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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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verdammt!“
    Undurchdringlicher Nebel und Geräuschinferno.
    Planlos hämmerten die Piloten auf der Instrumententafel herum. Sie hatten die Situation nicht mehr unter Kontrolle. In Sandos Magen rumorte es, denn das Trudeln des Helikopters war so stark, dass ein Absturz unvermeidlich schien. Durch den Nebeldunst sah er, dass die Tür neben ihm offen stand.
    Einfach springen?
    Er blickte hinaus. Wie hoch flogen sie eigentlich?
    Da entdeckte er den unbekannten Berg. Seine Augen weiteten sich. Durch die Rauchschwaden hindurch schimmerte eine steile Wand aus gleißenden Echsenschuppen. Josi! Und jetzt sah Sando auch die kreiselnden Kugelaugen. Langsam schwenkten sie auf den Helikopter ein.
    Sando reagierte sofort. Ohne noch eine Sekunde nachzudenken, gab er Denise einen heftigen Stoß, sodass sie mit einem markerschütternden Schrei aus dem Helikopter stürzte. Dann sprang auch er in die Tiefe, inständig wünschend, ein Fallschirm möge seinen Fall bremsen.
    Er wusste nicht, wie ihm geschah: Es gab einen Ruck und sein rasanter Sturz ging über in ein gemächliches Sinken. Mit Erstaunen bemerkte er eine Seidenbahn, die sich über ihm in der Luft blähte. Doch es blieb ihm nicht die Zeit, über seine wundersame Rettung nachzudenken, denn Josis Zunge schoss heran.
    Sando schrie sich die Kehle aus dem Leib. Hilflos zerrte er an den Leinen, um dem Schirm eine andere Richtung zu geben. Ein lächerliches Unterfangen angesichts des pfeilschnellen Riesenmuskels. Doch das todbringende Lasso aus Fleisch und Sehnen sauste an ihm vorbei. Hatte Josi ihn etwa verfehlt? Oder hatte sie es gar nicht auf ihn abgesehen?
    Sando blickte der Zunge nach und sah mit Schaudern, wie sie mit unglaublicher Wucht auf den Helikopter klatschte. Dessen rotierende Flügel standen augenblicklich still, zerbrachen mit einem hässlichen Knirschen. Blut schoss aus der verletzten Zunge des Chamäleons. Dennoch schnellte sie zurück und zog den Helikopter mit atemberaubender Geschwindigkeit hinab in den weit geöffneten Schlund. Die darauffolgende Kaubewegung wurde begleitet von einem dumpfen Knacken und das Blut, das dabei aus Josis Maul tropfte, konnte ihr eigenes oder das der getöteten Kämpfer sein.
    Sando hatte inzwischen wieder festen Boden unter den Füßen. Der Schirm war neben ihm niedergegangen. Nun griff der ewige Wind hinein und drohte, den Jungen mit sich fortzureißen. Völlig im Unklaren, wie er zu dem Schirm gekommen war, öffnete er den Verschluss und überließ die Seide dem Wind. Er sah, wie Josis Augen der davonflatternden Stoffbahn folgten, und duckte sich in den Sand.
    Wo war Denise?
    Vorsichtig kroch er die nächste Bodenwelle hinauf. Dahinter fand er sie, kniend im Sand, die großen Augen ungläubig auf die Echse gerichtet.
    Sando war erleichtert, dass sie den Sturz heil überstanden hatte. Völlig nutzlos scheinen ihre Flügelchen doch nicht zu sein , dachte er, während er den Blick wieder hinauf zu Josi wandte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr: Ihr Kopf schaukelte willenlos hin und her, ganz langsam knickten ihre Vorderbeine ein, brachen nieder auf die Knie, mit einem unbeschreiblichen Röhren schlug das Riesenmaul in den Sand und trieb eine mächtige Staubwolke in den Himmel, der massige Körper schwankte und begann dann, unaufhaltsam zu kippen.
    Sando sah den schuppigen Berg auf sich zukommen. In wenigen Sekunden würde Josis mächtiger Körper ihn und Denise unter sich begraben. Er rannte um sein Leben, zerrte Denise, die noch gar nicht richtig begriffen hatte, was da eigentlich passierte, mit sich fort. Der Fleischberg kam donnernd näher, alles unter sich zermalmend, wo immer er die Erde berührte. Vor sich her schob er eine dicke Sandlawine. Es war wie ein Erdbeben, ein Vulkanausbruch – und sie steckten mittendrin.
    Sando rannte, Denise an der Hand, und schrie: „Nun mach schon! Verdammt! Setz endlich deine Scheißflügel ein … und lass dich nicht so ziehen!“
    Denise flatterte mit den Flügeln und jammerte: „Ich kann doch nichts dafür, dass ich nicht fliegen kann!“
    Mit einem Schlag hatte das Grollen ein Ende.
    Sando und Denise ließen sich keuchend in den Sand fallen. Dicht hinter ihnen lag der Rückenkamm der Echse. Er hatte sie nur um wenige Zentimeter verfehlt.
    Denise rappelte sich auf. „Hast du eben ,deine Scheißflügel‘ gesagt?“, fragte sie spitz.
    „Ich glaube … ja“, antwortete Sando, aber sein Schuldbewusstsein hielt sich in Grenzen.
    „Seit wann duzt du mich?“, fragte Denise und der

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