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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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Jean-Claude Separt eintrug, konnte Dominique kaum noch an sich halten. Doch als sie oben plötzlich allein in dem kleinen Zimmer standen, das nach Raumspray und altem Teppich roch, waren sie auf einmal ganz schüchtern und still. Sie wurden noch stiller, als sie angezogen auf dem Bett lagen und sich küssten und umarmten.
    »Ich frage mich, wo Elder ist«, sagte Barclay schließlich.
    »Ich mich auch«, murmelte Dominique schläfrig.
    Er streichelte noch über ihr Haar, als sie schon eingeschlafen war, und dachte an Susanne Elder und an Dominiques Vater. Er hoffte, dass Dominic Elder eine Antwort auf seine Fragen fand. Nach einer Weile schloss auch er die Augen.
     
    Kurz vor Tagesanbruch erreichte Elder York. Die Straßen lagen verlassen da. Hier hatte Marion Barker gebeichtet, dass sie schwanger war, und hier hatte er darauf bestanden, dass sie abtrieb. Arme Marion. Sie hatte Zeitpunkt und Ort ausgewählt, um es ihm zu sagen, und nicht den geringsten Zweifel gehabt, eine gute Wahl getroffen zu haben. Ein gemeinsames Wochenende in York, ein sonniger Sonntagmorgen. Ein Spaziergang auf der Stadtmauer. Arme Marion. Was hatte sie erwartet? Dass er sich freuen würde? Sie war enttäuscht worden. Doch wo auf der Stadtmauer hatte sie es ihm erzählt? Pellengro wusste es nicht, also wusste die Hexe es auch nicht. Elder hatte den Rundgang über die Stadtmauer von York schon mal gemacht, deshalb war ihm klar, dass er mindestens eine Stunde brauchen würde. Er parkte am Goodramgate, einem großen steinernen Torbogen. Eine Treppe neben dem Tor führte hinauf auf die Mauer. Eine kleine abgeschlossene Pforte versperrte ihm den Weg, doch er kletterte darüber. Ihm kam in den Sinn, dass es der Hexe schwerfallen dürfte, einen steifen Körper über so ein Tor zu wuchten. Doch bei nochmaligem Nachdenken kam er zu dem Schluss, dass der Innenminister mit einer Pistole im Rücken gegebenenfalls keine Probleme gehabt haben dürfte, das Hindernis zu überwinden.
    Teile der Mauer waren mit Flutlicht angestrahlt, und auch die Straßenbeleuchtung kam Elders Vorhaben entgegen. Der Himmel war klar und die Nacht kalt, und er sah seinen Atem in der Luft. Er erinnerte sich noch, dass die Mauer in dieser Richtung nach einer gewissen Strecke endete und dann nach einer kurzen Unterbrechung weiterging. Als er das Ende erreicht hatte, ging er den gleichen Weg wieder zurück, überquerte das Goodramgate und schritt die Mauer diesmal in Richtung York Minster ab. Er war keine zehn Meter gegangen, als er die Leiche entdeckte. Sie lehnte an der Mauer, die Beine vor sich ausgestreckt. Elder bückte sich und erkannte Jonathan Barker. Er war mit einer einzigen Kugel in die Schläfe erschossen worden. Elder berührte Barkers Haut. Sie war kalt und ein wenig feucht, doch seine Glieder ließen sich noch bewegen. Er schien noch nicht lange tot zu sein. Elder richtete sich auf und schaute sich um. Offenbar hatte niemand den Schuss gehört. In der Nähe befanden sich Häuser, Pubs und Hotels. Ein einzelner Schuss in die Schläfe: eine Hinrichtung. Na gut, wenigstens war es schnell gegangen.
    Plötzlich hörte er direkt neben sich einen Einschlag, Staub stob von der Mauer.
    Eine Kugel!
    Er legte sich flach auf den Boden, seine Beine über denen von Barker. Dann zog er seine Pistole aus dem Schulterhalfter und entsicherte sie. Woher war der Schuss gekommen? Er sah sich um. Hier oben war er völlig ungeschützt. Er musste zurück zur Treppe. Die Hexe benutzte einen Schalldämpfer. Deshalb hatte auch niemand etwas gehört. Ein Schalldämpfer beeinträchtigte die Reichweite und Zielgenauigkeit ihrer Pistole, also war sie vermutlich nicht ganz so nah. Wenn sie in unmittelbarer Nähe wäre, hätte sie nicht danebengeschossen. Sie befand sich irgendwo da unten, auf der Straße. Er beschloss, es darauf ankommen zu lassen und rannte in geduckter Haltung los, die Pistole schussbereit, für den Fall, dass sie plötzlich auftauchen sollte. Doch das geschah nicht. Er eilte zurück, die Treppe hinunter und weiter zur abgeschlossenen Pforte. Die Stadt war still. Außerhalb der Stadtmauer hörte er ein einzelnes Auto. Er wusste, dass er es niemals rechtzeitig bis zu diesem Auto schaffen würde. Aber sein eigener Wagen stand auch keine fünfzig Meter weit entfernt. Allerdings hatte er nicht die Absicht, dorthin zurückzukehren. Jetzt, wo sie so nah war, würde er auf keinen Fall die Flucht ergreifen.
    Das Klappern von Absätzen auf Kopfsteinpflaster. Woher kam es? Irgendwo vor ihm,

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