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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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ab, die den oberen Teil des Labyrinths der Kasbah von Algier bilden. Ich hatte Fragen über Fragen, aber wir hielten alle atemlos Ausschau nach Scharrifs Wagen. Wir hatten ihn mit Sicherheit nicht abgeschüttelt, aber er war weit genug hinter uns. Und als Lily den Citroen parkte, waren seine Scheinwerfer noch nicht zu sehen. Wir sprangen aus dem Wagen und rannten zu Fuß in das Labyrinth.
Lily lief direkt hinter Kamel und hielt sich an seinem Ärmel fest. Die Gassen waren so dunkel und schmal, daß ich plötzlich stolperte und beinahe der Länge nach hingefallen wäre.
„Das geht über meinen Verstand“, stieß Lily keuchend hervor, während ich mich ängstlich nach möglichen Verfolgern umdrehte. „Wenn Minnie die Frau des holländischen Konsuls Renselaas war, wie konnte sie dann auch mit Ihrem Vater verheiratet sein? Monogamie ist in dieser Gegend nicht sehr beliebt, wie mir scheint...“
„Renselaas starb während der Revolution“, erwiderte Kamel. „Sie mußte in Algerien bleiben, mein Vater bot ihr seinen Schutz an. Sie liebten sich als Freunde, und ich nehme an, die Heirat hatte eher offizielle Gründe. Außerdem starb mein Vater ein Jahr darauf.“
„Wenn er... der schwarze König... war“, schnaufte Lily, „und er wurde getötet... warum war dann das Spiel nicht aus... Schachmatt... der König ist tot?“
„Das Spiel geht weiter wie im Leben“, antwortete Kamel, ohne das Tempo zu verlangsamen, „der König ist tot - lang lebe der König!“
Während wir immer tiefer in die Kasbah eintauchten, blickte ich noch einmal nach dem Himmel zwischen zwei Häusern. Der Wind heulte hoch über unseren Köpfen, obwohl es in der Gasse unten fast windstill war. Staub rieselte auf uns nieder, und über den Mond zog ein dunkelroter Schleier. Auch Kamel hob den Kopf.
„Schirokko“, murmelte er, „er bricht bald los. Wir müssen uns beeilen. Ich hoffe nur, daß das unsere Pläne nicht vereitelt...“
Der Schirokko ist ein Sandsturm und für seine verheerenden Auswirkungen berühmt. Ich hoffte inständig, unter einem Dach zu sein, wenn er losbrach. Kamel bog in eine kurze Sackgasse und blieb stehen. Er zog einen Schlüssel aus der Tasche.
„Zu dieser Tür habe nur ich den Schlüssel. Sie sind sicher von einer anderen Seite gekommen.“ Er schloß auf und ließ zuerst mich und dann Lily eintreten. Ich hörte, wie er die Tür wieder sorgfähig verschloß.
Wir standen in einem langen, dunklen Gang. Am anderen Ende brannte ein schwaches Licht. Unter meinen Füßen spürte ich einen dicken, weichen Läufer. Die Wände waren mit glattem kühlem Damast bespannt.
Am Ende des Flurs traten wir durch eine zweite Tür in einen großen Raum. Überall lagen kostbare persische Teppiche. Auf einem Marmortisch in einer Ecke stand ein goldener Leuchter. Er lieferte das einzige Licht. Aber es reichte aus, um die kostbare Einrichtung zu bewundern. Ich sah mit gelber Seide bezogene Ottomanen, an deren Seiten goldene Quasten hingen, Sofas in hellbeigem Samt und große Skulpturen auf niedrigen Marmortischen und sockeln. Im flackernden Kerzenlicht kam es mir vor, als sei ich um Jahrhunderte zurück und in eine Schatzkammer auf dem Grund des Meeres versetzt. Ich hatte das Gefühl, die Luft sei schwerer als Wasser, während ich langsam durch den Raum auf die beiden Gestalten am anderen Ende zuging.
Dort stand in einem langen Kleid aus Goldbrokat, das mit glitzernden Münzen übersät war, Minnie Renselaas und neben ihr mit einem Likörglas in der Hand - Alexander Solarin. Er sah mich mit seinen blaßgrünen Augen an.
Seine Augen blitzten und lächelten wie an dem Abend in dem großen Zelt am Strand, als er so plötzlich verschwunden war. Er kam auf mich zu und drückte mir die Hand. Dann sagte er zu Lily:
„Wir haben uns nie richtig vorgestellt.“ Lily richtete sich auf, als habe sie vor, ihm den Handschuh vor die Füße zu werfen - oder besser gesagt ein Schachbrett, um ihn auf der Stelle zu einem Spiel herauszufordern. „Ich bin Alexander Solarin, und Sie sind die Enkelin eines der größten lebenden Schachmeister. Ich hoffe, ich kann Sie ihm bald zurückbringen.“ Das Kompliment besänftigte Lily etwas, und sie schüttelte Solarin die Hand,
„Genug“, sagte Minnie, als Kamel neben uns trat. „Uns bleibt nicht viel Zeit. Ich. nehme an, Sie haben die Figuren.“ Auf dem Tisch hinter dem Leuchter stand das kleine Metallkästchen, in dem sie das Tuch des Montglane-Schachspiels aufbewahrte.
Ich klopfte auf den Stoffbeutel, und wir

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