Katharsia (German Edition)
miteinander eingeladen sind?“
„Natürlich nicht.“ Nabil wirkte ziemlich gestresst. „Nur die Aussicht auf dieses Ereignis hat uns den Tag überstehen lassen.“
„Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“ Doktor Fasin grinste und eröffnete ihnen dann: „Herr Massef lässt ausrichten, dass Sie pünktlich um acht mit dem Interkontinentalgleiter abgeholt werden.“
„Interkontinentalgleiter?“ Sando wunderte sich. „Die ,Makala Press‘ besitzt einen Interkontinentalgleiter?“
„Die ,Makala Press‘ nicht“, sagte Doktor Fasin grinsend. „Aber die ,Katharsia TIMES‘ …“
Es dauerte eine Sekunde, bis die Gefährten begriffen, was das hieß. „Das ist nicht Ihr Ernst?!“, freute sich Sando. „Kommt Vitelli etwa auch zum Ball?“
„Ihr Freund Massef hat ganze Arbeit geleistet“, lobte Doktor Fasin. „Um den Gästen zu suggerieren, Sie kämen direkt aus New York, wird es vor der Festhalle eine spektakuläre Landung des Interkontinentalgleiters mit dem berühmten Moderator Vitelli und Ihnen an Bord geben.“
„Ich wusste es immer: Massef hat es faustdick hinter den Ohren!“, rief Gregor anerkennend.
„Toll, dass Vitelli mitspielt und dieses Provinzblatt besucht“, gab Sando zum Besten.
Nabil hob warnend den Zeigefinger und röhrte: „Provinzblatt? Lass das nicht Massef hören!“
Doktor Fasin dämpfte das allgemeine Hallo im Korridor, weil schon Köpfe in den Türspalten erschienen, um nach der Ursache des Lärms zu fahnden. Sachlich erkundigte er sich nach dem Erfolg der Inspektion, woraufhin Sando kurz angebunden erklärte: „Herr Kamlan kann zufrieden sein. Ich denke, die Leute können ihre Schutzanzüge ablegen.“
„Großartig!“, freute sich der Doktor.
Er bat sie ins Sprechzimmer, weil er dem Direktor die gute Nachricht noch übermitteln wollte, ehe sie den Hades verließen.
Während er zum Telefon griff, sah Sando nach der Seele, die am Vortag kaum noch ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte. Auch jetzt hing sie kraftlos im Energiefeld zweier Elektroden, aber Sando meinte, ihre Konturen schon viel deutlicher wahrnehmen zu können. Er wusste jedoch nicht, ob er froh darüber sein sollte. Seit der Begegnung mit Jussuf Mahmoud war er sich seiner solidarischen Gefühle mit den gequälten Seelen nicht mehr sicher. Er bemerkte Gregor und Nabil, die ihm gefolgt waren und ratlos in den vermeintlich leeren Behälter blickten.
„Eine gefolterte Seele“, erklärte er. „Doktor Fasin versucht, sie wieder auf die Beine zu bringen.“
„Wie will er das anstellen? Er sieht doch genauso wenig wie wir …“, fragte Gregor.
Sando zeigte ihnen den Leuchtfleck auf dem Monitor am Steuerpult des Doktors. „Daran kann er den Zustand der Seele ablesen. Es sieht noch ziemlich trübe aus. Der Fleck müsste viel heller sein.“
Doktor Fasin hatte inzwischen sein Gespräch mit Direktor Kamlan beendet und gesellte sich zu den dreien.
„Der Direktor war sehr zufrieden. Er bat mich, dir zu danken, Sando.“
„Gern geschehen, sagt man wohl“, entgegnete der, „aber es wäre gelogen.“
Doktor Fasin grinste.
Sando zeigte auf die Seele im Kokongefäß. „Es tut sich nicht viel, oder?“
„Es kann noch Tage dauern, bis eine deutliche Besserung eintritt. Aber auch ein Rückschlag ist nicht auszuschließen. Bei dem Zustand muss man mit allem rechnen. Morgen sehen wir weiter.“
Sie verließen das Sprechzimmer. Auf dem Weg zur Gondelstation warf Doktor Fasin einen Seitenblick auf Sando und sagte: „Irgendetwas bedrückt dich, Junge. Ist es der vergeudete Tag? Ihr seid heute nicht weitergekommen mit eurer Mission im Dienste des Präsidenten, nicht wahr?“
Die Worte „im Dienste des Präsidenten“ klangen ein wenig spöttisch. Doch Sando störte sich nicht daran. Ihm war klar, dass ein Mann wie Doktor Fasin nicht vor Ehrfurcht erstarrte, nur weil Wanderer sie geschickt hatte.
„Auf Wolfenhagen, diesen Kreuzritter, sind wir jedenfalls nicht gestoßen“, sagte Sando. „Allerdings auf seinen Dolch. Er lag bei Kamlan auf dem Schreibtisch.“
„Wie bitte?“, fragte Doktor Fasin ungläubig, „Woher willst du wissen, dass es nicht eine x-beliebige Waffe war?“
„Gregor kennt sie. Es gibt keinen Zweifel.“
„Aber warum hast du nichts gesagt, Sando?“
„Es schien uns zu gefährlich, den Direktor direkt zu fragen. Er könnte zu den Seelenrettern gehören.“
„Das ist schon richtig. Aber mir hättest du doch einen Wink geben können.“ Der Doktor schaute Sando
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