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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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sollte, ruf sie bitte auch an!«
    Sie griff nach ihrem Koffer. »Außerdem ...«, sagte sie. Dann schüttelte sie den Kopf und ging.
    Liebermann lauschte, bis die Haustür ins Schloss gefallen war. Miri schmiegte sich an seine Beine. »Mag Mama dich noch?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Liebermann. »Ich denke, schon.«
    »Magst du sie noch?«
    »Ich? Doch, ich glaube.«
    »Heiratet ihr dann noch mal?«
    Diese Frage stellte Miri mit hartnäckiger Regelmäßigkeit. Und genauso regelmäßig antwortete Liebermann: »Zum Heiraten reicht es nicht, wenn man sich mag.« Diesmal fügte er hinzu: »Außerdem glaube ich nicht, dass sie mich noch will, wenn sie zurückkommt.«
    »Warum?«
    »Weil sie in Tibet einen anderen Mann kennenlernen wird, der sich nicht so viel mit ihr streitet wie ich. Er heißt Buddha.« Er strich Miri über das Haar. Es war dicht und dunkel wie seines, nur den Wirbel über der Stirn hatte sie von Thekla.
    »Den will ich nicht«, sagte Miri.
    »Ach, er ist eigentlich ganz nett, nach allem, was ich über ihn gehört habe.«
    »Und du, heiratest du dann eine andere Frau?«
    »Willst du das denn?«
    Sie überlegte eine Weile. »Nö.«
    Liebermann wurde von einer Woge der Zärtlichkeit überschwemmt. Er hätte seine Tochter gern hochgehoben und geküsst, aber ein warnendes Ziehen im Rücken hielt ihn davon ab. »Da ich schon bis über beide Ohren in dich verliebt bin«, sagte er lächelnd, »steht das wohl auch außer Frage. Und jetzt zeig mir mal unser Reich!«
    In den nächsten zwanzig Minuten begutachtete er ein schlauchartiges Kinderzimmer, ein Schlafzimmer mit Doppelbett, auf dem sich zwei Decken und Kissen fanden, was ihn zu der Frage veranlasste, ob Thekla sich ohne sein Wissen neben Buddha noch einen Gefährten hielt. Er drückte sich etwas diplomatischer aus, aber Miri verstand ihn nicht. Also nein, sagte sich Liebermann, irgendwie erleichtert. Nach der Küche und einem orientalisch angehauchten Wohnzimmer endete die Führung in einem Raum, dessen rechte Wand vom Boden bis zur Decke mit Kisten vollgestapelt war. Theklas letzter Umzug, der dritte nach ihrer Trennung, lag schon über ein halbes Jahr zurück, aber sie hatte es noch nicht geschafft oder, vermutete Liebermann, über sich gebracht, die materiellen Beweise ihrer Vergangenheit in die Gegenwart zu überführen. Schon in den vorherigen Wohnungen hatten die Kisten unberührt auf den nächsten Wechsel gewartet. Und er ahnte, dass diese Bleibe hier nicht die letzte war. An der gegenüberliegenden Wand stand eine bezogene Bettcouch. Bei ihrem Anblick bog sich Liebermanns Rückgrat zu einem S.
    »Ich nehme an, das hier ist für mich bestimmt.«
    »Ja«, sagte Miri strahlend.
    »Gut. Ich nehme es zur Kenntnis und verspreche, es nicht schmutzig zu machen.« Darauf marschierte Liebermann in den Flur, schnappte sich seine Tasche und trug sie ins Schlafzimmer.
    Es gab verschiedene Arten von Schlaf: das leichte Dämmern unter gesenkten Lidern, vorzugsweise auf der Treppe zum Hinterhof, den schwarzen Schlaf, der leider nie lang war, und das, was Serrano das Zweite Leben nannte. Das Zweite Leben war ihm der liebste von allen. Denn es bestand nicht nur aus einem verschwommenen Wegdriften. Das Zweite Leben barg Möglichkeiten. Die einer fetten Taube ebenso wie die einer Reise in ein Nest warmer, beweglicher Knäule und weicher Tritte in den Bauch und die des Geruchs von Milch. Man wusste nie, was einen erwartete, aber es war fast immer angenehm.
    Als Serrano diesmal erwachte, war nichts angenehm. Und weder erinnerte er sich an einen Traum, noch fühlte er sich erfrischt. Er lag auf einer ihm unbekannten Decke, die schlecht roch. Nach Schimmel vielleicht. Serrano versuchte sich zu erinnern, wann er das letzte Mal Schimmel gerochen hatte. Nach einer Weile gab er es auf und konzentrierte sich stattdessen auf den schmerzenden, steifen Klumpen unterhalb seines Kopfes.
    Obwohl es überall zu sitzen schien, hatte er den Eindruck, dass sich die Quelle des Übels zwischen seinen Hinterbeinen befand. Er zog sie an, und ihm wurde schwarz vor Augen.
    Er fragte sich, was passiert war. Irgendetwas musste schließlich geschehen sein, dass er schmerzverkrümmt auf dieser stinkenden Decke gelandet war. Beiß die Zähne zusammen, und denk nach!
    Nach einer langen Weile endlich gab sein trübes Gedächtnis ein Schnitzel frei. Ein Frühstücksschnitzel, ungewürzt und angebraten. Derartiges bescherte ihm der Fleischer manchmal nach erfolgreichen Rattenjagden. Aber falls der

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