Karparthianer 04 Magie des Verlangens
erleichtert, diesen seltsamen Fall nicht einem seiner unerfahrenen, frisch gebackenen Detectives übergeben zu haben. Johnson gelangte zu der Überzeugung, dass der Mann, den er vor sich hatte, durchaus in der Lage war, einen Mord zu begehen. Was wollte eine Frau wie Savannah Dubrinsky nur von ihm?
»Ich holte Savannah etwa eine Stunde nach der Show ab«, meldete sich Gregori leise zu Wort, während Savannah den 146
Blick senkte und nervös die Hände rang. Die Seelenqualen, die sie so offensichtlich ausstehen musste, ließen Gregoris Herz weich werden. Er kannte die Gedanken des Detectives und senkte mit voller Absicht seine Stimme. »Die letzten Requisiten wurden gerade verladen, und die meisten Helfer hatten bereits Feierabend«, fuhr er fort.
Johnson ertappte sich dabei, dass er förmlich an Gregoris Lippen hing und aufmerksam jedes Wort, jeden Unterton in sich aufnahm. Seine Sprachmelodie erinnerte an einen klaren, ruhigen Bach mit frischem Wasser. Dieser Mann, Gregori, war ehrlich und integer. Johnson veränderte seine Haltung, lehnte sich auf seinen Schreibtisch, um Gregori besser zuhören zu können. Er war nicht im Stande, etwas anderes zu tun, beinahe, als wäre er hypnotisiert worden.
»Peter war zu diesem Zeitpunkt noch am Leben«, fuhr Gregori leise fort. »Wir unterhielten uns eine Weile, eine halbe Stunde vielleicht. Der Lastwagen mit den Requisiten fuhr gerade ab, als wir uns entschlossen, nach Hause zu fahren.
Peter ging zu seinem Auto, kehrte dann aber um und rief uns zu, dass er seine Schlüssel auf der Laderampe vergessen habe.«
Savannah zog den Kopf ein und schauderte. Sie war blass, wirkte jedoch gefasst, obwohl sie innerlich vor Wut und Kummer schrie. Gregori schien keinen Muskel zu bewegen, schaffte es aber trotzdem, sie zu berühren und seine Wärme auf sie übergehen zu lassen. Es erstaunte sie, mit welcher Leichtigkeit er diese völlig einleuchtende Geschichte erfand. Niemand würde seine Worte anzweifeln. Wie sollten sie auch, da er doch mit seiner Stimme jeden, der ihn hörte, in seinen Bann schlagen konnte?
»Und zu diesem Zeitpunkt sahen Sie Peter zum letzten Mal?«, erkundigte sich Johnson.
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Savannah nickte. Gregori nahm ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. »Peter war unser Freund und Geschäftspartner. Er regelte alles für Savannah. Ohne Peter gibt es die Show nicht mehr. Meine Geschäfte sind vielfältig und halten mich ziemlich in Atem. Daher hatten wir Peter die gesamte Leitung der Zaubershows überlassen. Sie können sich sicher vorstellen, dass der Verlust meine Frau schwer getroffen hat.
Uns beide. Wir hätten warten sollen, bis Peter in seinem Wagen saß, doch Savannah und ich waren eine Zeit lang voneinander getrennt und hatten es eilig, nach Hause zu kommen.
Außerdem
konnten
wir
noch
das
Personal
des
Sicherheitsdienstes sehen, also dachten wir, es sei alles in Ordnung.«
»Sie fuhren nicht ins Hotel.« Johnson formulierte es als Feststellung.
Wieder war es Gregori, der antwortete. »Nein, wir fuhren zu unserem Haus außerhalb der Stadt. Daher erhielten wir die Nachricht auch erst heute Abend.«
»Warum haben Sie nicht aus dem Hotel ausgecheckt, Savannah?«, fragte Johnson direkt. Es fiel ihm schwer, sie nicht mit offenem Mund anzustarren.
»Wir wollten zwei Tage später in die Stadt zurückfahren und uns mit Peter treffen, also behielten wir das Zimmer.« Savannah sprach so leise, dass Johnson sie kaum verstehen konnte.
Außerdem klang sie unendlich traurig, und ihr Kummer legte sich wie ein schweres Gewicht auf seine Brust. Johnson fasste sich ans Herz.
Gregori strich zärtlich über Savannahs Haar und massierte ihr sanft den Nacken. Sie ließ sich ihren Kummer zu deutlich anmerken, und Detective Johnson spürte die Wirkung. Atme tief durch, mon amour. Wir dürfen nicht zulassen, dass der Detective 148
einen Herzinfarkt erleidet. Er ist zu empfänglich für deine Ausstrahlung.
Ich kann diese Lügen nicht ertragen. In Savannahs Stimme, in ihren Gedanken lagen Tränen. Sie klammerte sich an die telepathische Verbindung zu Gregori, und er erkannte, dass ihre Verbindung stark und echt war. Vielleicht sogar unzerstörbar. Peter hat etwas Besseres verdient.
Das stimmt, bébé, aber wir können diesem Mann nicht die Wahrheit sagen. Sie würden uns beide in eine Irrenanstalt sperren. Gregori beugte sich vor und blickte in Johnsons Augen. Wenn wir hier fertig sind, werden Sie sofort einen Arzt wegen Ihrer Herzprobleme aufsuchen. Bis
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