Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
Vom Netzwerk:
allgemein bekannt dafür, dass sie roch, Liebermann dafür, dass er ahnte, und Uwe dafür, dass er wusste. Zusammen gaben sie ein ganz passables Kleeblatt ab, auch wenn sie sich zuweilen auf die Nerven fielen. Der zufriedene Ton in Marions Stimme ging Liebermann zum Beispiel ziemlich auf die Nerven, aber er riss sich zusammen.
    »Ich komme Montag vorbei, um ein paar Aufgaben zu verteilen. Dann bin ich für zwei Wochen weg.«
    »Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst.« Das Einfühlungsvermögen seiner Kommissarin rührte Liebermann, bis ihm auffiel, dass sie gerade über seinen Urlaub verfügte. Er rächte sich, indem er ihr auftrug, den Stand sämtlicher Vorgänge bis Montag säuberlich und nach Kindern und Erwachsenen geordnet auf ein Flipchart zu übertragen, dann legte er auf.
    Er lechzte nach einer Zigarette. Aber die Schachtel lag irgendwo unten zwischen Löwenzahn und Baumzehen. Fluchend machte Liebermann sich auf den Weg.
    Zum Glück war sie nicht hinter die lanzenartigen Spitzen des Vorgartenzauns gefallen, sondern mitten auf den Bürgersteig. Liebermann beugte sich vor und erstarrte.
    In den Blitz, der ihm von der Lende bis in die Zehenspitzen schoss, sägte sich die höhnische Stimme der Alten: Wer den Hintern rausstreckt. Er hatte den Hintern raus gestreckt.
    Um nicht zu wimmern, holte Liebermann tief Luft und ließ sie langsam zwischen den Zähnen entweichen, während er gebückt zum Zaun hinkte. Er umklammerte eine der Eisenstangen. Atmen. Keine falsche Bewegung. Er atmete. Ein Auto bremste hinter ihm. Liebermann drehte sich nicht um. Stattdessen hangelte er sich Zentimeter für Zentimeter an der Stange aufwärts. Es klang, als parke das Auto ein. Der Motor verstummte, eine Tür schlug zu. Gleich darauf hörte Liebermann das Klappern von Absätzen. Er stöhnte ein letztes Mal und ließ den Zaun los.
    »Der Kreislauf?«, fragte eine Stimme.
    »Etwas in der Art«, sagte Liebermann, indem er sich langsam herumschraubte.
    »Aber es geht...« Er brach ab. In Bruchteilen von Sekunden schrumpfte sein Wortschatz auf ein Minimum zusammen. Himmel! Jesus und Maria! Großer Gott!
    Aber es war nicht Gott. Es war ein Engel. Und was für einer! Von ihren Armen ging ein goldener Schimmer aus, ebenso von ihren Locken, der Tasche und irgendwie sogar vom Schwarz ihres Kleides.
    »Alles in Ordnung?«
    Liebermann hörte Worte, aber er verstand ihren Sinn nicht. Er starrte auf ein goldrotes Lippenpaar, das sich vor ihm auf und ab bewegte. Manchmal starrte er auch in zwei türkisfarbene Augen. Dass es diese Augenfarbe eigentlich nicht gab, kümmerte ihn kaum. Er fragte sich nur, ob auf der Packungsbeilage der Diclofenac Nebenwirkungen erwähnt worden waren.
    Irgendwann begriff er, dass sie eine Antwort erwartete. Er hatte nur keine Ahnung, worauf.
    »Ja«, sagte er. Der Engel bewegte den Kopf, und an Liebermanns Ohr drang das feine Geklimper goldener Doppelreifen, die zu beiden Seiten des himmlischen Gesichts aus den Locken blitzten.
    »Dann bin ich ja beruhigt. Können Sie mir eine Auskunft geben?«
    »Ja.«
    Sie war vielleicht dreißig, höchstens dreiunddreißig. Und sie trug einen Ehering. Aber das musste nichts heißen. Thekla trug ihren Ring auch immer noch, weil sie ihn nicht abbekam. Die Schöne zog ein Notizbuch aus der Tasche und begann, ihre Finger durch die Seiten zu bewegen. »Ich suche die Ossietzkystraße.«
    »Ja«, sagte Liebermann und streckte den freien Arm aus.
    »Also, geradeaus?«
    »Ja.«
    Er begriff, dass er so nicht weitermachen konnte.
    »Bis zur Ecke. Dort stoßen Sie ... äh ... quasi auf die Ossietzkystraße.«
    »Dann ist mein Navigator kaputt.«
    Liebermann lächelte schwach. »Vielleicht ist er nur verwirrt.«
    »Bitte?«
    »Der Navigator.«
    Sie sah ihn eine Sekunde lang zweifelnd an, dann fragte sie: »Wohnen Sie hier?«
    »Ich nicht. Meine Tochter.«
    »Wirklich?«, fragte sie überrascht. »Sie sehen gar nicht aus, als hätten Sie schon eine erwachsene Tochter.«
    »Hab ich auch nicht.« Hatte er das gesagt? Er wusste es nicht genau. Ihr Blick änderte sich erneut. Schließlich zuckte sie die Achseln und klappte das Buch zu.
    Die Endgültigkeit dieser Geste erschütterte Liebermann.
    »Wie lange gedenken Sie, in der Ossietzkystraße zu bleiben?«, fragte er hastig.
    »Es ist, weil ... es hier ein ziemliches Gerangel um die Parkplätze gibt. Manche Anwohner verstehen es sozusagen als ihr natürliches Recht, vor der eigenen Haustür zu parken, und reagieren ... recht ungehalten auf fremde

Weitere Kostenlose Bücher