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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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Leiber.
    „Macht schnell! Ich schaffe es nicht!“, brüllte er, als er sah, dass während seines Rückzuges immer mehr Seelen an ihm vorbei zum Innenraum der Schleuse durchbrachen.
    Er hatte keine Vorstellung davon, wie viele es geschafft haben mochten, als endlich der Vorhang zwischen ihm und der wütend angreifenden Bande fiel. Den Sauger hinter sich her schleppend, lief er neben Mike und dem Wachmann auf den zweiten Vorhang zu. In der Dämmerung des Riesenraumes sah er einige Augen schimmern.
    „So, das gleiche Spiel noch einmal!“, sagte er und stellte sich, das Rohr im Anschlag, in Verteidigungsposition.
    Ein kleiner Schwarm hoffnungsvoller Seelen hatte sich wieder versammelt. Diesmal standen ihre Chancen freilich schlechter, denn das dürftige Häuflein war leichter in Schach zu halten.
    „Na dann los!“, rief Sando angriffslustig.
    Wenige Sekunden später standen sie auf der anderen Seite. Die Schleuse war dicht.
    Höchstens eine Handvoll Seelen hatte es geschafft, an Sando vorbeizukommen. Dennoch konnte er sich eines mulmigen Gefühls nicht erwehren. Nur zwei sensible Kokongardinen hielten die entfesselte Seelenmeute noch davon ab, aus dem Hades auszubrechen und über Katharsia herzufallen. Wie lange würde es dauern, bis die zum Wahnsinn getriebenen, weißbekreuzten Wachleute mit ihren Lasergewehren diese letzte Sperre niederreißen würden?
    Während sie sich zu dritt auf die Sitzbank der MATMAN quetschten, fragte Mike den Wachmann: „Liegen bis zum Ende des Tunnels noch weitere Kollegen von Ihnen auf der Lauer?“
    „Nicht, dass ich wüsste“, kam die Antwort. „Aber besser, Sie entfernen das Kreuz.“
    Mike tat, wie ihm geheißen, und startete in die Röhre aus nacktem, schwarzem Fels. Diesmal kamen sie ohne weitere Zwischenfälle ans Ziel. Am Ende des Tunnels standen noch einige Baumaschinen herum, Bagger und Förderloren, dazu einige Stapel Bahnschwellen und Gerüstmaterial. Über einem Schuttberg, der einiges Baumaterial unter sich begraben hatte, klaffte in der Decke ein großes Sprengloch. Der Wachmann starrte verblüfft auf die schwarze Öffnung, aus der eine Strickleiter herabhing. „Ein illegaler Ausgang!“
    Was der Mann in seiner Überraschung noch nicht realisiert hatte, sahen Sando und Mike sofort: Die Strickleiter endete etwa fünf Meter über dem Schutt.
    „Wie sollen wir dort herankommen?“, fragte Sando entgeistert.
    „Wozu denn das?“, erwiderte Mike, „Sie müssen einen Fahrkorb schicken! Ich kann doch meine MATMAN nicht hierlassen!“
    „Na, dann schau dich um. Vielleicht findest du einen Knopf für den Fahrstuhl.“
    Sandos Galgenhumor und die Aussicht, sein Motorrad zu verlieren, brachten Mike auf die Palme. „Sie müssen uns heraushelfen! Wir sind doch nicht hierher geflohen, um dann in diesem Dreckloch zu verrecken!“, schrie er aufgebracht.
    „Wir können versuchen, laut zu rufen, aber es wird nichts bringen. Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie die Leute vom Sprengloch abgezogen, weil sie keine Schutzanzüge dort oben haben. Diese Strickleiter ist der klägliche Rest ihrer Bemühungen, in den Hades hinabzusteigen.“
    Lemming rannte wütend hin und her, schaute auf die Uhr.
    „In zehn Minuten ist die Frist abgelaufen. Dann bricht oben der Krieg aus. Wie sollen wir in die Festung zurückkommen?“
    „Vielleicht gibt der Präsident nach und alles bleibt friedlich?“, versuchte Sando, Lemming zu beruhigen.
    „Daran glaubst du doch selbst nicht!“
    Lemming blickte nach oben, formte die Hände zu einem Trichter und rief: „Hallo? Hört mich jemand? Hallo!“
    Von dem schwarzen Schlund kam nur eisiges Schweigen.
    „Ihr verdammten Feiglinge! Kommt an dieses beschissene Loch und holt uns hier raus!“, brüllte Lemming.
    Er war außer sich und schwitzte unter dem Schutzhelm. Seine Narbe glühte rot.
    „Wir könnten den Bagger dort nehmen“, meldete sich unvermittelt der Wachmann, ein wenig eingeschüchtert von dem wütenden Mike.
    „Was? Wie?“, herrschte der ihn an.
    „Der Ausleger des Baggers reicht hoch genug“, erklärte der Mann. „Wir müssten uns nur in die Schaufel stellen und könnten die Strickleiter erreichen.“
    „Tatsächlich?“, fragte Lemming höhnisch, dem es nicht passte, dass er auf diese Weise seine MATMAN verlieren würde.
    Auch Sando hatte Einwände vorzubringen.
    „Ich sehe zwei Probleme“, sagte er. „Erstens: Jemand müsste den Bagger fahren können …“
    „Ich kann es“, unterbrach ihn der Wachmann und zeigte auf

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