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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Das bescheidene Foyer an der Rezeption
machte zwar einen einfachen aber gepflegten Eindruck. Am Empfang saß ein Mann,
der mindestens siebzig sein musste. Konzentriert blickte der Alte über den
Goldrand seiner Brille und studierte die Ankömmlinge. „Bonjour, wir sind von
der Polizei Brüssel, Mordkommission.“ Der Mann schaute erstaunt, blieb aber
gelassen. „Wir suchen einen Yves Grangé.“ „Der Name sagt mir nichts. Der wohnt
bestimmt nicht hier.“ „Vielleicht nicht unter diesem Namen!“ Van den Berg
fischte ein Foto aus der Tasche. Der Mann nickte. „Das könnte er sein“, murmelte
er. „Er sieht etwas älter aus, aber …“ Er schlug das Gästebuch auf. „Peters,
René Peters, ich denke, das ist er.“ „Ist er auf seinem Zimmer? Wann haben sie
ihn zum letzten Mal gesehen?“ „Vor einer Stunde. Er ist nicht hier. Er geht
mittags immer weg und kommt gegen Abend wieder.“ „Seit wann wohnt er hier?“,
wollte van den Berg wissen. „Seit einer Woche.“ „Unser Freund ist gerne
inkognito“, sagte der Kommissar lächelnd. Was führte Grangé im Schilde? Warum
versteckte er sich in einer Pension in De Panne? War er der Mann, der zwei
Menschen vergiftet und vor eine Kirche geworfen hatte? Sie fragten sich, ob er
Verdacht geschöpft und nicht mehr in die Pension zurückkehren würde. Sie
machten einen weiteren Versuch, Grangé zu orten. Aber es gelang ihnen nicht – hatte
er etwas gerochen und sein Handy entsorgt? Sie warteten im Wagen, Nicole
verließ die beiden Kollegen ab und zu, um Getränke und Snacks zu besorgen. Es
begann zu dämmern und die drei Polizisten dachten darüber nach, ob Grangé
überhaupt auftauchen würde oder ob sie nur ihre Zeit verschwendeten. Deflandre
vertrat die Ansicht, dass das Phantom bereits über alle Berge war - van den
Berg wusste nicht so recht, was er glauben sollte. Nicole war allerdings davon überzeugt,
dass Grangé schon bald aufkreuzen würde. Als van den Berg gerade im Begriff
war, eine Schlafpause einzulegen, näherte sich ein kräftiger Mann in
unauffälliger grauer Jacke. Mit schnellen Schritten eilte er auf den
Hoteleingang zu. Der Wind hatte seine Haare völlig zerzaust. „Das ist er!“
Deflandre zog seine Waffe, lud sie durch und riss die Autotüre auf. „Warte, es
ist zu spät, er ist schon fast im Hotel“, rief van den Berg. „Wir holen ihn uns
besser im Zimmer.“ Die beiden Männer stiegen langsam aus dem Auto, während
Nicole zurückblieb und das Hotel von jener Position aus beobachtete, die
Deflandre zuvor eingenommen hatte. Die Polizisten sprachen kurz mit dem
Concierge, der ihnen bestätigte, dass der Mann, der soeben im Hotel aufgetaucht
war, mit demjenigen übereinstimmte, der als René Peters eingecheckt hatte. Der
Kommissar und sein junger Assistent schlichen die schmale Treppe hinauf bis in
den zweiten Stock. Zimmer 23, hier musste er sein. Deflandre klopfte an die Tür
ohne etwas zu sagen, van den Berg stand hinter ihm mit dem Revolver im
Anschlag. Nichts rührte sich. Sie warteten eine halbe Minute, dann klopften sie
erneut. Noch immer kam keine Reaktion aus dem Zimmer. Deflandre legte sein Ohr
an die dünne Tür. Er hörte einen Windzug, das Fenster schien offen zu stehen, sonst
vernahm er nichts. „Grangé oder von mir aus Peters, wir wissen, dass sie hier
sind. Öffnen sie die Tür, wir haben ein paar Fragen. Wir sind von der Polizei!“
Es vergingen weitere zwei Minuten, ohne dass sich etwas rührte. „Wir öffnen“,
flüsterte van den Berg. Deflandre steckte den Schlüssel in den Zylinder und
schloss leise auf. Mit einem heftigen Ruck drückten die Polizisten die Tür auf
und sprangen ins Zimmer. „Polizei - kommen sie raus!“ Das Bett war zerwühlt, Deflandre
lief ins Badezimmer. „Scheiße, da ist auch niemand!“ Van den Berg rannte nach
unten zur Rezeption. „Wie kommt man von der zweiten Etage zum Hinterausgang?“
„Über die Feuertreppe und das Dach!“ „Scheiße!“ Van den Berg ärgerte sich über seinen
dämlichen Fehler, nicht gleich alle Fluchtmöglichkeiten in Betracht gezogen zu
haben. In diesem Moment kam Nicole ins Hotel gestürmt. „Beeilt euch, er ist in
Richtung Strand geflüchtet.“ Deflandre hielt sich für den schnellsten
Polizisten Brüssels, mindestens das. Als Jugendlicher war er ein herausragender
Leichtathlet gewesen und hatte es auf der Sprintstrecke zum belgischen
Jugendmeister gebracht. Er rannte in die Richtung, die Nicole ihm gewiesen
hatte. Van den Berg hatte keine Mühe, ihm zu

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