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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Sonne kämpfte gegen die grauen Wolken, ein kräftiger
frischer Wind strich über das Meer und den breiten Strand. Der Kommissar mochte
das raue Klima, das zu seiner temperamentvollen Natur passte. Der Blick auf den
Sand und das Wasser schärfte seinen Verstand, setzte Gedanken und Emotionen
frei, die in Brüssel unter der Dunstglocke blieben. Er setzte sich neben die
blonde Frau auf die Bank. Es dauerte eine Weile, bis sie begannen, miteinander
zu sprechen. Von Anfang an war van den Berg von der Frau fasziniert. Ihm
gefielen der Klang ihrer Stimme und ihr Lächeln. Marie lebte in Paris, im
vornehmen achten Arrondissement, in der Nähe des Eiffelturms. Sie studierte
Deutsch und Spanisch an der Sorbonne. Nie hatte van den Berg eine
leidenschaftlichere Beziehung erlebt, als mit dieser zierlichen Frau, die ihn
immer wieder mit verrückten Ideen überraschte. Er dachte an den Tag, als sie am
Kommissariat mit einer alten Harley Davidson auftauchte und sie spontan an den
Atlantik fuhren und erst im Morgengrauen in Biarritz ankamen.
    Van
den Berg verschanzte sich mit Deflandre und Nicole in seinem Büro. Er gab
Anweisung, nicht gestört zu werden. Die Stimmung im Kommissariat war gereizt.
Journalisten hatten sich am Morgen bei van den Berg gemeldet und ihn gefragt,
warum es noch keine heiße Spur gab. Zwei grauenhafte Mordfälle mussten
aufgeklärt werden, sie brauchten Ergebnisse und das möglichst schnell. Die
außergewöhnlichen Umstände des Verbrechens ließen die Phantasie der Journalisten
ins Kraut schießen. Eine Boulevardzeitung erfand den „ Negligé -Killer“,
eine andere erschuf das „Giftmonster“. Van den Berg hatte eine tiefe Abneigung
gegen die reißerische Berichterstattung der bunten Blätter. Vor einem Jahr, als
er sich mit dem bizarren Ritualmord beschäftigen musste, war er mit einem
jungen ehrgeizigen Fernsehjournalisten aneinandergeraten, der ihm und seinen
Kollegen in einer Live-Sendung Unfähigkeit bei den Ermittlungen vorgeworfen
hatte. Er war auf den Provokateur mit Fäusten losgegangen, Deflandre hatte ihn
im letzten Moment davon abgehalten, zuzuschlagen. Fotos der Auseinandersetzung,
die den aufgebrachten Kommissar mit wutverzerrter Fratze in Großaufnahme
zeigten, waren in einigen Zeitungen auf den Titelseiten gedruckt worden. Mit
Journalisten sprach er nicht mehr. Der Polizist hatte damals überlegt, alles
hinzuschmeißen. Nur Marie und die Kollegen, die sich geschlossen hinter ihn
stellten, hatten ihn umgestimmt. Jetzt war er wieder da, der öffentliche Druck,
dem er sich nicht entziehen konnte, der ihn rasend machte.
    Der
Kommissar orderte einen ganzen Stapel Bücher über exotische Gifte. Er hatte
wenig Lust, das Internet nach Informationen durchzuforsten, ebenso wenig wollte
er die Recherche De Breuyn überlassen. Er fand vor allem medizinische
Abhandlungen über die Wirkungsweise des Giftes und über dessen früheren Einsatz
als Medikament, im Wesentlichen das, was De Coster schon lang und breit doziert
hatte. Als es ihm reichte mit der anstrengenden Lektüre, stieß er auf eine
Passage, die ihn neugierig machte. Das Kapitel beschrieb ausführlich, wie
Indianer im Amazonas Curare zur Jagd eingesetzt hatten und um sich gegen die
Eroberer zur Wehr zu setzen. Aber ein Zusammenhang zu seinen Fällen fiel ihm
nicht ein. Van den Berg eilte in den Besprechungsraum und holte die große
Metalltafel aus dem Schrank, die er schon oft für Tatortskizzen und andere
Aufzeichnungen benutzt hatte. Mit einem schwarzen Filzstift skizzierte der Kommissar
die Namen der Opfer, die Tatorte und die Personen im Umfeld der Toten. Dann
schrieb er die Namen Muller und Grangé dazu. Van den Berg blickte zu Nicole.
„Eric glaubt, dass wir es mit einem Psychopathen zu tun haben.“ „Es spricht
einiges dafür, dass der Täter eine Persönlichkeitsstörung hat. Er hat seine
Opfer vergiftet, wahrscheinlich wollte er, dass sie elendig ersticken.
Mitgefühl ist für diesen Typen ein Fremdwort. Ich bin mir trotzdem nicht
sicher, dass es ihm darum geht, seine Opfer leiden zu sehen.“ „Wenn er sie
nicht leiden sehen will, warum denkt er sich dann so was Krankes aus?“ „Er will
beachtet werden und Schrecken verbreiten. Er hat sich zwei große Kirchen
ausgesucht, er hat zwei Menschen umgebracht, mit einem exotischen Gift, er hat
Zeichen hinterlassen. Das ist deutlich.“ Deflandre grinste. „Da hat uns dein
wallonischer Genius ja mal wieder ein großes Stück weitergebracht.“ Nicole
blieb cool, sie fragte sich

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