Katharsia (German Edition)
hinein.
„Und warum?“, ergänzte Denise.
Sie lösten ihre Umarmung wieder und setzten sich in den Sand.
„Sieh mal, was ich entdeckte habe!“ Sando deutete auf Josis tiefe Spuren.
„Was ist das?“, wollte Denise wissen.
„Spuren von einem Riesenchamäleon. Es gehört Franz Stadlmeyr. Er war hier mit dem Untier und hat vielleicht Marias Kokon …“
Und plötzlich erinnerte er sich wieder, wie scharf Stadlmeyr auf seine Seelenblase gewesen war und wie der Engel sie beschlagnahmt hatte. Er erzählte Denise davon und wollte wissen, warum der Engel so ungehalten auf den Kokonfund
reagiert hatte.
„Das Material zählt zu den verbotenen Substanzen“, erklärte Denise. „Unerlaubter Besitz ist strafbar, denn damit können Seelen gefangen gehalten werden. Ein Wunder, dass der Abwehrmann Stadlmeyr nicht gleich verhaftet hat.“
„Vielleicht steckte er ja mit drin … in dem korrupten Sumpf.“
„Das muss nicht sein“, sagte Denise, abwägend mit dem Kopf pendelnd. „Die Sache war ja durchaus plausibel: Franz Stadlmeyr hat dich gefunden und als achtsamer Bürger auch den wertvollen Kokon mitgenommen.“
Sie saßen beieinander und grübelten, versuchten, hinter den Sinn der Geschehnisse zu kommen.
„Und noch etwas spricht dagegen, dass der Engel, der euch auf diesem Chamäleon kontrolliert hat, korrupt war: Er hat dich ordnungsgemäß gemeldet. Ohne seine Anfrage wäre mir nie aufgefallen, dass da etwas nicht stimmt.“
„Es könnte ja sein“, sinnierte Sando, „dass Stadlmeyr gar nicht vorhatte, mich bei der Behörde abzuliefern. Nach der Kontrolle blieb ihm nur nichts anderes übrig.“
„Das hieße ja, der fürchterliche Engel hätte dich gerettet“, sagte Denise mit einem Seitenblick auf Sando und bewegte mit einem gewissen Stolz leicht ihre Flügel.
Der Junge bemerkte nichts davon. Er blickte in den Sand, während seine Gedanken kreiselten.
„Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass wir Stadlmeyr getroffen haben. Er hat mich abgepasst vor dem Amt. Aber warum?“
Denise stand auf. „Wir müssen die Gefahrenabwehr verständigen!“
Denise hatte gerade ihr Gespräch mit der Abwehr beendet, da tauchte hinter der benachbarten Hügelkuppe ein Helikopter auf. Nahezu lautlos kreiste er über dem Ort des Verbrechens. Sando erkannte im Cockpit zwei Gestalten in schwarzer Panzerung.
Merkwürdig , dachte er, ist die Kampfkleidung der Gefahrenabwehr nicht rot-grün?
„Die sind aber schnell da!“, raunte Denise Sando zu. „Als ob sie darauf gewartet hätten …“
Der Junge nickte stumm. Auch er hatte das Gefühl, dass dieses schnelle Auftauchen der Beamten kein gutes Zeichen war.
Der Helikopter ging in einiger Entfernung nieder, wahrscheinlich, um die Spuren im Sand nicht mit dem Rotorwind zu beschädigen. Die beiden Insassen kletterten heraus und kamen auf sie zu. Sie trugen jene schweren Waffen, die Sando an einen Flammenwerfer erinnerten. Auf ihrem Brustpanzer standen groß die Buchstaben „KORE“. Sando konnte damit nichts anfangen, offenbar war es die Bezeichnung ihrer Einheit. Da ihre Gesichter wegen der geschlossenen schwarzen Visiere nicht zu erkennen waren, sahen beide völlig identisch aus. Das einzige Unterscheidungsmerkmal war eine Zahl, die sie am Helm trugen. Der eine die Fünf, der andere die Neunzehn.
Der mit der Fünf wandte sich an Sando: „Deinen Pass bitte!“
„Er ist in der Tasche im Schwebemobil.“
Der KORE-Mann stieß ihn leicht mit der Waffe an. „Geh voraus!“, sagte er knapp.
Sando ging den Hang hinab auf Stadlmeyrs Fahrzeug zu, während die Neunzehn Denise kontrollierte.
„Du holst jetzt langsam die Tasche heraus und stellst sie geschlossen auf den Boden!“, hörte Sando die dumpfe Stimme des Bewaffneten hinter sich.
Er tat, wie ihm geheißen.
„Jetzt gehst du zehn Schritte zurück und bleibst dort ruhig stehen!“
Sando entfernte sich langsam im Rückwärtsgang und beobachtete, wie sich der Kämpfer nach seiner Tasche bückte. Ihm fiel ihm auf, dass er auch auf dem Rücken die Buchstaben „KORE“ trug.
Der Gepanzerte öffnete die Tasche und wühlte darin herum. Als er Fatimas rotes Kästchen fand, stutzte er, klappte es vorsichtig auf und warf es, nachdem er den Inhalt gesehen hatte, verächtlich wieder hinein. Dann besah er sich das Flugticket, sprach etwas in sein Helmmikrofon, legte es wieder zurück und hatte schließlich den Pass, eine Art Chipkarte, in der Hand.
Er winkte Sando heran und sagte: „Den behalte ich vorerst ein.“ Er
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