Kat und der heißblütige Spanier
schwärmten.
Dabei war sich Kat gar nicht sicher, ob sie es überhaupt wollte. Anderen Menschen zu nahe zu kommen, hieß, verletzbar zu sein, und das wollte sie nie wieder riskieren. Darum versteckte sie sich hinter auffallenden Outfits und einer frivolen, leichtlebigen Maske. Das fiel ihr schon deshalb nicht schwer, weil sie sich noch nie von einem Mann besonders angezogen gefühlt hatte.
Nicht bis zu jenem Ball vor einem Jahr …
Das Kleid, das sie damals getragen hatte, war mehr als gewagt gewesen, selbst für ihre Verhältnisse. Ein hautenger Designertraum aus rubinrotem Satin, dessen bestickte Korsage ihre Oberweite mehr preisgab als bedeckte. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch den berühmten Balfour-Diamanten, einem unschätzbar kostbaren Juwel in Tropfenform, der an einer langen Kette hing und in dem sanften Tal zwischen ihren prallen Brüsten funkelte. Die fast hüfthohen Seitenschlitze der langen Robe ließen ihre langen Beine bei jedem Schritt hervorblitzen. Kostbare Edelsteine funkelten in ihrem aufgesteckten Haar und um den schlanken Hals.
Kat erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie müde und etwas gelangweilt die Treppe zum großen Ballsaal hinunterschritt, sehr wohl wissend, dass aller Augen auf ihr ruhten. Doch das war sie gewohnt, und es machte ihr nichts aus.
Und dann sah sie ihn ! Inmitten Hunderter von Ballgästen stach er heraus wie ein strahlender Komet am nachtschwarzen Himmel. Ihr Herz schlug einen wilden Trommelwirbel, und plötzlich wusste Kat, wovon ihre Schwestern und Freundinnen immer geredet hatten.
Le coup de foudre! Ohne Vorwarnung – Liebe auf den ersten Blick!
Da stand er, ihr Traummannin Fleisch und Blut … und in einem eleganten, maßgeschneiderten Abendanzug.
Das schwarze Haar trug er etwas länger als die anderen Männer und irgendwie wilder. Insgesamt hatte er etwas Ungezähmtes. Gleichzeitig wirkte er arrogant, stolz und unfassbar sexy – ihn nur anzuschauen, ließ jeden Nerv in ihrem Körper vibrieren.
Doch es gab ein Problem, er war offensichtlich nicht allein da. Die Frau an seiner Seite war gertenschlank, und den Ausdruck auf ihrem klaren Gesicht, das kaum eine Spur von Make-up aufwies, konnte man als heiter und gelassen beschreiben. Eine natürliche Schönheit wie ihre muss nicht künstlich hervorgehoben werden, dachte Kat mit einer Spur Neid, während sie die Fremde kritisch betrachtete. Der klassische französische Knoten passte perfekt zum gewollt schlichten Stil der cremefarbenen Abendrobe aus fließender Seide. Als einzigen Schmuck trug sie ein Paar Perlenohrringe.
Im Vergleich dazu fühlte Kat sich plötzlich wie ein völlig übertakelter Weihnachtsbaum. Doch das hinderte sie nicht daran, den verdammt attraktiven Begleiter der eleganten Lady offen anzuschmachten, während in ihr ein wildes Begehren wuchs, von dem sie nie auch nur etwas geahnt hatte.
Kat war davon so überwältigt, dass sie gar nicht erst versuchte es zu verstecken, denn das hätte sie ohnehin nicht fertiggebracht. Aber der umwerfende Adonis mit den funkelnden schwarzen Augen ignorierte den ihm zugespielten Ball nicht nur, sondern maß Kat, als sie einander vorgestellt wurden, mit einem so kalten, vernichtenden Blick, dass sie eigentlich auf der Stelle tot hätte umfallen müssen vor Scham.
Stattdessen tat sie weiterhin alles, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Da sie aber schrecklich unerfahren in diesem Metier war und er der erste Mann, den sie wirklich wollte, übertrieb Kat dabei maßlos. Jedes Mal, wenn sie glaubte, er schaue in ihre Richtung, warf sie den Kopf zurück, brach in glockenhelles Gelächter aus und schüttelte die dunkle Haarpracht. Oder sie senkte lasziv die Lider und warf ihm unter den dichten, gebogenen Wimpern einen schwelenden Blick zu. Die Wirkung konnte sie allerdings nicht überprüfen, weil sie viel zu beschäftigt mit ihrer schauspielerischen Leistung war.
Doch irgendwann dämmerte es Kat, dass sie genauso gut versuchen konnte, einen Felsbrocken zum Leben zu erwecken. Aber so leicht würde sie nicht aufgeben!
Carlos Guerrero … was für ein Name! Was für ein Mann!
Das Nächste, was sie sah, war, dass seine Begleiterin ihm etwas zuraunte und in Richtung der Toilettenräume verschwand, worauf Carlos den Ballsaal verließ und auf die illuminierte Terrasse hinaustrat. Sofort heftete Kat sich an seine Fersen.
Es war Vollmond. In der lauen Luft lag der betäubende Duft von Jasmin, und Kat hatte plötzlich das Gefühl, in einer Nacht wie dieser
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