt von schulterlangem, welligem Haar. Als er lächelte, blitzten seine ungewöhnlich weißen Zähne.
Wie die eines Raubtiers. Als Alexandria dieser Gedanke kam, verschwand die Illusion von Schönheit, und sie sah das Blut an seinen Händen und an seinem Kinn. Das freundliche Lächeln verzerrte sich zu einer höhnischen Grimasse, die seine scharfen Eckzähne entblößte. Seine Augen glichen schwarzen Löchern, die in der Dunkelheit rot glühten.
Die Frauen lächelten glücklich, himmelten das Ungeheuer an und streckten die Hände nach ihm aus. Als sie näher kamen, hob er die Hand und deutete auf den Boden. Gehorsam fielen die drei auf die Knie und krochen weiter. Sie wanden sich, stöhnten und zerrten an ihrer Kleidung. Nebelschwaden verbargen das obszöne Geschehen für einige Augenblicke, und als sie sich verzogen, sah Alexandria, dass sich eine der Frauen bereits zu seinen Füßen räkelte. Sie riss sich die Bluse vom Leib und entblößte ihre Brüste. Dann rieb sie sich verführerisch an dem Unhold und flehte ihn an, sie zu nehmen. Die zweite Frau erreichte die Klippen und schlang die Arme um die Taille des Mannes, während sie ihm sehnsüchtige Blicke zuwarf.
Am liebsten hätte sich Alexandria von dem entsetzlichen Schauspiel abgewandt, doch dann entdeckte sie Joshua, der langsam 20
auf das Wesen zuging. Er sah sich nicht um, reagierte auf nichts, sondern ging einfach weiter, als wandle er im Schlaf.
Trance. Der Mann musste Joshua in einen Trancezustand versetzt haben! Alexandrias Herz hämmerte schmerzhaft. Irgendwie hatte es der Kerl geschafft, Joshua und die drei Frauen zu hypnotisieren. Sie gehorchten seinen Befehlen wie willenlose Marionetten. Alexandria rannte auf Joshua zu, um ihn abzufangen, während sie gleichzeitig fieberhaft überlegte, wie der Mann diese Tat zu Stande gebracht haben mochte. Glücklicherweise bewegte sich Joshua sehr langsam.
Es schien beinahe, als würde er gegen seinen Willen vorwärts gezogen.
Obwohl der dichte Nebel ihr etwas Schutz bot, spürte Alexandria die Wirkung seines schrecklichen Blickes, als der Unhold den Kopf in ihre Richtung wandte. Sein Hals bewegte sich wie der eines Reptils.
Während er sie durch die Nebelschleier hindurch betrachtete, begannen die stechenden Kopfschmerzen
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