Katharsia (German Edition)
Zuckungen am Boden. Es ist ein, verzeihen Sie den Ausdruck, Höllenschlund und ich habe den Rückzug angeordnet! Auch die Steuerzentrale mit dem aktivierten Key, die sich unmittelbar neben dem Loch befindet, habe ich räumen lassen. Das kann ich verantworten, denn die Produktion läuft automatisiert weiter.“
„Haben Sie denn keine Schutzanzüge?“
„Nein. Ich habe zwar welche angefordert, aber man hat sie mir verweigert.“
„Warum denn das?“
„Die Begründung war, dass die herausströmenden Seelen keine Gefahr darstellen würden, weil sie auf unserer Seite stünden.“
„Das ist auch richtig so!“, rief der Doktor. „Die von Ihnen geschilderten Phänomene dürften eigentlich nicht auftreten.“
Sein Gesicht verriet Ratlosigkeit.
Da läuft etwas schief , dachte Sando frohlockend. Gleichzeitig aber beunruhigte es ihn, dass die Sirene weiter heulte und die Retaminproduktion in Gang hielt.
„Seien Sie unbesorgt!“, rief Doktor Fasin dem Mann in der weißen Kombi zu. „Sie haben alles richtig gemacht. Die Syntheseanlage arbeitet. Das ist das Wichtigste im Moment. Ich danke Ihnen!“
Damit schaltete er ihn vom Schirm.
„Was ist denn mit Wolfenhagens Seelen los?“, fragte er den Techniker neben sich besorgt, ohne eine Antwort zu erwarten.
Er grübelte eine Weile und gab sich schließlich einen Ruck.
„Nun ja, das können wir jetzt nicht klären …“
Es drängte ihn, den nächsten Schritt einzuleiten.
„So, meine Damen und Herren, es ist an der Zeit, Herrn Wanderer unsere Forderung zu präsentieren!“
An seine Techniker gewandt befahl er schließlich: „New York! Zuerst die geheime Leitung!“
Eine Hand legte einen Schalter um.
In Überlebensgröße erschienen zwei Männer, die an einem langen Konferenztisch saßen und miteinander beratschlagten. Ein Raunen ging durch die Kommandozentrale, als klar wurde, dass es sich um Präsident Wanderer und Professor Strondheim handelte.
„Sie vermuten richtig, meine Damen und Herren, es ist ein Livebild direkt aus dem Präsidentenpalast! Die Person, die die Kamera an ihrer Halskette trägt, weiß nichts davon. Es ist Mrs. Heide Brandau, die Geisel, der wir die Flucht ermöglicht haben.“ Der Doktor warf Sando einen triumphierenden Blick zu.
Den Jungen indes verließ langsam der Mut. Fasin schien auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
„Die Telefonverbindung zu Wanderer!“, wies er jetzt an.
Aus den Saallautsprechern ertönte ein Piepen. Dann eine weibliche Stimme: „Büro des Präsidenten! Sie wünschen?“
„Bund der Seelenretter! Ich möchte gern Herrn Wanderer sprechen.“
Nach einer Pause der Überraschung: „Hören Sie, für Scherze hat der Präsident …“
„Das ist kein Scherz!“, unterbrach Doktor Fasin die Frau. „Wenn Sie nicht den Tod vieler Unschuldiger verantworten wollen, dann stellen Sie mich durch!“
Wieder eine kurze Pause.
„Wen darf ich melden?“, kam es zaghaft.
„Meinen Namen wird Herr Wanderer noch früh genug erfahren. Sagen Sie ihm, es geht um seinen sofortigen Rücktritt!“
Ein kurzes Aufstöhnen und dann klingelte das Telefon auf dem Konferenztisch vor dem Präsidenten. Gebannt verfolgten die Gäste des Doktors nun auf dem Bildschirm, wie Wanderer reagierte. Zunächst nahm er den Hörer ab. „Ich wollte nicht gestört werden“, rief er unwillig.
Dann ein Stutzen.
„Was sagen Sie da?“ Sein Gesicht wurde aschfahl. „Nein, warten Sie! Um Himmels willen, nicht durchstellen!“
Die KORE-Leute im Saal glucksten leise, um nicht in New York gehört zu werden.
„Die Seelenretter sind am Apparat“, informierte Wanderer Professor Strondheim, ohne zu ahnen, dass im fernen Makala ein Saal voller Leute mithörte. „Ich verhandle nicht mit illegalen Organisationen!“
„Was wollen sie?“, fragte Strondheim.
„Meinen sofortigen Rücktritt. Sie haben mit einem Blutbad gedroht.“
„Zuzutrauen wäre es ihnen …“ Das war Heide Brandaus Stimme.
„Lassen Sie mich mit ihnen reden! Ich bin keine offizielle Person“, schlug Professor Strondheim vor.
Nach kurzem Zögern stimmte Wanderer zu.
„Also gut …“
Er reichte den Hörer an den Wissenschaftler weiter.
„Sie können durchstellen!“
Plötzlich klang die Stimme Strondheims laut im Saal, als er sich per Telefon meldete: „Ja, hier Professor Strondheim.“
„Na, so eine Überraschung!“, sagte Doktor Fasin süffisant.
Auf ein Lachen im Saal hin legte er warnend den Finger an den Mund und rief dann: „Eine Unterhaltung
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