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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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– hast du’s gesehen? Die Königin war großartig, findest du nicht? Mir war ganz schlecht vor Angst. Dir auch?«
    »Und wie«, sage ich. »Ich hab gedacht, ich werde ohnmächtig.«
    »Hast du Anns Telegramm bekommen?«, fragt Felicity.
    Ich habe heute Morgen ein reizendes Telegramm von Ann erhalten, in dem sie mir alles Gute wünscht.
     
    PROBEN BESTENS STOP DAS GAIETY IST HERRLICH STOP VIEL GLÜCK BEIM KNICKSEN STOP DEINE ANN
     
    »Ja«, sage ich. »Sie muss ihre ganze Gage dafür ausgeben haben.«
    »Am Ende der Saison werde ich meine Mutter und Polly nach Paris begleiten und dort bleiben.«
    »Was ist mit Horace Markham?«, frage ich vorsichtig.
    »Na ja«, beginnt sie, »ich bin zu ihm gegangen. Allein. Und habe ihm erklärt, dass ich ihn nicht liebe und nicht heiraten will und dass ich als Ehefrau die reinste Xanthippe sein würde. Und weißt du, was er gesagt hat?«
    Ich schüttle den Kopf.
    Ihre Augen weiten sich. »Er hat gesagt, er wolle mich auch nicht heiraten. Kannst du dir das vorstellen? Ich war ziemlich gekränkt.«
    Ich lache ein bisschen, zum ersten Mal seit Langem. Ist ein komisches Gefühl, fast wie Weinen.
    »Paris also. Was wirst du dort tun?«
    »Wirklich, Gemma«, sagt sie, als hätte ich keinen blassen Schimmer und würde nie einen haben. »Dort sind alle Bohemiens zu Hause. Nun, wo ich mein Erbe habe, könnte ich mich aufs Malen verlegen und in einer Dachstube wohnen. Oder vielleicht werde ich das Modell eines Künstlers«, sagt sie und genießt den skandalösen Beigeschmack dieser Bemerkung. Sie senkt ihre Stimme zu einem Flüstern. »Ich habe gehört, dort gibt es auch noch andere wie mich. Vielleicht werde ich wieder lieben.«
    »Du wirst die gefeiertste Schönheit von Paris sein«, sage ich.
    Sie grinst breit. »Komm mit uns! Wir könnten uns so herrlich zusammen amüsieren!«
    »Ich glaube, ich möchte nach Amerika gehen«, antworte ich. Die Idee ist aus dem Augenblick geboren. »Nach New York.«
    »Das ist großartig!«
    »Ja«, sage ich und bei dieser Aussicht hellt sich meine Stimmung ein wenig auf. »Das ist es wirklich, nicht wahr?«
    Felicity umklammert meinen Arm fester. »Ich weiß nicht, ob du schon das Neueste gehört hast, aber ich will es dir sagen, bevor du es von jemand anderem erfährst. Miss Fairchild hat Simons Antrag angenommen. Sie sind verlobt.«
    Ich nicke. »Das ist gut so. Ich wünsche ihnen Glück.«
    »Ich wünsche ihr Glück. Du wirst sehen, Simon wird seine sämtlichen Haare verlieren und so fett wie ein Fabrikdirektor werden, bevor er dreißig ist.« Sie kichert.
    Ein weiterer Tanz wird ausgerufen. Er bringt neuen Schwung in die Gäste. Das Parkett füllt sich, als eine flotte Melodie erklingt. Felicity drückt meine Hand ganz fest und ich fühle eine winzig kleine Spur Magie darin pulsieren. »Du siehst, Gemma, wir haben es überlebt.«
    »Ja«, sage ich und drücke ihre Hand genauso fest. »Wir haben überlebt.«

73. Kapitel
    Am Freitag begleiten Thomas und ich Vater nach Bristol, wo die HMS Victoria wartet, um ihn nach Indien zurückzubringen. Der Anlegeplatz wimmelt von gut gekleideten Reisenden – Männern in eleganten Anzügen, Damen mit breitkrempigen Hüten, um die rare englische Sonne abzuhalten, die ihnen zu Gefallen heute hell scheint. Auf den Planken stapeln sich verschnürte und für verschiedene Ziele bestimmte Gepäckstücke. Sie erinnern uns daran, dass das Leben ein stetiger Puls ist, der überall zur gleichen Zeit schlägt, und wir nur ein kleiner Teil dieser ewigen Ebbe und Flut sind. Ich frage mich, wo Ann in diesem Moment ist. Vielleicht steht sie auf der Bühne des Gaiety. Ich würde sie sehr gern in diesem ihrem neuen Leben sehen.
    Vater hat mit Großmama über meinen Entschluss gesprochen. Sie ist natürlich außer sich, aber es bleibt dabei. Ich werde auf die Universität gehen. Danach werde ich eine bescheidene finanzielle Zuwendung erhalten, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Tom wird die Verwaltung übernehmen. Er hat sein Möglichstes getan, um Großmama zu überzeugen, dass ich nicht in der Gosse landen werde. Aber wenn ich wirklich unabhängig sein möchte, dann werde ich arbeiten müssen. Das ist unerhört. Ich stelle es mir jedoch aufregend vor, einen Beruf zu haben und von meinem eigenen Einkommen zu leben. Vater trägt seinen weißen Lieblingsanzug. Der Anzug sitzt nicht so, wie er sollte; Vater ist viel zu dünn. Trotzdem macht er darin eine gute Figur. Wir stehen mitten im hektischen Treiben auf den Docks und

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