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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Wolfenhagen, das Thema Sirene zur Sprache zu bringen: „Dem können wir abhelfen, Doktor. Ihr Auvisor hat sich bereit erklärt, in den Hades hinabzusteigen. Er kennt sich dort soweit aus, dass er die Sirene zum Schweigen bringen kann. Geben Sie ihm einen Schutzanzug und das Problem ist gelöst.“
    Bevor der verdutzte Doktor etwas erwidern konnte, setzte Sando noch rasch hinzu: „Es wäre auch deshalb ratsam, weil der Lärm den Standort der Synthesefabrik verraten könnte.“
    „Kommt nicht infrage!“, beschied Doktor Fasin. „Du bist immer noch mein Gefangener. Ich werde dir nicht die Gelegenheit geben, still und heimlich zu verschwinden!“
    Plötzlich kam Hilfe von unerwarteter Seite, denn Lemming bemerkte finster: „Er wird es nicht wagen, wenn ich dabei bin!“
    Sando jubelte innerlich. Der Drang seines Bewachers, dem Doktor Mut und Ergebenheit zu beweisen, konnte nun zum Zünglein an der Waage werden.
    Doch noch nagte in Doktor Fasin das Misstrauen. „Wie kommt es, Sando, dass du mir auf einmal helfen willst?“ Er versuchte, im Gesicht des Jungen zu lesen, doch der schaute ihn offenherzig an.
    „Ich habe mich entschieden“, sagte Sando – und es war nicht einmal gelogen.
    „Hm, ihr beide also …“
    Der Doktor wirkte unschlüssig, doch ein Blick auf das skurrile Krabbelmonster gab ihm schließlich den Anstoß, ernsthaft über den Vorschlag nachzudenken.
    Das Ergebnis war wenig ermutigend für Sando.
    „Es wird leider nicht funktionieren“, erklärte Doktor Fasin. „Ihr müsstet bis zur Zentralhalle vorstoßen, weil sich dort im Korridor in der Nähe meines Sprechzimmers der Hauptschalter für die Alarmanlage befindet.“
    „Na und? Wir nehmen die Traktbahn“, sagte Sando.
    „Eben das wird nicht möglich sein“, versetzte der Doktor mit einem Blick des Bedauerns. „Ich habe den Seelen dort unten eingeschärft, die Wachen so zu manipulieren, dass sie die Tunnelbahnen außer Betrieb setzen. Damit wollte ich den Handlungsspielraum der Wachmannschaften einengen. Wie wollt ihr ohne Bahn vorankommen in den Gängen? Zu Fuß ist es viel zu weit.“
    Enttäuscht musste Sando einsehen, dass Doktor Fasin Recht hatte. Ohne Fahrzeug brauchten sie Stunden. Dreißig Kilometer von hier zur Zentralhalle. Weitere dreißig Kilometer wieder zurück. Es war aussichtslos.
    Und wieder rettete Lemming die Situation.
    „Ich nehme mein Motorrad!“, schlug er eilfertig vor. „Es wird doch eine Möglichkeit geben, es in den Hades hinabzulassen, oder?“
    Er weidete sich an dem anerkennenden Blick des Doktors. Und Sando hörte klopfenden Herzens dessen Anweisung.
    „Also gut … Wir lassen einen Lift hinab in die Hölle. Aber seid vorsichtig, wenn ihr auf Wachen trefft! Ich kann nicht dafür garantieren, dass sie alle bereits zu meinen Anhängern zählen. Und versucht, zurück zu sein, bevor die Frist abgelaufen ist.“
    Lemming salutierte begeistert und Sando dachte: Wenn du wüsstest …

DIE MISSION
    Mike Lemming dirigierte Sando durch das Labyrinth der Festungsgänge. Dicht hinter dem Gefangenen einhergehend, wies er ihm die einzuschlagende Richtung. Sie liefen treppauf und treppab, bogen mal rechts und mal links in einen der zahllosen Korridore ein. Anfangs, in der Nähe der Kommandozentrale, konnten sie noch durch gläserne Wände in Büros schauen, sahen sie vor allem Zivilisten, Männer wie Frauen, bei der Arbeit. Jetzt trafen sie nur noch auf schwer bewaffnete KORE-Kämpfer, die mit hallenden Schritten über die stählernen Böden stapften. Eisenbeplankte Wände mit gepanzerten Türen engten den Blick ein und wirkten kalt und abweisend.
    Nach einigen Biegungen weitete sich der Korridor unvermittelt zu einem Vestibül. Sitzbänke aus Gitterrost vermittelten den Eindruck eines Warteraums.
    Sando verhielt für einen Herzschlag seinen Schritt: Auf einigen Bänken lümmelten die wilden Gestalten, die Wolfenhagen als seine Leibwache vorgestellt hatte. Scheinbar gelangweilt mit ihren Spießen und Schwertern spielend, verfolgten sie aus den Augenwinkeln jede Bewegung von Sando und Mike.
    „Schweinebande!“, murmelte Lemming hasserfüllt.
    Linkerhand an einer auffällig ausgewölbten Stelle der Stahlwand standen mit geschulterter Waffe zwei KORE-Kämpfer. Sie bewachten ein rot gestrichenes Auslassrohr, das in Hüfthöhe zwischen ihnen aus der Wand ragte. Sando fiel auf, dass Pepe, der Anführer des herumlungernden Kreuzfahrerhaufens, versonnen auf eine Leuchttafel blickte. Sie hing über dem roten Rohrstutzen.

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