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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stainesmore gesprochen, dem alten Familiensitz im Norden, wo sie als Kinder geangelt, gejagt und ein nahe gelegenes altes Spukhaus erforscht hatten. Doch es hatte auch Winterferien in St. Moritz gegeben, Ostern in St. Tropez und die Jahre in Eton, in denen er Hockey gespielt, das Londoner West End unsicher gemacht, den »Babes«, wie er sagte, nachgestellt und sich an Türstehern vorbeigemogelt hatte. Dann seine Jahre in Cambridge, der Fußball. Und immer, seit er ein kleiner Junge gewesen war, war da seine erste, seine wahre Liebe, seine Fotografie gewesen.
    Jill wusste, dass sie wieder weinte. Er hatte sie in so vielen Nächten in den Armen gehalten und ihr versichert, wie sehr seine Familie sie lieben würde -
    und dass sie sie mit offenen Armen willkommen heißen würde, als gehörte sie zu ihnen. Er hatte es kaum erwarten können, sie mit nach Hause zu bringen, und sich darauf gefreut, dass Jill sie kennen lernte. Bis zu ihrem unfassbaren letzten Gespräch im Auto als er ihr gesagt hatte, dass er sie vielleicht doch 22

    nicht heiraten wollte, dass er für eine Weile nach Hause fahren würde, allein.
    Jill wusste, dass sie nicht wieder weinen durfte, doch die Tränen ließen sich nicht abstellen. Zitternd und schwach und voll Angst vor einem erneuten Blackout sammelte sie ihr Gepäck ein und ging langsam durch die Menschenmenge. Sie musste jenes letzte Gespräch vergessen. Es war der Tropfen, der das Fass der Katastrophe zum Überlaufen brachte, und sie war darüber vor Entsetzen und Verständnislosigkeit wie gelähmt. Mit der Zeit hätten sie solche Schwierigkeiten überwunden. Hal hätte sie niemals verlassen. Jill musste das einfach glauben.
    Beobachtet von einigen Zollbeamten folgte sie den anderen Passagieren durch die Absperrung und war erleichtert, dass ihre Tränen wenigstens für den Augenblick versiegt waren. Sie würde gleich Lauren und den Rest von Hals Familie treffen, und sie hätte es niemals für möglich gehalten, dass das unter diesen Umständen geschehen könnte - sie brachte Hals Leichnam zur Beerdigung nach Hause. Sie wollte unbedingt die Kontrolle über sich zurückgewinnen.
    Sie wollte in Gegenwart der Familie nicht einen solchen Aussetzer erleiden.
    Sie blieb stehen, als sie zu einem kreisförmigen Bereich gelangte, wo eine Menge Leute auf die ankommenden Passagiere warteten. Es waren Chauffeure darunter, die Schilder mit Namen in dicken Lettern hochhielten. Und Jills Blick fiel sofort 23

    auf eine blonde Frau etwa in ihrem Alter. Jill erkannte die Frau augenblicklich. Selbst wenn sie Lauren nicht auf Fotos gesehen hätte, hätte sie sie erkannt, denn sie sah Hal sehr ähnlich. Ihr schulterlanges Haar hatte denselben dunkelblonden Ton, in den sich hellere, goldfarbene Strähnchen mischten, und ihr Gesicht war ebenso klassisch geschnitten. Wie Hal war sie groß und schlank. Lauren strahlte auch dieselbe beiläufige Eleganz und die Sorglosigkeit der Wohlhabenden aus, die nichts mit dem teuren Hosenanzug zu tun hatte, den sie trug - diese Aura umgab nur jene, die schon reich geboren waren.
    Jill zögerte und konnte einfach nicht mehr weiter.
    Plötzlich hatte sie eine Todesangst davor, dieser Frau gegenüberzutreten.
    Lauren hatte sie auch gesehen. Auch sie verharrte reglos und starrte vor sich hin. Wie Jill trug sie eine Sonnenbrille. Aber ihre war aus Perlmutt und von modisch großer Form, passte perfekt zu ihrem beigen Armani-Anzug und dem Hermès-Schal. Sie lächelte Jill nicht an. Ihr Gesicht war unbeweglich, zu einer Maske erstarrt...
    was bedeutete sie?
    Selbstbeherrschung? Leid? Abscheu? Jill konnte es nicht einschätzen.
    Aber sie war verblüfft und bestürzt. Sie packte ihre Reisetasche, ihr Beauty-Case und ihre leopardengemusterte Umhängetasche und war sich nun der verwaschenen Levis und des einfachen 24

    weißen T-Shirts bewusst, die sie trug: Jill ging langsam auf Hals Schwester zu.
    »Lauren Sheldon?« Sie konnte ihr trotz der dunklen Brillen, die sie beide trugen, nicht ins Gesicht sehen.
    Lauren nickte einmal knapp und wandte sich ab. Jill schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter, der sie zu ersticken drohte. »Ich bin Jill Gallagher.«
    Lauren hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
    Ihre Handtasche schien aus dunkelbraunem Kroko zu sein. Eine goldene, diamantbesetzte Piaget-Uhr blitzte unter ihrem Ärmel hervor. »Ich habe einen Wagen draußen. Den Sarg haben wir bereits abgeholt. Wegen der Osterferien konnten wir kein anständiges Hotelzimmer für Sie finden, also

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