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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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wie van den Berg aus Flandern, allerdings nicht aus Gent, sondern Antwerpen. Er war im Gegensatz zu seinem Partner ein leidenschaftlicher Frühaufsteher und schon seit zwei Stunden eifrig bei der Arbeit.
Der junge Polizist war bei den Kollegen anfangs als Streber verschrien, als Besserwisser, als Neunmalkluger. Seine dunklen Haare trug er vorn und an den Seiten kurz, dafür aber bis in den Nacken, zudem hatte er ein Faible für auffällige Goldkettchen. Deflandre wusste von den Frotzeleien seiner Kollegen und war clever genug, cool zu bleiben.
  Van den Berg hatte ihm ein paar Mal tüchtig den Kopf gewaschen. Mittlerweile zeigte Deflandre ab und an sogar soziale Züge. „Du wirst es nicht glauben, das Mädchen ist vergiftet worden.“ Van den Berg blickte seinen Kollegen überrascht an. „Vergiftet?“ „Warum auch nicht? Ist doch eine saubere Art, jemanden um die Ecke zu bringen. Es steht ja nicht jeder drauf, seinem Opfer die Kehle durchzuschneiden.“ Van den Berg nickte nachdenklich und strich über seinen Dreitagebart. Seine Halsschlagader sah nun furchterregend aus. „Link und feige, jemanden so zu töten. So ein Dreckskerl!“
  Der Kommissar rief den Pathologen an, der versprach, umgehend in sein Büro zu kommen. Franz De Coster genoss ein hohes Ansehen unter den Polizisten, zumindest was seine Fähigkeiten als Mediziner betraf. Sein lehrerhaftes gestelztes Auftreten dagegen ging allen auf die Nerven. De Coster trug einen kunstvoll rasierten Kinnbart und war wie immer akkurat gescheitelt. Die rundliche Brille mit Goldrand wirkte seltsam in dem schmalen Gesicht.
  „Curare“, begann De Coster wichtig. Er genoss die unwissenden Blicke der beiden Kollegen. „Spann uns nicht auf die Folter“, raunte van den Berg genervt.
    „Curare ist ein kompetitiver Blocker des nikotinergen Acetylcholin-Rezeptors .“ De Coster lächelte überlegen in die Runde. Van den Berg holte tief Luft. „Komm auf den Punkt, Mensch!“ „Ein Pflanzengift“, erklärte De Coster. Die beiden Polizisten schauten sich ratlos an. Van den Berg sinnierte. Ein Pflanzengift also …
De Coster schien van den Bergs Gedanken zu lesen. „Selbstmord können wir vergessen und aus Versehen schluckt man so was ganz bestimmt nicht“, sagte der Doc, während er seine irritierende Brille abnahm. „Dieses Gift kommt in Europa praktisch nicht mehr vor. Es wird in Südamerika zur Jagd verwendet und aus den Blättern von Lianen gewonnen. Das Mädchen hat das Zeug sicher nicht besessen, aber das ist ja euer Job.“
  „In Belgien gibt es das überhaupt nicht?“ De Coster schüttelte weise den Kopf. „Offiziell jedenfalls nicht mehr.“ „Was heißt nicht mehr?“ „Curare ist Anfang des 20. Jahrhunderts in Krankenhäusern bei verschiedenen Krankheitssymptomen eingesetzt worden, unter anderem bei Tollwut und Epilepsie. Heute ist Curare im Prinzip überflüssig, es wird durch synthetische Stoffe ersetzt.“
Die Polizisten wurden unruhig. Deflandre wippte auf seinem Stuhl herum wie ein unkonzentrierter Schuljunge. „So ein Mädchen zu vergiften, das ist echt krank.“ Van den Berg dachte nach. „Was für ein Mensch tut so was?“ De Coster setzte wieder sein wichtiges Gesicht auf. „Das Gift ist gespritzt worden, genauer gesagt in den linken Arm. Im Verdauungstrakt hätte es keinen allzu großen Schaden angerichtet, in der Blutbahn ist es allerdings absolut tödlich.“
  Die beiden Cops schauten sich fragend an. „Welche Menge braucht man?“, raunte van den Berg ungeduldig. „Das kommt ganz darauf an. Bei unserem Mädchen dürften 30 Milligramm ausgereicht haben. Freiwillig nimmt so was niemand, selbst dann nicht, wenn man sich umbringen will. Curare bewirkt Atemstillstand – ein widerlicher Tod.“ De Coster mimte theatralisch einen Sterbenden. Van den Berg verzog sein Gesicht. Die zynische Art des Pathologen kotzte ihn an.
  „Noch etwas: Das Mädchen hatte Sex, unmittelbar vor dem Tod.“ „Was heißt das?“, fragte der Kommissar gespannt. „Längstens eine Stunde vor dem Exitus – das Sperma hat es uns verraten.“ Van den Berg kräuselte die Nase, dann fiel ihm noch etwas ein. „Was ist mit diesem Brandzeichen? Kannst du sagen, wie lange sie das Ding schon auf dem Pelz hat?“ „Frisch ist das hübsche Stück nicht - ich bin sicher, die Süße hatte das schon ein paar Jahre drauf.“ Van den Berg kratzte sich den Hinterkopf. „Womit ist es gemacht worden?“ „Sieht mir ganz nach einem stinknormalen Brandeisen aus. Ich

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