Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
Vom Netzwerk:
…“
    „Weil?“ Gregor sah ihn erwartungsvoll an.
    „Sie klingt wie noch dicker aufgetragen.“
    „Versuch es!“
    „Ich bin ein Auvisor.“
    Gregors Augen weiteten sich. Er öffnete die Autotür, stieg aus, doch der Hüne hielt ihn zurück. „Lass dir doch keinen Bären aufbinden, Gregor!“, brummte er misstrauisch.
    „Schon gut, Nabil, ich weiß, was zu tun ist.“ Gregor schob die Hand des kräftigen Mannes beiseite und trat auf Sando zu.
    „Du sagst also, Ben ist in diesem Moment hier?“
    „So ist es.“
    „Und du kannst ihn sehen und mit ihm sprechen?“
    „Ja.“
    „Gut. Wenn das so ist, frag Ben nach dem Namen, der auf dem Seldschukendolch eingraviert war.“
    Sando kannte den Dolch aus eigenem Erleben, doch den Namen auf der Klinge hatte er sich nicht gemerkt.
    „He, Ben! Du hast gehört, was Gregor wissen will“, sagte er, an die schwebende Seele gewandt.
    Zirpend erhielt er die Antwort. „Kilidsch Arslan“, übersetzte Sando laut und Gregor reichte ihm beeindruckt die Hand.
    „Unglaublich! Auf diesen Moment habe ich so lange gewartet! Ich hatte kaum noch zu hoffen gewagt, dass Ben je wieder mit mir sprechen will – und jetzt kommt er als Seele zu mir … mit einem Auvisor.“
    „Wenn du mit Ben reden willst, Gregor, er schwebt gerade neben dir.“
    Gregor starrte Sando mit seinen unergründlich schwarzen Augen an wie einen Geist und sagte leise: „Es ist der schönste Tag meines Lebens.“
    Denise, wie stets in solchen Situationen zu Tränen gerührt, trat herzu und legte ihre kurzen Arme um die Hüften der beiden. Kopfschüttelnd beobachtete der Hüne diese Verbrüderungsaktion. „Was ist? Können wir weiter?“ Er wirkte beunruhigt, ließ seine Augen über den Basar schweifen.
    Gregor entgegnete ernst: „Wir brauchen Kokonmaterial, Nabil. Noch besser wäre natürlich eine Tasche, die damit ausgekleidet ist.“
    „Und am besten sofort, auf der Stelle, wie?“, brummte der Mann.
    „Du sagst es. Meine Freunde haben es eilig.“
    „Deine Freunde? Na, wenn es deine Freunde sind, dann sollen sie mal einsteigen. Wir werden schon das Passende auftreiben.“
    Der Hüne zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht und riss die Türen des Vehikels sperrangelweit auf, dass es in den Scharnieren knirschte.
    Sie stiegen ein. Gregor setzte sich nach vorn zu Nabil. Auf der Rückbank ließen sich Sando und Denise nieder. In das bisschen Luft zwischen ihnen passte sich Bens Seele mühelos ein. Und dann ging es los. Zunächst langsam über den Basar, bis die Straße erreicht war. Dann gab Nabil Gas.
    Sando hörte, wie Ben stöhnend aufzirpte.
    „Ben, was ist mit dir?“, fragte er besorgt und sah, dass das Gesicht seines Gefährten vor Anstrengung verzerrt war.
    „Ich halte das Tempo nicht mehr durch“, presste Ben mühsam hervor.
    Sando verstand nicht, was er meinte.
    „Was ist denn los?“, wollte Denise wissen.
    „Ben meint, Nabil fährt zu schnell.“
    „Wieso? Hier ist doch keine Geschwindigkeitsbegrenzung“, widersprach der Hüne am Lenkrad.
    Da bemerkte Sando, wie Ben langsam durch die Rückwand des Autos entschwand. „Halt!“, rief er. „Wir verlieren Ben!“
    Nabil bremste und hielt am Straßenrand. Sie stiegen aus und Sando sah, wie Ben erschöpft heranschwebte.
    „Ich bin doch eine Seele und kein Mensch aus Fleisch und Blut“, japste er. „Wie soll mich denn das Auto mitnehmen, es übt doch gar keine Kraft auf mich aus.“
    Sando ging ein Licht auf.
    „Ich verstehe. Wenn ich dich wegstoßen will, geht meine Hand ins Leere. Genauso wenig kann dich ein Auto von der Stelle bringen.“
    „Genau. Ich bin die ganze Zeit aus eigener Kraft mitgeschwebt, sonst wäre ich jetzt noch auf dem Basar.“
    Sando erklärte den anderen das Problem und sie beratschlagten, was zu tun sei. Schließlich kamen sie überein, Nabil sollte so langsam fahren, dass Ben das Tempo mithalten konnte.
    „Mit einer Kokontasche wäre auch dieses Problem gelöst“, tröstete sie Nabil, als das Vehikel im Schneckentempo dahinkroch. „So ein Ding kann man im Auto transportieren, während eine Seele drinsteckt.“
    Endlich bog der Fahrer ein in eine finstere Durchfahrt, die in einer grauen Fassade klaffte. Sie hielten auf einem Hof, der vollgerümpelt war mit allerlei Schrott. Rostige Eisenbahnschienen, Bettgestelle, ausgeschlachtete Waschmaschinen und sperrige Karosserieteile lagen ohne erkennbare Ordnung herum.
    „Ich verdiene mein Geld mit alten Sachen“, sagte Nabil, „wenn ich nicht gerade meinem Freund

Weitere Kostenlose Bücher