Kates Geheimnis
werden Sie im Haus übernachten.« Sie drehte sich um und strebte eilig auf den Ausgang zu.
Einen Moment lang starrte Jill ihr zitternd und ungläubig nach. Die Frau hatte nicht einmal Hallo gesagt oder sich nach ihrem Flug erkundigt.
Hal hatte Lauren als liebenswürdig, einfühlsam und mehr als Freundlich beschrieben. Diese Frau war kalt und abweisend, nicht einmal höflich.
Aber was hatte sie denn erwartet? Sie hatte am Steuer gesessen, und nun war Hal tot. Lauren musste sie hassen - die ganze Familie Sheldon musste sie hassen. Sie hasste sich ja selbst.
Noch viel elender als vorher, nun von einer zusätzlichen grässlichen Angst erfüllt, folgte Jill 25
Lauren aus dem Terminal, und ihr Gehirn war wie leergefegt.
Jill setzte sich so zurecht, dass sie auf die Straße hinter sich schauen konnte. Sie saß mit Lauren im Fond, während ein Chauffeur den RollsRoyce lenkte.
Die Frauen hatten sich so weit wie möglich entfernt voneinander in gegenüberliegenden Ecken der geräumigen Limousine niedergelassen. Der Leichenwagen fuhr direkt hinter ihnen. Jill sah, wie er links abbog. Sie schaute dem langen schwarzen Wagen weiter nach, während er sich immer weiter entfernte. Er brachte Hals Leichnam zum Friedhof, während Lauren und sie zum Haus der Sheldons in London fuhren.
Jill wollte nicht von dem Leichenwagen getrennt werden. Am liebsten hätte sie an die Tür gehämmert und darum gebeten, aussteigen zu können. Ihr Herz schlug heftig, und das Gefühl des Verlustes wurde erstaunlicherweise noch stärker. Es war verrückt. Jill starrte weiter hinter dem verschwindenden Wagen her. Sie biss sich auf die Lippe, entschlossen, keinen Laut von sich zu geben. Sie konnte nicht aufhören zu zittern und befürchtete, dass sie wieder versucht sein könnte, ihrer Trauer durch ein Blackout zu entkommen.
Jill zwang sich, sich im Sitz zurückzulehnen und tief durchzuatmen; mit geschlossenen Augen kämpfte sie um ihre Selbstbeherrschung. Sie würde nicht 26
einmal die nächsten vierundzwanzig Stunden überstehen, wenn sie sich nicht irgendwie in den Griff bekam. Als sie wieder ein wenig Fassung gewonnen hatte, sah sie zu Lauren hinüber. In der halben Stunde, seit sie den Flughafen verlassen hatten, hatte Hals Schwester kein einziges Wort gesagt. Sie wandte Jill mit hochgezogenen Schultern den Rücken zu und starrte aus dem Fenster. Sie hatte ihre Sonnenbrille nicht abgenommen, aber Jill trug ihre auch noch. Sie saßen da wie zwei feindselige Zombies, dachte Jill grimmig.
So viel zu Laurens Liebenswürdigkeit. Sie hätten einander trösten können. Schließlich hatten sie beide Hal geliebt. Doch Jill fand nicht den Mut, den ersten Schritt zu tun, noch nicht, und sie war sich der Rolle, die sie bei seinem Tod gespielt hatte, nur allzu bewusst. Tränen brannten ihr in den Augen. Morgen war die Beerdigung. Ihr Rückflug war für den übernächsten Abend gebucht. Sie hasste den Gedanken, Hal hier zurückzulassen, mit einem ganzen Ozean zwischen ihnen; aber andererseits -
wenn alle Sheldons so mitfühlend waren wie Lauren, war es sicher besser so.
Sie öffnete ihr großes Beauty-Case, eine Louis-Vuitton-Imitation, die sie für fünfzehn Dollar an einer Straßenecke gekauft hatte, und kramte ein Taschentuch hervor. Sie tupfte sich die Augen trocken. Lauren hasste sie. Dessen war Jill sich ganz sicher. Sie konnte die brodelnde Abneigung der anderen Frau fast spüren.
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Jill konnte es ihr nicht verübeln.
Als sie das Taschentuch wieder in die Tasche steckte, blickte sie auf und sah, dass Lauren sie beobachtete, sie zum ersten Mal direkt anschaute.
Jill dachte nicht lange nach. Impulsiv sagte sie mit leiser Stimme: »Es tut mir Leid.«
»Uns allen tut es Leid«, erwiderte Lauren trocken.
Jill biss sich auf die Lippe. »Es war ein Unfall.«
Lauren sah sie unverwandt an. Jill konnte ihre Augen hinter der dunklen Brille nicht sehen. »Warum sind Sie gekommen?«
Jill war überrascht. »Ich musste ihn doch nach Hause bringen. Er hat so oft von Ihnen gesprochen -
von Ihnen allen.« Sie konnte nicht weitersprechen.
Lauten sah wieder weg. Es herrschte Schweigen.
»Ich habe ihn auch geliebt«, hörte Jill sich sagen.
Lauren drehte sich zu ihr um. »Er sollte noch am Leben sein. Vor wenigen Tagen hat er noch gelebt.
Ich kann nicht glauben, dass er fort ist.« Ihre Stimme klang wütend, und sie hatte mit dem Finger auf Jill gezeigt - es war unübersehbar, wem sie die Schuld gab.
»Ich auch nicht«, flüsterte Jill elend. Es
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