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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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gehörte die Erkenntnis, daß eine musikalische Fünfte Note (fünf diatonische Noten oder der goldene Abschnitt einer Oktave) in aufsteigender Folge zwölfmal wiederholt, acht Oktaven höher zur selben Note zurückkehren sollte. Aber statt dessen ist sie um eine Achtelnote verschoben, das heißt, auch die aufsteigende Tonleiter bildet eine Spirale.
    Laut Pythagoras ist der Kosmos nach Zahlen mit göttlichen Eigenschaften konstruiert. Die geheimnisvollen Zahlenverhältnisse tauchen überall in der Natur auf, darunter - so behauptet Pythagoras - auch in der unhörbaren Sphärenmusik, die durch die Drehung der Planeten hervorgerufen wird, wenn sie sich durch die schwarze Leere bewegen. „Im Klang der Saiten gibt es eine Geometrie“, sagte er. „In den Zwischenräumen der Sphären ertönt Musik.“
    Was hatte das mit dem Montglane-Schachspiel zu tun? Ich wußte, zu einem Schachspiel gehören pro Farbe acht Bauern und acht andere Figuren; das Schachbrett hat vierundsechzig Felder - acht im Quadrat.
    Das war eine Formel - gut. Solarin hatte von der Formel der Acht gesprochen. Wo konnte man sie besser tarnen als in einem Schachspiel, das nur aus Achten besteht? Wie der Goldene Schnitt, wie die Fibonacci-Zahlen, wie die aufsteigende Spirale - das Montglane-Schachspiel barg mehr als die Summe seiner Teile.
    Ich zog im fahrenden Taxi ein Blatt Papier aus meiner Mappe und zeichnete eine Acht. Dann drehte ich das Blatt um neunzig Grad und hatte das Symbol der Unendlichkeit vor mir. Während ich auf das Zeichen vor mir starrte, hörte ich in meinem Kopf wieder die Botschaft der Wahrsagerin: Ja, so wie ein Spiel brennt der Kampf ewig.

Aber ehe ich mich in die Kampffront einreihte, hatte ich ein größeres Problem; Wenn ich in Algerien bleiben wollte, mußte ich einen Job haben - einen so glänzenden Job, daß ich mein Geschick selbst in die Hand nehmen konnte. Mein besonderer Freund Scharrif hatte mir einen Vorgeschmack von nordafrikanischer Gastfreundschaft vermittelt. Ich mußte sicher sein, daß ich ihm bei einem künftigen Gerangel ebenbürtig war. Denn wie sollte ich dem MontglaneSchachspiel hinterherjagen, wenn mir ab Ende der Woche mein Chef Pétard im Nacken saß?
    Ich brauchte Bewegungsfreiheit, und nur ein Mensch konnte sie mir verschaffen: Emile Kamel Kader. Deshalb befand ich mich auf dem Weg nach Algier, um in einem der zahllosen Vorzimmer zu sitzen und zu warten. Ich wollte versuchen, mit diesem Mann zu sprechen. Er hatte mein Visum unterschrieben, aber die Partner von Fulbright Cone unverrichteter Dinge nach Hause geschickt, weil er Tennis spielen wollte. Er sollte die Rechnung für einen hochdotierten Beratenvertrag bezahlen, aber natürlich mußte man ihn zunächst dazu bringen, den Vertrag zu unterschreiben. Außerdem hatte ich das Gefühl, seine Unterstützung werde für das Bestehen der Abenteuer, die vor mir lagen, unerläßlich sein - obwohl ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen konnte in welchem Ausmaß.
    Mein Taxi erreichte Algier am Hafen. Direkt am Meer, in der weiten offenen Bucht zog sich eine hohe Arkade mit weißen Bögen vor den Regierungsgebäuden entlang. Wir hielten vor dem Ministerium für Industrie und Energie.
    Als ich die riesige, dunkle und kalte Marmorhalle betrat, mußten sich meine Augen erst langsam an das Dämmerlicht gewöhnen. Männer standen in Gruppen zusammen; einige trugen korrekte Anzüge, andere weite, lange weiße Gewänder oder schwarze Dschellabas - diese traditionellen Kapuzengewänder, die Schutz bieten gegen die drastischen Wetterveränderungen in der Wüste. Ein paar trugen rot und weiß karierte Tücher um den Kopf. Alle Augen richteten sich fassungslos auf mich, und bald begriff ich, warum. Ich schien weit und breit die einzige Frau in Hosen zu sein.
    In der Eingangshalle entdeckte ich keine Informationstafel oder einen Empfang. Vor jedem Lift standen Männer Schlange, und ich hatte nicht die Absicht, mit diesen Typen, die mich offen anstarrten, in einem Aufzug zu fahren, wenn ich nicht einmal wußte, in welche Abteilung ich mußte. Deshalb ging ich zu der breiten weißen Marmortreppe, die nach oben führte. Aber ein dicker Mann im Anzug holte mich sofort ein.
    „Kann ich Ihnen helfen?, fragte er und stellte sich zwischen mich und die Treppe.
    „Ich bin mit Monsieur Kader verabredet“, erwiderte ich und versuchte, an ihm vorbeizukommen, „mit Emile Kamel Kader. Er erwartet mich.“
„Der Erdölminister?“ fragte der Mann und sah mich ungläubig an. Dann nickte

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