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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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wehgetan.“ Leidvoll verzog er sein Gesicht. „Na, Schwamm drüber!“, sagte er dann und wirkte auf einmal aufgekratzt. „Ich verzeihe dir. Ich verzeihe euch allen. Freuen wir uns auf das Mahl, das meine Köche zubereiten.“
    Er ersparte ihnen nichts, wollte sie den Kelch bis zur Neige leeren lassen. In Sando stieg Übelkeit hoch. Maria, Djamila, Ben und Denise wurden aschfahl. Selbst Chefredakteur Karim Bin Dschamal erbleichte, denn langsam dämmerte ihm, dass er mit allen im selben Boot saß.
    Auch er , dachte Sando grimmig, wird löffeln müssen, was ihm der Graf auftischt.
    Nun gerieten Gregors Flötentöne ins Trudeln und versiegten vollends. Während er an einem Brechreiz würgte, blickte er ängstlich zu Wolfenhagen.
    „Spiel!“, sagte der nur, ohne sich ihm zuzuwenden.
    Gregor hob die Flöte. Doch er zögerte, zu spielen. Unverwandt schaute er zur Decke auf.
    Was hat er nur , fragte sich Sando und folgte seinem Blick. Qualm waberte um die Kronleuchter, sodass sie kaum noch auszumachen waren. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was Gregor aufgefallen war: Das Klirren der Kristalle war verstummt. Die Echsen stampften nicht mehr. Hatten sie ihren todbringenden Marsch siegreich beendet? War Wolfenhagen am Ziel seiner Wünsche angelangt und konnte sich zum Herrscher ausrufen?
    Gregor spielte wieder. Beklommen schaute Sando zum Monitor, der an der Wand hinter dem brennenden Scheiterhaufen hing, um zu erfahren, wie es auf dem Schlachtfeld vor den Mauern aussah. Dabei versuchte er krampfhaft, das Treiben um den makabren Grillspieß aus seiner Wahrnehmung auszublenden. Ein vergebliches Unterfangen. Der kurze Blick, der ihm sagte, dass der Monitor inzwischen viel zu dick verrußt war, um noch ein Bild preiszugeben, offenbarte ihm auch Pepes zufriedenes Grinsen, nachdem er ein Stück knusprige Haut in seinen Mund geschoben hatte.
    Rasch schloss der Junge die Augen. Doch er konnte nicht mehr an sich halten. Wie zuvor Maria besudelte er die Tafel mit seinem Mageninhalt.
    Wolfenhagen lächelte ihm zu: Der Zustand seiner Gäste bereitete ihm ausgesprochenes Vergnügen.
    Sando wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und legte dann tief atmend den Kopf in den Nacken. Er war erschöpft, niedergeschlagen und die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Dennoch war er wach genug, die leeren Fassungen an den Kronleuchtern zu bemerken. Er stutzte. Er hatte also nicht unter einer Halluzination gelitten, als er die Wände schwanken und die Kristalle fallen sah. Und nüchtern betrachtet war klar, dass Wolfenhagen dieses Beben nicht kraft einer Zaubermacht hatte heraufbeschwören können. Was aber hatte es dann ausgelöst? Er dachte nach: Zuerst klirren die Kristalle, das heißt, die Echsen marschieren. Dann dieses Beben, das heißt … Ja, was heißt das eigentlich?
    Und plötzlich überlief es ihn siedend heiß und er fragte sich, warum er nicht gleich darauf gekommen war: Die Riesenmonster waren zusammengebrochen! Das hatte das Beben verursacht. Und Sando wusste nun auch den Grund für ihr Ende: Sie waren die Schöpfungen des Doktors! Wolfenhagen hatte ihn ermordet und damit auch seinen Kreationen den Garaus gemacht. Mit seiner unbedachten Racheaktion hatte sich der Dämon selbst seiner stärksten Waffen beraubt.
    Sando schielte zu ihm hinüber. Ahnungslos lauschte der Graf dem Flötenspiel und musterte anzüglich Maria. Hin und wieder wanderte sein Blick zu dem Treiben am Scheiterhaufen. Er wartete offenbar auf das Zeichen Pepes, dass das Siegesmahl bereitet sei.
    Wenn du wüsstest , dachte Sando und spann den Faden weiter. Fest stand also, die Echsen hatten nicht gesiegt. Im Gegenteil. Die Schlacht lief weiter ohne sie. Jetzt war es sicher nur noch eine Frage der Zeit, bis die Befreier, Achmeds Truppen, die Mauer überwanden und in der Festung auftauchten. Das Herz hüpfte dem Jungen in der Brust. Doch es wurde sofort wieder gezähmt von der bangen Frage, ob sie bis dahin überleben würden.
    Die Saaltür öffnete sich. Ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Zivilist trat ein und eilte auf den Grafen zu. Bei ihm angekommen, beugte er sich zu ihm nieder und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Sando hielt den Atem an. Erfährt er jetzt die Wahrheit über die Echsen? Das wäre das Aus für ihn und seine Gefährten. Wolfenhagen würde sie nicht lebend hier herauslassen.
    Seine Miene verriet nichts. Er nickte dem Zivilisten zu, woraufhin der sich wieder entfernte. Die Tür schlug hinter ihm zu.
    Und dann, wie ein Messerstich,

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