Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
stieg empor.
»Wir können ihnen nicht entkommen«, rief Sebastian. »Es ist aussichtslos, Shan.«
»Wir schaffen es«, sagte der Adler-Junge.
Der Adler schwenkte nach rechts herum, als ein Drache von links kam und angriff. Drachenfeuer und rote Feuerstrahlen schossen an ihnen vorbei und setzten ein Hausdach in Brand. Sebastian schrie kurz auf, als der Adler in einen Sturzflug überging. Er klammerte sich mit aller Kraft an dem Gefieder fest. Dann sah Sebastian, wie das Feuer vom Dach auf das gesamte Haus überschlug, und er sah, wie Tofie, Juana, Niko und Lars aus dem lichterloh brennenden Haus herausgelaufen kamen und in das nächste Haus flüchteten.
»Wir müssen hier weg«, schrie Sebastian. »Vielleicht verfolgen uns alle und unsere Freunde sind außer Gefahr.«
Der Adler drehte von der Kultstätte ab. Sebastian atmete für einen Augenblick erleichtert auf, als alle Zwergdrachen ihnen folgten.
»Jaah«, jubelte Sebastian, »unser Plan ist aufgegangen.«
Ein roter Feuerstrahl schoss von oben kommend dicht an ihnen vorbei und setzte einen Baum in Brand.
»Was machen wir jetzt, Shan?«, schrie Sebastian.
Eine ganze Flut von roten Lichtstrahlen flog auf sie zu. Der Adler schwenkte von rechts nach links, von links nach rechts, tauchte hinab und flog wieder hinauf. Die Lichtstrahlen verfehlten sie alle und setzten den Wald ringsum die Kultstätte in Brand.
»Das wird Tofie aber ganz und gar nicht gefallen«, bedauerte Sebastian.
»Darüber würde ich mir jetzt keine Gedanken machen, Sebastian. Lange werden wir den Angriff bestimmt nicht durchstehen«, sagte der Adler-Junge.
Sebastian sah, wie zwei Verfolger abdrehten. Er wandte den Blick zurück zur Kultstätte und vermutete, dass die Hexen es auf seine Freunde abgesehen hatten.
»Wir müssen sofort umkehren, Shan«, rief Sebastian. »Zwei Zwergdrachen fliegen zurück.«
Der Adler flog in einer Schleife direkt zurück zur Kultstätte, verfolgt von einem Schwarm Zwergdrachen, die feuerspeiend aufholten.
»Wieso funktioniert der Höllenfeuerzauber nicht?«, schimpfte Sebastian. »Haben wir etwas am Obelisken übersehen?«
Ein Feuerstrahl streifte das Gefieder des Adlers. Er geriet ins Trudeln.
»Vorsicht, Shan!«, rief Sebastian.
Ein Zwergdrache kam von links und streifte den Adler am Kopf, der kreischend die Kontrolle verlor. Sebastian musste seine ganze Kraft aufwenden, um nicht herunterzufallen.
Es war ein kurzer, harter Drachenschwanzhieb, der Sebastian direkt in den Bauch traf und eine Woge von Schmerzen in ihm explodieren ließ. Er sank zusammen, während der Adler benommen vom Himmel fiel. Sebastian konnte nur noch mit äußerster Kraft den Brechreiz unterdrücken. Sein Verstand war noch intakt, um sich vorzustellen, was die Hexen mit ihm und seinen Freunden anstellen würden, sollte der Höllenfeuerzauber scheitern.
Wieder traf Sebastian ein Drachenschwanzhieb, dieses Mal direkt in den Rücken. Der Schlag war so wuchtig, dass ihm schwarz vor Augen wurde; vielleicht verlor er auch für einen Augenblick das Bewusstsein – er wusste es nicht. Aber als er wieder wahrnahm, was um ihn herum geschah, spürte er, dass er nicht mehr auf dem Adler saß, sondern durch die Luft fiel.
Das Holzdach kam ihm mit solch einer Schnelligkeit entgegen, dass er nur noch instinktiv die Arme vor sein Gesicht halten konnte, bevor er mit einem Knall durch das Dach stürzte. Der Adler-Junge folgte und krachte ebenfalls durch das Dach. Stroh und Holzteile fielen auf sie herab. Eine große Lücke klaffte im Dach auf, als hätte ein Troll es mit seinen riesigen Händen fortgerissen.
Unter Stroh und Holz begraben, blickte Sebastian durch die Lücke im Dach. Ein Schwarm Zwergdrachen kreiste über der Hütte und im Hintergrund war das graue Gesicht des Zauberers zu sehen, das ein siegessicheres Lächeln zeigte. Er sah nach rechts, wo Shan neben ihm lag, der sich noch nicht zurückverwandelt hatte. Er war halb unter Bruchstücken von Gebälk begraben und rührte sich nicht.
»Shan«, rief Sebastian. »Hörst du mich?«
Sebastian erhielt keine Antwort.
Ein widerliches Lachen schallte ihm von oben entgegen.
»Jetzt hab ich dich, Kaspar«, dröhnte eine dunkle Stimme. »Ich kann zwar nicht aus der Verbannung fliehen, jedoch kann ich, wie du siehst, von hier sehr wohl einiges bewirken.« Wieder ertönte das widerliche Lachen. »Die Hexen werden dich an meiner Stelle ergreifen. Ich werde dann bestimmen, was mit dir und deinen Freunden geschehen soll.«
»Ach, halt doch
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