Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
Faust. Auch ihre Mutter und der Fremde wirkten aufgebracht. Die Atmosphäre im Raum war gespannt.
Wer war der Fremde und was wollte er? War auch er womöglich ein Vampir? Dunkles, gewelltes Haar fiel auf seine Schultern. Es glänzte im Schein des Feuers. Niemand, den sie kannte, konnte ihrem hochgewachsenen Vater direkt in die Augen blicken, bis auf den Fremden vor dem Kamin. Seine finstere Aura ließ sie nicht unberührt, sie fürchtete sich.
Die Worte ihrer Mutter klangen beschwörend, als wollte sie ihren Mann zu etwas überreden. Immer wieder warf sie anklagende Blicke zu dem Fremden hinüber. Aber ihr Vater schüttelte den Kopf und versuchte, sie mit Worten zu beschwichtigen. Leider drehte der Fremde sich nicht um. Daniela hätte zu gern sein Gesicht gesehen. Ehe sie sich versah, löste er sich in Nichts auf. Also doch ein Vampir!
Daniela setzte sich ruckartig auf, das Herz raste in ihrer Brust. Das Nachthemd klebte an ihrem schweißnassen Körper. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Sie hatte von ihren Eltern geträumt. Das war kein normaler Traum gewesen. Alles, was sie gesehen hatte, entsprang ihrer Erinnerung. Sie presste eine Hand gegen die Schläfe. Wie hatte sie diese Begebenheit nur vergessen können? Den Grund für den Besuch des Vampirs hatte sie nie erfahren, nur die drohende Gefahr gespürt, die einen Tag später durch die Entführung ihrer Schwester zur Gewissheit geworden war. Es war einer der schwärzesten Tage ihres Lebens gewesen.
Ihre Eltern brachen auf, um ihre Schwester aus den Klauen Drazices zu reißen und kehrten nie zurück. Lange war sie voller Hoffnung auf ein Wiedersehen gewesen, hatte auf sie gewartet, bis Malvina sie mit sich nahm.
Der Schmerz kehrte mit voller Wucht zurück. Sie hatte alles verloren, was ihr lieb und teuer gewesen war, ihre Eltern, ihre Schwester, ihre Gefährtinnen und sich selbst, denn sie gehörte zu niemandem. Mit einem Mal fühlte sie sich entsetzlich einsam. Seit Kurzem war sie dazu noch der Willkür des skrupellosen Karpatenfürsten hilflos ausgeliefert, der sie zwingen würde, sich ihm zu unterwerfen. Dazu war ihm jedes Mittel recht, das von Gewalt bis Verführung reichte.
Sie fühlte sich am Ende ihrer Kräfte und schwamm in einem Meer der Hoffnungslosigkeit, das sie in die Tiefe riss. Noch mehr Schmerz und Erniedrigungen könnte sie nicht mehr ertragen.
Leise stand Daniela auf, lief zur Kommode und zog das Klappmesser aus der Schublade. Welchen Sinn besaß ihr Leben noch? Selbst wenn sie die Burg verließe, sie war eine Andere, voller Bitterkeit und noch mehr Hass.
Tränen rannen ihre Wangen hinab, während ihre zitternde Hand das Messer umklammerte.
„Tu es nicht. Du willst es doch auch eigentlich gar nicht, denn du bist stark“, hörte sie ein Flüstern an ihrem Ohr. Es klang so warm und tröstlich.
Eine Hand entwand ihr sanft das Messer. Daniela ließ es geschehen, schluchzte auf und legte die Hände vors Gesicht. Es war das erste Mal seit Langem, dass sie weinte. Damals, als ihre Eltern gestorben waren, hatte sie nur eine unglaubliche Leere in sich gespürt und keine Träne vergossen. Durch die Dceras hatte sie die Wahrheit über den Mörder ihrer Eltern erfahren, und ihre Trauer schlug in Hass um, der fortan ihr Leben bestimmte. Seitdem jagte sie Vampire. Doch je mehr sie in die Hölle beförderte, desto weniger befriedigte das ihren Rachedurst, denn sie glichen alle gesichtslosen Wesen.
Arme umfingen sie und zogen sie an eine nackte, muskulöse Brust. Es fühlte sich gut an. Sie legte ihr feuchtes Gesicht an seine warme Haut und ließ ihren Tränen freien Lauf. In diesem Augenblick war es ihr gleichgültig, wer es war, an den sie sich lehnte. Sie suchte nur Trost und Vergessen.
Als ihr Tränenfluss versiegte, wurde sie sich dessen bewusst, dass er sie die ganze Zeit wie ein Kind beruhigt hatte. So konnte nie Valerij cel Bâtrân sein, der skrupellose Blutsauger, der sie gefangen hielt und sie, wenn sie sich ihm verweigerte, auch mit Gewalt nehmen würde.
Sein Atem streifte ihr Gesicht, als er den Kopf herabsenkte und sie küsste. In diesem Kuss lag so viel Gefühl, als bestünde sie aus zerbrechlichem Glas, dass es sie tief berührte und sie einen Seufzer nicht unterdrücken konnte. Seine Zunge glitt zwischen ihre Lippen und tastete sich in ihrem Mund vor, auf der Suche nach ihrem Pendant. Als sich ihre Spitzen trafen, durchflutete ihren Körper prickelnde Erregung, die mit jeder weiteren Berührung wuchs.
Daniela, die
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