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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Mittelmeer, die kleinen Inseln Pianosa, Formica, Elba und Monte Cristo schienen im Himmel zu schweben.
    Angela-Maria freute sich nicht, sie zu sehen.
„Aha!“ rief die kleine, zwergenhafte Frau, stemmte die Hände in die Hüfte und trat vor das Steinhaus, um die müden Reiter zu begrüßen. „Die Söhne von Carlo Buonaparte sind wieder einmal in Schwierigkeiten! Ich hätte mir denken können, daß es eines Tages soweit kommen muß.“
    Wenn Letizia staunte, daß ihre Mutter den Grund ihres Kommens bereits kannte, dann zeigte sie es nicht. Ruhig und gelassen, ohne erkennnbare Gefühlsregung sprang sie vom Pferd, umarmte ihre knorrige und zornige Mutter und gab ihr auf beide Wangen einen Kuß.
    „Schon gut, schon gut", fuhr die alte Frau sie an, „genug mit dem Getue. Die Kinder müssen von den Pferden. Sie sind ja so dürr wie Bohnenstangen! Gibst du ihnen denn nichts zu essen?“ Sie eilte zu den Kleinen und zog sie an den Füßen vom Pferd. Als sie Mireille erreichte, blieb sie stehen und sah zu, wie Mireille absaß. Dann trat sie zu ihr, faßte sie am Kinn und drehte Mireilles Gesicht unsanft hin und her, damit sie es genau betrachten konnte.
    „Das ist sie also, von der du mir erzählt hast“, rief sie ihrer Tochter über die Schulter zu. „Sie bekommt ein Kind, ja? Und sie kommt aus Montglane!“
Mireille war bereits im fünften Monat und wieder gesund, wie Letizia vorausgesagt hatte.
„Sie muß die Insel verlassen, Mutter“, erwiderte Letizia. „Wir können sie nicht länger beschützen, obwohl ich weiß, daß die Äbtissin es wünschen würde.“
„Wieviel hat sie gelernt?“ fragte die alte Frau.
„Soviel, wie ich ihr in der kurzen Zeit beibringen konnte“, sagte Letizia und sah Mireille mit ihren blaßblauen Augen kurz an. „Aber das ist noch nicht genug.“
„Stehen wir nicht hier herum, damit alle Welt hört, was wir zu reden haben!“ rief die alte Frau. Sie wandte sich wieder Mireille zu und drückte sie mit ihren alten, sehnigen Armen an sich. „Und Sie, junge Dame, kommen mit mir. Vielleicht wird Helene de Roque mich für das, was ich vorhabe, verfluchen - aber dann sollte sie auch ihre Briefe schneller beantworten! Ich habe in den drei Monaten, seit Sie hier sind, nichts von ihr gehört.
„Heute“, fuhr sie flüsternd fort und führte Mireille zum Haus, „wartet im Schutz der Dunkelheit ein Schiff auf Sie, das Sie zu einem Freund von mir bringt. Dort sind Sie sicher, bis die Traversa vorbei ist.“
„Aber Madame“, sagte Mireille, „Ihre Tochter hat mir noch nicht alles beigebracht. Wenn ich mich verstecken muß, bis dieser Kampf vorüber ist, wird das meine Mission noch mehr verzögern. Ich darf nicht langer warten.“
„Wer sagt denn, daß Sie warten müssen?“ Sie tätschelte Mireille den Bauch und lächelte. „Außerdem müssen Sie dorthin, wohin ich Sie schicke und ich denke, Sie werden damit einverstanden sein. Der Freund von dem ich gesprochen habe, ist auf Ihr Kommen vorbereitet obwohl er Sie nicht so früh erwartet. Sein Name ist Schahin - ein hübscher Name. Auf arabisch heißt das der ‚Wanderfalke’. Er wird Ihre Ausbildung in Algerien fortsetzen.“

ALGIER April 1973
    Die Küstenstraße wand sich in langgestreckten Kurven über dem Meer entlang. Bei jeder Biegung bot sich mir ein noch atemberaubenderer Blick auf die Brandung tief unten. Blühende Polster von Fettpflanzen und Flechten hingen an den Steilwänden und wurden von der Gischt besprüht. Das Eiskraut blühte leuchtend rot und goldgelb. Die strahligen Blüten bildeten ein Spitzenmuster auf den salzverkrusteten Steinen. Das Meer schimmerte metallisch grün - wie Solarins Augen...
    Das Gewirr von Gedanken, die mich seit der Nacht zuvor bestürmten, lenkte mich von der grandiosen Aussicht ab. Ich versuchte, sie zu ordnen, während das Taxi auf der Küstenstraße in Richtung Algier fuhr.
    Jedesmal, wenn ich zwei und zwei addierte, kam ich auf acht. Überall gab es nur noch die Acht. Zuerst hatte die Wahrsagerin mich im Zusammenhang mit meinem Geburtstag darauf hingewiesen, dann Mordecai und Scharrif. Solarin hatte sie wie ein magisches Zentrum beschworen. Er erklärte, die Acht sei nicht nur eine Linie auf meiner Hand, sondern es gebe auch eine Formel der Acht -, was immer das bedeuten mochte. Das waren seine letzten Worte gewesen, als er in der Nacht verschwand und es Scharrif überließ, mich nach Hause zu bringen - ohne Schlüssel für das Hotelzimmer, denn den hatte er eingesteckt.
    Scharrif fragte

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