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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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geworden.
    Nicht eben schick, aber sauber , dachte Sando.
    Im Kontrast zu dem Grau stand das Rot, mit dem Denises Wangen glühten. Ihre Flügel zappelten vor Aufregung. Gregor versuchte, den kleinen Engel zu beruhigen, indem er ihre Hände hielt. Nabil, dessen frische Häftlingsjacke über der Brust spannte, stand gefasst am Rollstuhl und sprach mit Ben, der geschwächt, aber erhobenen Kopfes zuhörte. Als Denise Sandos gewahr wurde, stürmte sie auf ihn zu und umarmte ihn, noch ehe die verdatterten Wachleute einschreiten konnten.
    „Ein Glück, Sando! Wir sind erst einmal aus dem Kerker herausgekommen“, raunte sie aufgeregt, um jedoch sofort weinerlich hinzuzusetzen: „Aber was, wenn der Doktor seine Pläne wahrmacht und ganz Katharsia …“
    Ihre Stimme versagte.
    Mike Lemming, der die Szene mit einem Stirnrunzeln verfolgt hatte, nutzte die Pause, um einzuwerfen: „Etwas Besseres kann Katharsia gar nicht passieren.“
    Denise löste sich aus Sandos Armen, musterte den Wachmann von oben bis unten und sagte verächtlich: „Sie glauben ja selbst nicht, was Sie sagen! Sie sind gezwungen, so zu reden!“
    „Meinen Sie?“, versetzte Lemming. „Noch ein Wort gegen den Doktor und Sie landen wieder im Verlies!“
    Bevor der kleine Engel etwas erwidern konnte, zog Sando sie einen Schritt beiseite. „Bitte, Denise, keinen Aufruhr jetzt! Oder willst du, dass er seine Drohung wahr macht?“
    Sie machte große Augen und flüsterte: „Darf er denn das? Ich denke, Doktor Fasin hat uns holen lassen.“
    „Er lässt sich auch leicht wieder umstimmen, glaub mir!“
    Inzwischen waren auch Ben, Gregor und Nabil herangekommen. Die Eskorte tolerierte wachsamen Auges, dass Sando jeden Einzelnen mit einer Umarmung begrüßte.
    „Wie war das Verhör?“, fragte Ben leise, als sich Sando zu ihm hinabbeugte.
    „Es geht mir gut“, flüsterte Sando. „Seit sie dich ergebnislos gefoltert haben, sind sie überzeugt davon, dass keiner von uns den Code kennt.“
    Dankbar legte er Ben, der für sie alle mitgelitten hatte, die Hand auf die Schulter.
    „Gibt es Neuigkeiten?“, fragte Ben noch rasch, denn die Tür zur Kommandozentrale öffnete sich.
    „Heide Brandau ist frei.“
    In Bens Augen blitzte Genugtuung auf.
    „Und sie haben Jannis verhaftet“, raunte Sando.
    Auch diese Nachricht nahm Ben zufrieden zur Kenntnis.
    „Es wurde Zeit, dass sie ihn aus dem Verkehr ziehen.“
    Diese Bemerkung versetzte Sando einen Stich, doch es blieb keine Zeit mehr zu streiten. Sie wurden in Richtung Kommandozentrale geschoben.
    Als er, gefolgt von Mike Lemming, den kinoartigen Saal betrat, waren etliche Sessel im Zuschauerraum schon besetzt. Vor allem hohe KORE-Offiziere räkelten sich in den bequemen Polstern und machten bedeutungsvolle Gesichter.
    Unter den wenigen Zivilisten erkannte Sando den Chefredakteur der „Makala Press“ Karim Bin Dschamal. Devot begrüßte er die Militärs, die in seiner Nähe saßen.
    So eine Ratte , dachte Sando voller Verachtung.
    „Zum Pult!“, hörte er Lemming hinter sich sagen.
    Sando erklomm die Stufen des aufsteigenden Saales. Oben sah er Denise und Gregor. Sie betraten eben durch eine gepanzerte Tür in der Rückwand des Saales den abgeschirmten Bereich, der den Beobachtern zugedacht war. Nabil war noch damit beschäftigt, Bens Rollstuhl Stufe für Stufe hinaufzuwuchten.
    Am Pult waren noch zwei Plätze frei. Einer war für Sando bestimmt, der andere für Doktor Fasin.
    „Setz dich und sei schön brav!“, befahl Lemming.
    Am Pult sitzend wandte sich Sando um und winkte seinen Gefährten zu, die hinter der Panzerglaswand dem Geschehen folgen würden, ohne die Chance einzugreifen. Und Lemming, der hinter ihm Platz genommen hatte, würde ihn, Sando, nicht aus den Augen lassen. Mutlos stützte sich der Junge auf das Pult, blickte auf die unzähligen akkurat aufgereihten Regler, Taster und Messinstrumente, die ihm ein Buch mit sieben Siegeln waren.
    In der Tür erschien Doktor Fasin in Begleitung des Unternehmers Jamal al Din. Sandos Inneres spannte sich vor Erwartung. Und dann war sie da: Maria! Diesmal ganz in Weiß. Augenblicklich wurde es still im Saal. Mit einem gewinnenden Lächeln, ihrer Ausstrahlung bewusst, schritt sie auf die Plätze zu, die für sie und ihren Partner reserviert waren. Sando folgte ihr mit den Blicken und die Kraft, die es ihn kostete, nicht aufzuspringen und ihr entgegenzueilen, trieb ihm die Schweißtropfen auf die Stirn.
    Erst als sich Maria gesetzt hatte, bemerkte er die

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