Kat und der heißblütige Spanier
verachtete er sich dafür, dass er damit auch noch ihr Leben verkomplizierte.
Ein auswegloses Dilemma, wie es schien.
„Dann geh“, stieß er grob hervor. „Ich halte dich nicht auf.“
Und sie ging wirklich, aber mit hoch erhobenem Kopf und einem letzten Blick in seine Richtung, der besagte, dass ihr Urteil über ihn offensichtlich nicht besser ausfiel als sein eigenes.
Nach kurzem Zögern beschloss Kat, sich nicht schmollend in ihre Gästekabine zurückzuziehen, sondern sich, wie in den letzten Tagen, in Carlos’ luxuriösem Schlafgemach zur Ruhe zu legen, um ihm noch eine letzte Chance zu geben, seine Meinung zu ändern. In der Kabine angekommen, entledigte sie sich ihrer Kleidung, schlüpfte unter die Bettdecke und wartete mit angehaltenem Atem. Doch von oben ertönte kein Laut, der vermuten ließe, Carlos könne ihr vielleicht noch folgen.
Irgendwann musste sie eingeschlafen sein, denn als sie erwachte, dämmerte bereits der Morgen, und der Platz neben ihr im Bett war immer noch leer. Es war, als presse eine kalte Hand ihr Herz zusammen. War dies bereits das Ende?
Nach kurzem Zögern stand sie auf und schlich lauschend nach oben an Deck, in der vagen Hoffnung, Carlos könnte dort auf einer der Sonnenliegen eingeschlafen sein. Doch das Oberdeck war verwaist, die Sterne verblassten langsam im grauen Dunst, und am Horizont zeigte sich ein pinkfarbener Streifen, der den baldigen Sonnenaufgang ankündigte.
Aber irgendetwas war heute Morgen anders als sonst …
Kat blinzelte ein paar Mal und stellte dann mit angehaltenem Atem fest, dass sie sich nicht täuschte. Hinter dem sich langsam auflösenden Frühnebel kam Land in Sicht. Mit jeder Sekunde, die sie wie gebannt hinstarrte, wurde die Küstenlinie deutlicher. Mit bebendem Herzen erkannte Kat, wie perfekt Carlos ihre Reiseroute berechnet hatte. Heute war der Stichtag, an dem sich herausstellen sollte, ob sie schwanger war oder nicht.
Auf bloßen Füßen huschte sie hinunter in ihre eigene Kabine und war nicht wirklich überrascht, als sie dort auf Carlos traf, der lang ausgestreckt auf ihrem Bett lag und tief und fest schlief. Das Bettzeug hatte er zusammengeknüllt auf den Boden geworfen, und der Anblick seines nackten, kraftvollen Körpers ließ ihren Mund ganz trocken werden. Gegen das strahlendweiße Betttuch wirkte er wie eine kostbare Bronzestatue.
Das schwarze Haar war zerzaust und die geliebten dunklen Züge im Schlaf entspannt wie die eines jungen Knaben. Automatisch dachte sie an die schrecklichen Erzählungen aus seiner Kindheit und fragte sich nicht zum ersten Mal, wo der Platz seiner Mutter in diesem Drama war. Hatte sie wirklich keine Chance gehabt, die Grausamkeiten ihres Mannes gegenüber dem Sohn zu verhindern?
Kats Herz flog dem Mann auf ihrem Bett zu, ohne dass sie es verhindern konnte.
„Kat?“ Er sagte es im gleichen Ton, wie er vielleicht auch Tür oder Fenster gesagt hätte.
Sekundenlang versanken ihre Blicke ineinander, dann wandte sie sich leise um und verließ die Kabine, um vielleicht in Carlos Bett noch ein wenig Ruhe zu finden, bevor sie endgültig aufstand.
Natürlich folgte Carlos ihr auch diesmal nicht. Und darüber war Kat froh, denn kaum, dass sie lag, spürte sie ein vertrautes Ziehen im Unterbauch. Als sie dann auch noch kurz darauf im Bad das Blut sah, das ihre heimlichsten Träume ein für allemal zerstörte, rannen heiße Tränen über ihre Wangen. Kat ließ sie fließen, bis sie sich völlig leer fühlte.
Aber auch diesmal kam ihr der unbezwingbare Stolz der Balfours zu Hilfe.
Wie betäubt stellte sie sich unter die Dusche, doch sobald sie angezogen war, reckte sie das Kinn vor und machte sich auf den Weg in die Kombüse, um das Frühstück vorzubereiten. Und als sie es an Deck trug, wartete Carlos bereits auf sie, obwohl es noch vor der gewohnten Zeit war.
„Du bist heute aber früh auf den Beinen“, stellte er gleichmütig fest.
„Und du bist letzte Nacht gar nicht ins Bett gekommen“, konterte sie.
„Ist das als Vorwurf gemeint, Princesa ?“
„Es war mehr als Frage gemeint.“
Darauf zuckte Carlos achtlos mit den breiten Schultern. „Hast du nicht gesagt, du seist müde und würdest deine Ruhe brauchen?“
Kat biss sich auf die Unterlippe, schenkte eine Tasse Kaffee ein und reichte sie ihm. „Nun, das alles ist jetzt völlig unerheblich, da sich unser Problem auf natürlichem Weg von allein gelöst hat“, teilte sie ihm kühl mit.
Seiner starren Miene konnte sie nicht entnehmen, was er
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