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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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würde er in den rettenden Schacht gezogen werden, wo die Leiter nicht mehr schwingen konnte.
    „Halt dich fest, Mike!“, schrie Sando. „Sie holen die Leiter ein!“
    Er hörte das leise Schaben der bewegten Seile an der Felswand und es klang ihm wie Musik in den Ohren. Sie waren gerettet! Er schaute hinab zu Mike. Gleich hatte die Sprosse, an der er sich mit beiden Händen festklammerte, den Eingang zum Sprengloch erreicht.
    „Nein!“, schrie Lemming plötzlich. „Nein!“
    Seine Augen weiteten sich vor Angst.
    Konnte er sich nicht mehr halten, so kurz vor dem Ziel?
    „Du schaffst es, Mike!“, brüllte Sando. Doch dann begriff er, wovor sich Lemming fürchtete. Die Felskante! Die Sprossen scharrten über die messerscharfe Felskante des Schachteinganges. Wenige Zentimeter noch und die Hände Mikes würden in diesen Fleischwolf geraten. Sando blickte entsetzt nach unten, sah das Narbengesicht Mikes, das nur noch Schmerz war, als es geschah, als es seine Fingerglieder wegscherte. Sando starrte auf den feucht schimmernden Blutfleck auf dem Fels und als seine Augen nach Mike suchten, war er nicht mehr da.
    Von der Zeit danach, von seinem Weg durch den dunklen Schacht, fehlte Sando jede Erinnerung. Wie betäubt musste er ausgeharrt haben, bis ihn jemand von der Leiter klaubte.
    „Wen haben wir denn da?“, hörte er einen Ausruf der Verwunderung. Seine Füße spürten festen Boden. Er nahm einen Gang mit Panzertüren wahr. Einen Augenblick lang wähnte er, in der Festung zu sein, bis er in einen Raum geführt wurde, in dem es überall blinkte und piepte. Sein langsam wieder einsetzender Verstand sagte ihm, dass er sich in einer Art Steuerzentrale befand und dass dies nicht die Festung, sondern die Retamin-Syntheseanlage sein musste. Jemand drückte ihn in einen Drehstuhl.
    Sitzen! Die schmerzenden Muskeln entspannen! Sie zitterten nach der übermenschlichen Anstrengung des Aufstiegs, nach dem Absturz seines Partners.
    Er nahm seinen Helm ab, öffnete den Schutzanzug. Die frische Luft tat ihm gut.
    „Wer ist das?“, hörte er jemanden fragen.
    „Keine Ahnung. Er kommt von unten. Wir haben ihn von der Leiter gepflückt.“
    „Und was sollen wir hier mit ihm? Wir haben anderes zu tun, als uns um desertierte Hadesbewacher zu kümmern.“
    In Sando regte sich Widerspruch. Als feiger Wachmann wollte er nicht gelten.
    „Ich komme von Doktor Fasin“, krächzte er. „Ich habe die Sirene dort unten abgestellt.“
    In den Mienen der drei Anwesenden zeigte sich Erstaunen.
    „Du warst das? Man hat uns von der Aktion unterrichtet. Aber, offen gestanden, haben wir nicht recht an einen Erfolg geglaubt, bis die Sirene tatsächlich verstummte. Alle Achtung, Junge!“
    „Warum bist du nicht wieder zur Festung zurückgekehrt?“
    „Der Rückweg dorthin war zu gefährlich. Es wimmelt in den Gängen nur so von freien Seelen, weil die Zellen nach und nach zerstört werden. Sie sollten den Schacht so schnell wie möglich mit Kokon abdichten.“
    Der Mann am Pult, der hier offenbar der Chef war, nahm diese Warnung ernst. Auf seinen Wink hin verschwanden die beiden anderen aus dem Raum.
    „Besorgt alles an Kokon, dessen ihr habhaft werden könnt!“, rief er ihnen nach. Dann, mit Sando allein in der Steuerzentrale, erklärte er, auf etliche leere Drehstühle weisend: „Normalerweise sind wir ein Dutzend Leute hier. Aber der Seelenstrom aus dem Hades hat die meisten von ihnen außer Gefecht gesetzt.“ Und seufzend setzte er hinzu: „Und was machen wir jetzt mit dir?“
    „Ich muss unbedingt zurück zur Festung!“
    „Das schlag dir aus dem Kopf, Junge! Das Ultimatum an den Präsidenten ist abgelaufen. Jeden Moment kann es dort oben zum Gefecht kommen.“
    „Hat der Präsident nicht nachgegeben?“
    „Wir wissen es nicht. Im Moment bekommen wir keine Verbindung zur Festung. Aber was mir noch mehr Sorgen macht: Die Anlage ist ausgefallen. Sie produziert kein Retamin mehr.“
    Er ahnte nicht, welche Genugtuung er Sando mit dieser Mitteilung bereitete.
    „Wie viele Echsen sind denn zustande gekommen?“, fragte er gespannt.
    „Sieben Tanks waren gefüllt, ehe die Produktion zusammenbrach.“
    Sieben , dachte Sando enttäuscht. Genug für Doktor Fasin, den Krieg zu gewinnen.
    „Wenn ich nur wüsste, was den Key deaktiviert hat …“, sagte der Mann.
    Er fasste nach der Computermaus auf dem Pult. Auf einen Klick hin fuhr ein kleiner Schwenkarm aus der Gerätefront heraus. Darin lag der Key!
    Der Hühnergott! Sando war auf

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