Kat und der heißblütige Spanier
dachte oder empfand, und das verletzte Kat tiefer, als es jede noch so rüde Bemerkung vermocht hätte.
„Damit ist es wohl endgültig an der Zeit für mich, von Bord zu gehen“, fuhr sie energisch fort. „Würdest du bitte veranlassen, dass mich einer von den Jungs an Land bringt?“
11. KAPITEL
Seit Kat darauf bestanden hatte, so schnell wie möglich an der Küste abgesetzt zu werden, lag über der ganzen Jacht eine gedrückte Stimmung.
Dabei wäre sie am liebsten für immer geblieben. Aber Carlos’ kühle Indifferenz angesichts der Nachricht, dass sie beide kein gemeinsames Kind haben würden, war kaum zu ertragen. Darum musste sie fliehen, ehe Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit sie noch völlig übermannten und womöglich dazu trieben, ihn anzuflehen, sie nicht gehen zu lassen.
„Ich werde dich rüberbringen“, teilte er ihr sachlich mit, als sie mit ihrem Gepäck an Deck erschien, das blasse Gesicht gesenkt, die Lippen zu einem festen Strich zusammengepresst.
Sie schüttelte den Kopf. Genau das wäre die reine Katastrophe!
Wer garantierte ihr, dass sie den reichen Müßiggängern und Jet-Settern im Hafen von Antibes nicht doch noch ein tränenreiches Spektakel präsentierte, wenn Carlos selbst sie dort von Bord seines rasanten Motorflitzers entließ? Oder ihm womöglich gestand, wie leer und öde ihr die Zukunft ohne ihn erschien, und ihn anflehte, sie wieder mit zurück auf die Corazón Frío , in seine Kabine und in sein Leben zu nehmen?
„Nein“, sagte sie fest und schenkte ihm ein reizendes Lächeln. Auf keinen Fall würde sie jetzt losheulen! „So ist es besser, Carlos. Wir beide sind erleichtert über den Ausgang unserer … der Geschichte und sollten den Abschied nicht unnötig hinauszögern“, hielt sie ihm vernünftig entgegen und spürte, wie ihr Herz brach.
„Sì …“ , sagte er langsam. „Du hast recht. Das ist der bessere Weg.“
„Nun, dann gibt es wohl nichts mehr zu sagen, nicht wahr?“, fragte Kat munter.
Bedächtig nahm Carlos noch einmal ihre strahlenden Augen, die samtene Haut, die vollen, weichen Lippen und herausfordernd weiblichen Kurven in sich auf und nickte. „Außer, dass es eine verdammt angenehme Affäre war, solange sie gedauert hat.“
„Ja, das war sie tatsächlich!“, bestätigte Kat strahlend und erstickte fast an ihrer vorgetäuschten Fröhlichkeit.
Ob das zu seinem gewohnten Abschiedsritual gehörte, wenn er eine scheidende Geliebte aus seinen Armen entließ? Ein cleverer Schachzug, in dem er diesen brennenden Blick mit einem fast zärtlichen Unterton echten Bedauerns kombinierte, um der Frau das trügerische Gefühl zu vermittelten, sie hätte ihm tatsächlich etwas bedeutet?
Plötzlich wusste Kat, dass sie die ganze verlogene Farce keine Sekunde länger ertragen konnte, und nahm energisch ihr Gepäck vom Boden auf. „Aber damit ist es jetzt vorbei. Würdest du also bitte Mike rufen, damit er mich endlich an Land bringt?“
Ein leichtes Neigen des Kopfes und sie marschierte in Richtung des bereits zu Wasser gelassenen Beiboots davon.
Carlos blieb sprachlos zurück.
Nie zuvor war er von einer Frau derart kalt abserviert worden. Bisher hatte er immer den Abschied eingeleitet und so schnell und schmerzlos wie nur möglich über die Bühne gebracht. Hatte er sich nicht sogar schon ein paar passende Floskeln für den Fall zurechtgelegt, dass Kat versuchen würde, ihre Anwesenheit auf der Corazón Frío noch ein wenig auszudehnen?
Aber wahrscheinlich hatte Kat wirklich recht, und ein kurzer scharfer Schnitt war besser als … ja, als was eigentlich?
Mit den Händen in den Taschen seiner Jeans schlenderte Carlos zur Backbordseite, wo Mike gerade das Gepäck im Beiboot verstaute. Rasch beugte Carlos sich vor und küsste Kat kurz und fast grob auf die Wange, bevor er zurücktrat und sich zum Gehen wandte.
„Pass auf sie auf“, wies er Mike noch über die Schulter an und war froh, dass der Ingenieur von der traulichen Szene zwischen seinem Boss und dem scheidenden Smutje nichts mitbekommen hatte.
Kats Herz sank angesichts Carlos’ hastigen Rückzugs, aber was hatte sie denn erwartet? Dass er mit einem Taschentuch in der Hand winkend an der Reling ausharren würde? Wahrscheinlicher war, dass er gerade einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstieß, weil sie endlich aus seinem Leben schied.
Während der Überfahrt fühlte Kat sich zunehmend schummriger, und als sie in den Hafen von Antibes einliefen, hatte die Übelkeit sie fest im Griff.
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