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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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mit Ihnen wäre sicher sehr nett, Herr Professor, aber gegenwärtig habe ich keinerlei Bedarf, über Ihr Fachgebiet Retamin zu plaudern. Im Moment möchte ich lieber mit Herrn Wanderer sprechen.“
    Professor Strondheim, überlebensgroß auf dem Monitor, blickte dem Präsidenten tief in die Augen und sprach dann ins Telefon: „Der Herr Präsident ist zurzeit nicht im Haus. Sie müssen schon mit mir vorlieb nehmen.“
    Nach dieser Lüge nickte Wanderer seinem Unterhändler zu und hob zufrieden den Daumen.
    Das Publikum im Saal bog sich vor Vergnügen. So unterhaltsam hatte es sich den Putsch nicht vorgestellt.
    „So?“, versetzte Doktor Fasin gnadenlos. „Ihre Vorzimmerdame hat aber eben das Gegenteil behauptet, Herr Professor. Ich denke, Wanderer sitzt neben Ihnen und lacht sich ins Fäustchen. Geben Sie ihn mir, wenn Sie nicht schuld sein wollen an einem Blutvergießen.“
    Strondheim versuchte nun, abzulenken, indem er zu argumentieren begann.
    „Aber ich bitte Sie, Herr … Wie war doch gleich Ihr Name? Ihr illegales KORE in Ehren, aber Armee und Gefahrenabwehr haben die Lage unter Kontrolle. Und wenn Sie noch so viele Menschen töten, die Oberhand werden Sie nicht gewinnen. Ihre Drohung macht doch keinen Sinn. Also, seien Sie vernünftig!“
    Ungerührt gab Doktor Fasin zurück: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Wanderer ebenso denkt. Oder ist er inzwischen so weit, dass er für seine Macht über Leichen geht?“
    „Offenbar sind Sie es, der gedenkt, über Leichen zu gehen“, konterte Strondheim.
    Der Doktor schüttelte den Kopf. „Wenn Wanderer nachgibt, wird niemandem ein Haar gekrümmt. Geben Sie ihn mir! Sofort!“
    „Er ist außer Haus, wie ich bereits sagte. Ich werde ihn bei Gelegenheit über Ihr Anliegen unterrichten. Aber eines ist sicher: Er verhandelt nicht mit Terroristen!“
    „Ist das Ihr letztes Wort?“, fragte Doktor Fasin und die Entschlossenheit in seiner Stimme schien Professor Strondheim ein wenig zu verunsichern. Fragend blickte er Samuel Wanderer an.
    Der nickte.
    „Ja, das ist mein letztes Wort.“
    Doktor Fasins Gesichtsmuskeln zuckten. Er verdeckte mit der Hand die Sprechmuschel des Telefons und befahl seinem Techniker: „Zündleitung New York entsichern!“
    Mit fliegenden Händen entfernte der Uniformierte die Haube über einem der roten Druckknöpfe, von denen sich Hunderte auf dem Pult befanden.
    „Bildleitung New York!“
    Der Monitor zeigte den Ausschnitt einer Hochhausfassade, vor der der typische Fluggleiterverkehr in mehreren Ebenen schwirrte. Doktor Fasin starrte auf das Bild und nahm die Hand von der Sprechmuschel.
    „Hören Sie mich noch?“
    „Ja“, sagte Professor Strondheim.
    „Sehen Sie aus dem Fenster! Sie haben es nicht anders gewollt.“
    Er legte den Finger auf den entsicherten roten Knopf.
    Sando sah, dass die Hand zitterte. Der kaltblütige Doktor zitterte! „Was machen Sie da?“, flüsterte der Junge.
    Der Doktor, sensibilisiert bis in die letzte Faser, horchte auf. „Hast du etwas gesagt?“, fragte er, ohne den Finger vom Auslöser zu nehmen.
    „Was geschieht jetzt?“
    Sando hatte mit Mühe lauter gesprochen.
    Der Doktor sah ihn nicht an, als er antwortete: „Ich lösche die Stadt aus.“
    „Mit diesem einen Knopfdruck?“
    „Ja.“
    „Und die vielen anderen roten Knöpfe?“
    „Jeder Knopf eine Stadt.“
    „Aber Sie wollten das Paradies!“
    „Ich will es immer noch. Aber sie zwingen mich dazu! Du hast doch gesehen: Wanderer will nicht einmal mit mir reden. Wie soll ich es ihnen anders begreiflich machen?“
    Dem Doktor stand der Schweiß auf der Stirn, als er zum Monitor blickte. Der Präsident und Strondheim waren unterdessen zum Fenster gegangen, schauten ratlos hinaus.
    Wanderer fragte: „Sehen Sie etwas, was er gemeint haben könnte?“
    Professor Strondheim schüttelte den Kopf.
    Doktor Fasin beugte sich wieder über das Pult und sog geräuschvoll die Luft ein.
    „Gleich wissen sie, was ich gemeint habe!“, stieß er hervor.
    „Lassen Sie mich mit dem Präsidenten reden!“, sagte Sando plötzlich.
    Erstaunt nahm der Doktor die Hand vom Knopf: „Du? Und was soll das bringen?“
    „Ich sage ihm, wie ernst es ist. Vielleicht redet er dann mit Ihnen …“
    Die Augen des Doktors wurden schmal. Sando sah ihm an, wie es in seinem Kopf arbeitete, wie er das Für und Wider dieses Vorschlages abwog. „Wenn du mit ihm sprichst, weiß er, dass wir von Makala aus operieren. Doch sei es drum! Rede mit ihm! Aber kein Wort

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