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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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ihm, daß es den geheimnisvollen Schatz wirklich gibt und daß Valentine einen Teil davon besaß und in meinem Garten vergraben hatte. Aber als Marat am nächsten Tag mit einer Abordnung erschien, um danach zu suchen., .“
„Ja? Ja?“ fragte Robespierre erregt und umklammerte mit eisernem Griff Davids Arm. Wordsworth ließ sich kein Wort entgehen.
„... war Mireille verschwunden“, flüsterte David, „und in der Nähe des Springbrunnens im Garten war die Erde aufgewühlt.“
„Wo ist sie jetzt?“ Robespierre schrie beinahe. „Sie muß verhört werden. Sofort!“
„Deshalb wollte ich Sie ja um Hilfe bitten“, sagte David. „Ich habe inzwischen die Hoffnung aufgegeben, daß sie zurückkommen wird. Aber ich dachte, bei Ihren Beziehungen könnten Sie vielleicht in Erfahrung bringen, wo sie sich aufhält und - was mit ihr geschehen ist.“
„Wir werden sie finden, und wenn wir ganz Frankreich nach ihr durchsuchen müssen“, versicherte ihm Robespierre. „Sie müssen mir eine ausführliche Beschreibung geben.“
„Ich habe etwas Besseres“, erwiderte David, „ich habe ein Bild von ihr in meinem Atelier.“

KORSIKA Januar 1793
    Ende Januar wurde Mireille mitten in der Nacht von Letizia Buonaparte aus dem Schlaf gerissen. Sie lag mit Elisa in dem kleinen Zimmer, das die beiden in dem Haus auf den Hügeln über Ajaccio teilten. Mireille war seit drei Monaten auf Korsika und hatte von Letizia viel, aber noch nicht alles gelernt, was sie wissen mußte.
    „Zieht euch schnell an“, flüsterte Letizia den beiden zu, die sich verschlafen die Augen rieben. Maria-Carolina und Girolamo standen bereits angekleidet neben ihrer Mutter im Zimmer.
    „Was ist los?“ rief Elisa.
    „Wir müssen fliehen“, erwiderte Letizia ruhig und gefaßt. „Paolis Soldaten sind hiergewesen. Der König von Frankreich ist tot.“
„Nein!“ rief Mireille und setzte sich erschrocken auf.
„Man hat ihn vor zehn Tagen in Paris hingerichtet“, erklärte Letizia und holte Kleider aus dem Schrank, damit die beiden sich schneller anziehen konnten, „und Paoli hat hier auf Korsika Truppen zusammengezogen. Er will sich mit Sardinien und Spanien verbünden, um die französische Regierung zu stürzen.“
„Aber, Mutter“, fragte Elisa, die das warme Bett nicht verlassen wollte, „was hat das alles mit uns zu tun?“
„Deine Brüder Napoleon und Lucciano haben in der korsischen Nationalversammlung gegen Paoli gesprochen“, erwiderte Letizia mit einem bitteren Lächeln. „Paoli hat die Vendetta Traversa über sie verhängt.“
„Was ist das?“ fragte Mireille, verließ das Bett und zog an, was Letizia ihr reichte.
„Die Familienrache!“ flüsterte Elisa. „In Korsika ist es Brauch, sich an der ganzen Familie zu rächen, wenn einem ein Unrecht zugefügt worden ist! Aber wo sind meine Brüder?“
„Lucciano verbirgt sich bei meinem Bruder, dem Kardinal Fesch“, erwiderte Letizia und reichte Elisa ihre Kleider. „Napoleon ist von der Insel geflohen. Kommt, wir haben nicht genug Pferde, um heute nacht noch bis Bocognano zu kommen, auch wenn die Kinder zu zweit aufsitzen. Wir müssen Pferde stehlen und noch vor Tagesanbruch dort sein.“ Sie verließ mit den beiden kleinen Kindern das Zimmer. Als sie in der Dunkelheit ängstlich zu weinen anfingen, hörte Mireille Letizia sagen: „Was fällt euch ein zu weinen? Ich weine schließlich auch nicht!“
„Was ist in Bocognano?“ fragte Mireille Elisa, als sie eilig das Zimmer verließen.
„Dort lebt meine Großmutter, Angela-Maria di Pietra-Santa“, erwiderte Elisa, „und das bedeutet, die Lage ist sehr ernst.“
Mireille holte tief Luft. Endlich! Endlich würde sie die alte Frau sehen, von der sie soviel gehört hatte, die Freundin der Äbtissin von Montglane...
Elisa legte Mireille den Arm um die Schulter, als sie durch die dunkle Nacht liefen.
„Angela-Maria hat ihr Leben in Korsika verbracht. Mit ihren Brüdern, Vettern und Enkeln könnte sie ein Heer aufstellen, das die Hälfte der Insel vernichten würde. Deshalb flieht Mutter zu ihr. Und das bedeutet, sie erkennt die Familienrache an!“
    Das Dorf Bocognano war eine von Mauern umgebene Festung hoch oben in den zerklüfteten und unzugänglichen Bergen, etwa zweieinhalbtausend Meter über dem Meeresspiegel. Der Morgen dämmerte schon, als sie hintereinander über die letzte Brücke rieten. Nebelfetzen trieben über den Wildbach unter ihnen. Als sie die letzte Anhöhe erreicht hatten, lag vor ihnen im Osten das perlgraue

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