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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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sie gleich wieder hervorzuziehen und wieder zusammenzuschieben. »Sind Sie immer noch hier?«
    »Entschuldigung«, sage ich und stehe rasch auf. Ich stürze so hastig zur Tür, dass ich dabei fast den Stuhl umwerfe.
    »Was haben Sie über die Schule von Miss Pennington gesagt?«, fragt sie.
    »Nur dumme Gänse gehen ins Penny-Pensionat?«
    Sie nickt. »Richtig, das war’s. Nun ja. Dann also guten Tag.«
    »Guten Tag.«
    Sie blickt nicht auf oder begleitet mich zur Tür. Kaum bin ich draußen, höre ich, wie Mrs Nightwing für sich wiederholt: »Nur dumme Gänse gehen ins Penny-Pensionat.« Gefolgt von einem höchst merkwürdigen Laut, der tief unten beginnt und sich hoch hinaufschraubt. Ein Gelächter. Nein, kein Gelächter – ein Gekicher. Ein unbändiges Gekicher voller Heiterkeit und Schadenfreude, das beweist, dass wir nie unser mädchenhaftes Selbst verlieren, ganz gleich, was für Frauen wir einmal werden.
     
    Der nächste Morgen dämmert rosig und hoffnungsvoll und putzt sich zu einem herrlichen Spätfrühlingstag heraus. Die sanft gewellten grünen Felder hinter Spence prangen von Hyazinthen und leuchtend gelben Blumen. Die Luft verbreitet das Parfüm von Flieder und Rosen. Der Duft ist himmlisch. Er kitzelt in meiner Nase und macht mich benommen. Wolken rekeln sich faul am blauen Horizont. Ich glaube noch nie einen so lieblichen Anblick genossen zu haben, nicht einmal im Magischen Reich. Mademoiselle LeFarge wird einen wundervollen Hochzeitstag haben.
    Es ist noch eine gute halbe Stunde bis zur Trauung und Felicity und ich verbringen sie im Garten von Spence. Zum letzten Mal pflücken wir zusammen Blumen. Felicity erzählt mir von dem neuen Hosenanzug, den sie sich – »Ich schwor’s!« – in Paris anfertigen lassen wird.
    »Stell dir das vor, Gemma – nie wieder einen Unterrock und ein Korsett zu tragen. Das ist Freiheit«, sagt sie.
    Ich ziehe eine Rose aus ihrem Nest von Blättern und lege sie vorsichtig zu den anderen Blüten. »Die ganze Stadt wird sich über dich den Mund zerreißen; das ist sicher.«
    Sie zuckt die Schultern. »Lass sie reden. Es ist mein Leben, nicht ihres. Ich habe jetzt mein Erbteil. Und vielleicht werden mit der Zeit und meinem Einfluss Frauen in Hosen groß in Mode kommen.«
    Ich bin noch nicht mutig genug, um meine Röcke aufzugeben, aber ich bin sicher, dass Felicity ihre Hosen mit der größten Selbst-Verständlichkeit tragen wird. Mit einem boshaften Grinsen fasst sie in ihren Korb und wirft eine Handvoll Blüten nach mir. Ich werfe auch ein paar nach ihr. Sie zahlt es mir heim und bald ist es ein Krieg.
    »Willst du dich benehmen?«, sage ich, aber ich lache dabei. Ein ehrliches Lachen.
    »Nur wenn du es auch tust.« Felicity kichert und nimmt eine weitere Handvoll.
    »Waffenstillstand ! «, rufe ich.
    »Waffenstillstand.«
    Wir sind mit Blumen bedeckt, aber unsere Körbe sind fast leer. Wir versuchen zu retten, was wir können. Die Blüten sind zerzaust, aber sie duften göttlich. Ich hebe eine zertrampelte Rose vom Boden auf und halte sie an meinen Mund. »Lebe«, flüstere ich und sie erblüht in meiner Hand in einem herrlichen Rosa.
    Felicity lächelt gezwungen. »Du weißt, dass das nicht anhält, Gemma. Blumen sterben. So ist das nun mal.«
    Ich nicke. »Aber nicht sofort.«
    Auf dem Hügel läuten die Glocken der Kapelle und rufen uns zum Gottesdienst. Felicity streift schnell mit beiden Händen die Pflanzenreste von ihrem Rock.
    »Verdammte Hochzeit«, murmelt sie.
    »Ach, so freu dich doch. Wie seh ich aus?«
    Sie würdigt mich kaum eines Blickes. »Wie Mrs Nightwing. Das kommt davon, wenn man sich mit ihr befreundet.«
    »Reizend«, seufze ich.
    Felicity zupft ein Blütenblatt aus ihrem Haar. Sie legt den Kopf schief und betrachtet mich prüfend. Ihre Mundwinkel verziehen sich ein wenig. »Du siehst genau wie Gemma Doyle aus.«
    Ich beschließe, das als Kompliment aufzufassen. »Danke.«
    »Sollen wir?«, fragt sie und bietet mir ihren Arm.
    Ich hake mich unter und es fühlt sich gut und sicher an. »Ja.«
    Es ist eine wunderschöne kleine Hochzeit. Mademoiselle LeFarge glänzt in einem Kleid aus saphirblauem Seidenkrepp. Wir Mädchen hatten uns eher ein Kleid erhofft, das für eine Königin passen würde – ganz aus Spitze und Schleifen und mit einer Schleppe so lang wie die Themse. Aber Mademoiselle LeFarge fand, einer Frau ihres Alters und ihres Standes stehe es nicht an, sich zu sehr aufzuputzen. Am Ende hat sie recht. Das Kleid ist zauberhaft und der

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