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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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vor dem Mond verschwanden und ich Scharrifs dritten Mann sah, den ich glaubte umgebracht zu haben. Er rieb sich den Kopf und schwankte auf mich zu. Ich duckte mich, aber es war zu spät.
Er machte einen Satz und sprang über die Mauer. Ich hielt die Luft an. Für eine Sekunde suchte er noch Halt auf der schmalen Kante, dann verschwand er schreiend in der Tiefe. Ich kletterte schnell über die Mauer, packte Carioca und rannte zur Treppe.
Zu meinem Entsetzen sah ich, daß Kamels Wagen in einer Staubwolke davonfuhr. Scharrif rannte mit seinen beiden Helfern hinterher; sie versuchten, auf die Reifen zu schießen. Plötzlich schoß der Wagen rückwärts auf die Verfolger zu. Die drei brachten sich mit großen Sätzen am Straßenrand in Sicherheit, und der Wagen sauste an ihnen vorbei. Lily und Kamel holten mich!
Ich sprang die Treppe hinunter, so schnell ich konnte, in der einen Hand Carioca und in der anderen den Beutel. Ich kam gerade unten an, als der Wagen mit quietschenden Reifen in einer Staubwolke anhielt. Die Tür flog auf, und ich sprang hinein. Lily gab Vollgas, noch ehe ich die Tür geschlossen hatte. Kamel saß hinten und zielte mit dem Revolver durch das Wagenfenster. Als ich die Tür zuschlug, krachten schon die Schüsse. Scharrif und seine beiden Männer rannten zu einem Wagen am Straßenrand. Im Vorbeifahren schoß Kamel die beiden Reifen platt.
Wenn Lily fuhr, brauchte man immer gute Nerven, aber jetzt schien sie das Gefühl zu haben, sie sei zu allem berechtigt. Wir flogen über die unbefestigte Straße durch das Dorf und hielten die Luft an, als sie, ohne zu bremsen, auf die Hauptstraße abbog. Kamel blickte durch das Rückfenster, während Lily auf die Straßensperre zuraste.
„Drücken Sie auf den roten Knopf am Armaturenbrett!“ schrie Kamel. Ich beugte mich vor und tat es. Eine Sirene heulte auf, und am Armaturenbrett begann ein rotes Licht zu blinken.
„Hervorragend!“ rief ich Kamel zu, als wir durch die Soldaten und die Polizei donnerten, die Spalier standen.
„Es hat ein paar Vorteile, Minister zu sein“, erwiderte er bescheiden, „aber am anderen Ende von Sidi-Fredsch ist noch eine Straßensperre.“
„Dann volle Kraft voraus!“ schrie Lily und gab Vollgas. Der große Citroen machte einen Satz wie ein Vollbluthengst auf der Galoppbahn kurz vor dem Ziel, und bald darauf nahmen wir nach derselben Methode die zweite Sperre.
„Ach“, sagte Lily mit einem Blick in den Rückspiegel, „wir haben uns noch nicht richtig miteinander bekannt gemacht. Ich bin Lily Rad. Wie ich höre, kennen Sie meinen Großvater.“
„Konzentrier dich auf die Straße!“ fauchte ich sie an, als der Wagen bedenklich nahe an den Rand der Steilküste geriet. Der aufkommende Sturm hob den Citroen beinahe in die Luft.
„Mordecai und mein Vater waren gute Freunde“, sagte Kamel. „Vielleicht werde ich ihn eines Tages auch kennenlernen. Bitte grüßen Sie ihn sehr herzlich von mir, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen.“
Im selben Augenblick fuhr Kamel plötzlich herum und starrte durch das Rückfenster. Die Scheinwerfer eines Wagens folgten uns bedenklich schnell. „Gas!“ rief ich Lily zu. „Jetzt kannst du deine Fahrkünste zeigen!“ Der Wagen hinter uns hatte ebenfalls eine Sirene, wie wir jetzt hörten und sahen.
„Ach du liebe Zeit, Polizei!“ stöhnte Lily und nahm den Fuß vom Gas.
„Weiter!“ schrie Kamel. Lily ließ sich das nicht zweimal sagen. Der Citroen verlangsamte, aber dann schoß er wieder vorwärts. Die Nadel auf dem Tacho näherte sich schnell der Zahl 150. Keine Meilen, beruhigte ich mich, hier sind es ja Kilometer. Aber viel schneller konnte man auf dieser Straße wirklich nicht fahren, ganz besonders bei den Böen, die vom Meer kamen.
„Es gibt eine Abkürzung in die Kasbah“, sagte Kamel, ohne den Blick von dem Streifenwagen hinter uns zu wenden. „Es sind vielleicht noch zehn Minuten von hier. Sie müssen dann zwar mitten durch Algier hindurch, aber ich kenne mich besser aus als unser Freund Scharrif. Wir erreichen die Kasbah dann von oben... Ich kenne den Weg zu Minnie gut“, fügte er leise hinzu, „sie lebt im Haus meines Vaters.“
„Minnie Renselaas lebt im Haus Ihres Vaters?“ rief ich. „Ich denke, Sie kommen aus den Bergen?“
„Mein Vater hatte hier in der Kasbah ein Haus für seine Frauen.“
„Seine Frauen?“ fragte ich.
„Minnie Renselaas ist meine Stiefmutter“, sagte Kamel, „mein Vater war der schwarze König.“
Der Wagen bog in eine der Seitenstraßen

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