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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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aber das Vieh bleibt draußen.“
Ich schob Carioca zur Seite, damit Kamel und ich eintreten konnten.
„Du hast ihn gerettet!“ jubelte Lily und strahlte uns an. Dann sagte sie voll Verachtung zu Scharrif: „Ein Mann, der ein wehrloses Tier bedroht, versucht nur, die eigene Impotenz zu überspielen...“
Scharrif wollte wütend auf sie einschlagen, als El-Marad leise, aber nachdrücklich das Wort ergriff und mich dabei drohend anlächelte.
„Mademoiselle Velis“, sagte er, „wie gut, daß Sie zurückgekommen sind und sogar mit einem Begleiter. Man sollte annehmen, Kamel Kader sei intelligenter, als Sie ein zweites Mal zu mir zu bringen. Aber da wir jetzt alle versammelt sind -“
„Sparen Sie sich die Förmlichkeiten“, unterbrach ich ihn und ging auf ihn zu. Im Vorbeigehen drückte ich Lily die Autoschlüssel in die Hand und flüsterte: „Zur Tür - jetzt.“
„Sie wissen, weshalb wir hier sind“, sagte ich zu El-Marad.
„Und Sie wissen, was ich möchte“, erwiderte er. „Wollen wir ein Geschäft machen?“
Ich stand vor dem niedrigen Tisch und warf einen Blick über die Schulter zurück. Kamel näherte sich gerade Scharrifs Männern und bat sie um Feuer für seine Zigarette, die er in den Händen hielt. Lily stand an der Tür, Scharrif hinter ihr. Sie kauerte sich auf den Boden und klopfte mit den roten Fingernägeln ans Glas, während Carioca aufgeregt die Scheibe beleckte. Wir hatten also unsere Positionen eingenommen — jetzt oder nie!
„Mein Freund, der Herr Minister, ist der Ansicht, daß Sie nicht sehr zuverlässig sind, wenn es darum geht, Abmachungen einzuhalten“, erklärte ich. El-Marad hob den Kopf und wollte etwas sagen, aber ich ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Aber wenn Sie die Schachfiguren haben wollen“, rief ich, „bitte: Hier sind sie!“
Ich riß mir den schweren Beutel von der Schulter und ließ ihn in einem Schwung auf seinem Kopf landen. El-Marad verdrehte die Augen und sank zur Seite, während ich mich bereits umdrehte und an der Schlacht beteiligte, die in meinem Rücken ausgebrochen war.
Lily hatte blitzschnell die Tür aufgemacht, Carioca flog ins Zimmer, und ich rannte, den Beutel schwingend, auf die Schläger zu. Der erste wollte gerade zur Pistole greifen, als ihn meine Waffe am Kopf traf. Der zweite ging zu Boden, nachdem Kamel ihn in den Bauch geboxt hatte. Der dritte zog seine Waffe und zielte auf mich.
„Hierher, du Idiot!“ schrie Scharrif gequält und versuchte wieder einmal, mit heftigen Tritten Carioca abzuschütteln, der sich an seinem Fußknöchel festgebissen hatte. Lily stürmte bereits durch die Tür ins Freie. Der Kerl zielte auf sie und drückte gerade ab, als Kamel ihm von der Seite einen so festen Stoß versetzte, daß er gegen die Wand flog.
Scharrif heulte und schrie in den höchsten Tönen und fuhr unter der Wucht des Aufpralls herum. Er preßte die Hand auf die verletzte Schulter. Kamel versuchte gerade, dem einen Schläger die Waffe abzunehmen, als der andere sich wieder aufrichtete. Ich hob meinen Beutel und traf ihn noch einmal. Diesmal blieb er liegen. Vorsichtshalber versetzte ich auch Kamels Gegner einen Schlag auf den Hinterkopf. Als er zu Boden ging, riß ihm Kamel die Pistole aus der Hand.
Wir rannten zur Tür. Ich spürte, daß mich jemand packte, aber ich riß mich wieder los. Es war Scharrif, der trotz Schußwunde und Biß nicht aufgab. Er lief hinter mir her. Aus seiner Wunde lief Blut. Zwei seiner Helfer waren wieder auf den Beinen und direkt hinter ihm, als ich nicht zur Treppe, sondern auf die Mauer vor dem Kliff zuschoß. Unten auf der Treppe entdeckte ich Kamel. Er sah sich verzweifelt: nach mir um. Lily hatte gerade Kamels Wagen erreicht.
Ohne nachzudenken, sprang ich über die Mauer und drückte mich auf der anderen Seite flach dagegen, als Scharrif auch schon mit den beiden Männern an mir vorbei zur Treppe rannte. Die schweren Schachfiguren hingen frei über dem Abgrund. Beinahe hätte ich sie fallen lassen. Hundert Meter unter mir sah ich die Wellen, die gegen den Felsen schlugen und hoch aufspritzten. Der Wind nahm an Stärke zu. Ich hielt den Atem an und zog den Beutel mit ganzer Kraft hoch.
„Der Wagen!“ hörte ich Scharrif schreien. „Sie wollen zum Wagen!“ Polternd sprangen sie die Holztreppe hinunter. Ich richtete mich langsam auf, als ich ein kratzendes Geräusch hörte. Vorsichtig spähte ich über den Mauerrand, und Carioca leckte mir hingebungsvoll das Gesicht. Ich wollte gerade aufstehen, als die Wolken

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