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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Ihnen das sicher bestätigen.“
    „Was siehst du, Sando?“, fragte Doktor Fasin finster.
    Sando überlegte, ob er sich nicht lieber heraushalten sollte. Er war nur hier als unbeteiligter Beobachter, der sich eine Meinung bilden sollte. Andererseits hatte er das Gefühl, es könne nicht schaden, wenn er den Keil, der zwischen den beiden bereits klemmte, noch ein wenig tiefer trieb. „Ich sehe eine Wand aus unzähligen Seelen, eine geschlossene Formation“, teilte er mit.
    „Sehen Sie, Herr Doktor? Sie warten auf mein Zeichen“, erklärte Wolfenhagen.
    „Dann schicken Sie sie weg! Auf der Stelle!“, forderte Doktor Fasin. „Sie haben eine Aufgabe zu erfüllen!“
    „Aber ich sagte Ihnen doch, dass sie mit Ihrer Vision nichts anfangen können. Sie sehnen sich nach einem Körper. Das ist doch verständlich, oder?“
    „Was interessiert es mich, wonach sie sich sehnen? Hier sind diese Seelen nutzlos. Also bitte, geben Sie das Zeichen zum Ausschwärmen!“
    „Warum sollte ich meine Seelen in alle Winde verstreuen?“
    „IHRE Seelen?“
    „Wessen sonst? Sie gehorchen ausschließlich meinem Befehl.“
    „Und Sie unterstehen dem meinen!“
    „Ach ja? Ich denke, wir sind Partner, Herr Doktor? Und als solcher bin ich der Meinung, dass diese Seelen ein ausgezeichnetes Heer von Kämpfern abgeben.“
    „Was wollen Sie damit sagen, Graf? Sie wissen genau, worauf es ankommt, welche Aufgabe die Seelen bei diesem Umsturz zu erfüllen haben. Sie haben allem zugestimmt. Von einem Heer von Kämpfern war nie die Rede gewesen.“
    Wolfenhagen grinste.
    „Nun mal Hand aufs Herz, Doktor: Hätte ich im Hades über meine Absichten gesprochen, säße ich noch heute dort. Sie hätten mich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Im Gegensatz zu Ihnen konnte ich mir als Gefangener meinen Partner nicht aussuchen. Ich konnte es mir nicht leisten, wählerisch zu sein.“
    „Sie weigern sich also, diese Seelen wie geplant einzusetzen?“
    „Es ist Ihr Plan, Doktor, nicht meiner.“
    Im Saal erhoben sich Stimmen der Empörung. Selbst diejenigen, die die Eskapaden des Grafen bisher mit einer gewissen Schadenfreude verfolgt hatten, schlugen sich jetzt klar auf die Seite des Doktors.
    Der war aufgesprungen und schäumte. „Erschieß den Verräter!“, befahl er Lemming, der ebenfalls von seinem Sitz hochgeschnellt war.
    Ohne zu zögern entsicherte Lemming seine Waffe.
    Wolfenhagen sagte kaltblütig: „Einen Moment noch, ehe Sie einen Fehler begehen!“
    „Der größte Fehler war, Sie mit ins Boot zu holen!“, zischte Doktor Fasin hasserfüllt. Dennoch gab er Lemming ein Zeichen, mit der Exekution noch zu warten. „Nennen Sie mir einen Grund, Graf, warum ich Sie nicht auf der Stelle erschießen lassen sollte!“
    Alles wartete gespannt, was der Graf nun zu seiner Rettung vorbringen würde. Keiner rechnete mit der Milde des Doktors. Zu offensichtlich war der Verrat. Und auf Verrat stand der Tod.
    „Sie brauchen mich, Doktor“, sagte Wolfenhagen. „Nur ich kann verhindern, dass sich die Seelen auf die Retaminwolken stürzen. Ohne mich brächten Sie keine einzige dieser famosen Echsen mehr zustande. Das wäre die sichere Niederlage. Wollen Sie das?“
    Doktor Fasin wirkte plötzlich unentschlossen und kraftlos, denn er konnte es drehen und wenden, wie er wollte: Wolfenhagen hatte ihn in der Hand, weil er das Heer von Seelen kontrollierte. Es schützte ihn besser als seine Leibgarde. Darum hatte er nicht einmal versucht, die blutrünstige Horde hereinzurufen, als es für ihn brenzlig wurde.
    Trotz der Waffe, die noch immer auf ihn gerichtet war, drängte er nun: „Kommen Sie, Doktor. Nach dem Sieg können Sie mich immer noch erschießen. Die Uhr tickt! Machen Sie sich ans Werk! Lassen Sie weitere dieser netten Urtierchen auferstehen! Dafür halte ich Ihnen meine Seelen vom Leib.“
    Der Doktor nickte matt und winkte Lemming, die Waffe wieder herunterzunehmen. Er hatte Wanderer den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen. Jetzt war er auf Wolfenhagen angewiesen, um das Duell zu gewinnen.
    Müde setzte er seine Haube auf und verzog das Gesicht ob des Sirenengeheuls, das mit Erscheinen der Syntheseanlage auf dem Bildschirm nun wieder an den Nerven aller sägte.
    „Retamin!“, befahl er.
    Während er gedankenschwer auf die langsam anwachsende Wolke stierte und auf die Meldung wartete, dass der Tank geleert sei, öffnete sich die Saaltür einen Spalt und Maria schlüpfte herein. Alle Köpfe drehten sich ihr zu. Jamal al Din sprang

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